Kapitel 05

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•Rowan•

Kade war wirklich...interessant, wenn ich das so sagen konnte.

Für einen Star mit mehr Geld, als er jemals ausgeben konnte, und mehr Followern, als manches kleines Land Einwohner hatte, war er erstaunlich bodenständig und sogar recht kompromissbereit.

Er fuhr zwar ein teures Auto, doch es schonte die Umwelt, sein Haus war auch nicht so groß, hatte zwar coole Gadges, aber alles energiesparend und umweltbewusst.

Nach einer Tour durch sein gemütliches Zuhause, was am Rande von Los Angeles lag, hatte ich sogar einen kleinen Gemüsegarten gesehen.

Alles war modern, aber gemütlich und bewusst eingerichtet.

Heute hatten wir zuerst einen Termin bei einer Zeitschrift für ein Interview, danach ging es ins Studio um das neue Album zu besprechen.
Während der Autofahrt zur Redaktion der It-Today erklärte mir Kade mehr und mehr Sachen aus seinem Alltag, und erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, wie voll sein Kalender eigentlich war.

Noch dazu fand ich es gut, dass er mir mehr erzählte, am Anfang dachte ich, dass er komplett dicht machte und mich nicht an sich heranließ, aber vielleicht merkte er ja auch, dass kein Weg daran vorbeiführte, mit mir zu kooperieren.

Kade ließ nicht eine Unsicherheit aufblitzen, nichts von dem was er sagte könnte einen Skandal auslösen und ich fragte mich, ob er wirklich so ein guter Junge war oder doch einige Leichen im Keller hatte.

Aber das musste ich wohl selbst herausfinden, das brauchte Zeit, und heute war ja erst mein erster offizieller Tag.

Kade bog gerade in eine Straße ein, er hatte darauf bestanden selbst zu fahren, und redete gemütlich weiter.

"Ja, also das wichtigste diese Woche ist eigentlich das Interview gleich, Herr Huntley erwartet uns dort schon, und nächste Woche Freitag dann mein Erscheinen zum Benefizkonzert der School for Music and Art."

Ich notierte mir das gedanklich und nickte.
"Okay gut..."

"So kurz nach der Tournee ist eigentlich nie viel los, die Medien berichten noch kurz darüber und schauen dann, was noch so in der Welt passiert." klärte er mich auf.

"Aber auf Ihrer Tournee war doch was los, oder? Wegen Ihrem alten Bodyguard?" erkundigte ich mich neugierig und sah ihn von der Seite an.

Dass er sich anspannte bemerkte nur ein geübtes Auge, seine Finger hielten das Lenkrad fester, so dass die Knöchel weis wurden und die Zähne presste er zusammen.

"Eigentlich war das bloß eine Lapalie..." sagte er, jedoch leiser als zuvor und deutlich genervt.

Eine Lapalie? Ich kannte mich kaum aus mit seinem Leben, aber wenn es die Medien interessierte, dass sein Begleitschutz gewechselt hatte, dann musste mehr dahinterstecken als Kade zugeben mochte.

"Wieso ist er dann nicht geblieben?" harkte ich nach und musterte ihn, seine blauen Augen sahen mich mahnend an.

"Geht Sie das was an?"
Schon war seine gute Laune von eben dahin.

Da muss mehr passiert sein, wenn er so ein Geheimnis darum machte.

"Wenn ich Sie beschützen muss und vermeiden soll, dass etwas ähnliches passiert, dann ja." sagte ich streng und sah den Star ernst an.

Er hielt vor einem Hochhaus und schaltete den Motor ab.
Als er seine Hände am Lenkrad betrachtete wirkte er wie ein Kind.

"Das wird sich nicht wiederholen, das verspreche ich." meinte er bloß und stieg aus, ich folgte ihm schnell.

Ich überlegte, noch etwas zu sagen, doch das würde nichts bringen;
Kades ganze Haltung bewieß, dass er nicht darüber reden wollte.

Wir gingen schweigend ins Gebäude und holten unsere Besucherausweise an der Rezeption ab, die Stimmung war plötzlich irgendwie unangenehm angespannt, aber mir viel nichts ein, was ich hätte sagen können.

Der Rapper neben mir schwieg, er hatte ein verdammt gutes Poker-Face.
Wenn ihn etwas beschäftige, dann sah man es nicht.

Der Fahrstuhl zur Redaktion von It-Today war aus Glas und je höher man fuhr, desto kleiner wurden die Menschen in der Eingangshalle des Hochhauses.

Mir brach kalter Schweiß aus und ich kniff die Augen zusammen.

Scheiße, meine Höhenangst war niemals wirklich ein Problem, aber manchmal wollte ich sterben, wenn ich sowas sah.

Kade neben mir gluckste belustigt, keine Ahnung wie er es schaffte arrogant und mitfühlend zugleich zu wirken.

"Höhenangst?" fragte er schmunzelnd, ich brummte nur und konzentrierte mich darauf, mich nicht zu übergeben.

"Gleich vorbei." meinte er mitfühlender, als ich erwartet hatte und klopfte mir auf die Schulter.
Schlug mein Herz wegen der Höhe oder wegen dieser Geste so hoch?

Als wir endlich aus dieser Hölle entkamen folgte ich Kade zur Tür der Redaktion, der hier zwei ganze Etagen gehörte.
Ich konnte mich erinnern einmal im Auftrag von Herr Greyson hier gewesen zu sein, weil ich Fotos gegen Geld tauschen musste.

Wir konnten einen Skandal verursachen und die Zeitschrift brauchte die Story.

Würde man mich erkennen? Es war drei Jahre her, aber man wusste ja nie.

Kade meldete sich bei der jungen Frau, die ihn zu kennen schien, denn sie wunk uns einfach durch.

Wieder einmal fragte ich mich, ob man als Star wirklich Gott und die Welt kannte, oder das nur ein Nebeneffekt seiner Karierre war.

"Evangelien ist gleich bei euch." sagte die Rezeptionistin noch, und der Name sagte mir dunkel etwas, doch ich kam nicht darauf, wer sie war.

Kade lächelte nochmal und ging ins Studio, ich folgte ihm brav und sah mich nach potenziellen Bedrohungen um.

Herr Huntley, Kade's nerdiger Agent, der aussah als hätten Ron und Harry ein Baby gemacht, wartete tatsächlich schon auf uns.

Als schließlich Evangelien in den Raum stolzierte, wusste ich auch, welche Bedrohung ich im Auge behalten musste, aber keine für Kade.

Sondern für mich und meine geheime Mission.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now