Kapitel 61

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•Kade•

Es war Winter, jedenfalls kalendarisch.

Für Dezember war es noch recht warm den Tag über, es lag kein Schnee, dafür regnete es und der Wind war eisig.

Nur Nachts war es fucking kalt.

Tief eingewickelt in Mantel, Schal, Mütze und Boots lief ich zum Hauptgebäude von Industrial Music, weil Herr Thompson mich zu sich gerufen hatte.
Ich wusste nicht wieso, er sagte bloß, wir müssen reden und es sei wichtig.

Keine Ahnung was er wollte, ich hatte bloß dieses ungute Gefühl im Magen.

Vielleicht war es was mit Rowan, das wäre auf vielerlei Weise nicht gut.

Zum einen war unsere Trennung nun schon zwei Monate, acht Tage und etwa dreizehn Stunden her und ich versuchte jeden Gedanken an ihn zu verbannen, zum anderen hatte ich Angst, sie könnten etwas über seinen Job bei mir herausgefunden haben.

Ich hatte natürlich nichts verraten, über seine Beschäftigung bei Greyson Industries oder seine Versuch meine Karriere zu ruinieren; ich war weder Petze, noch unfair.

Ihn könnten einige Vehrfahren erwarten, wenn das bekannt würde, und dann würde der skupellose Herr Greyson ihm im Nacken sitzen.

Nein, Schaden wollte ich Rowan nicht, dafür ... ja, dafür liebte ich ihn zu sehr.

Aber es war vorbei, was ich ihm angetan hatte, was wir uns entgegengebrüllt hatten, das konnte nicht ungeschehen gemacht werden.
Ich schämte mich.

Vielleicht sollte es einfach nicht sein.
Dieser Gedanke brach mir das Herz jedesmal, wenn ich ihn dachte erneut.

Bevor mich ein weiterer Heulkrampf heimsuchte schlüpfte ich schnell durch die Tür ins Warme.

Hier drin bildete mein Atem endlich keine kleine Wolke mehr und meine Schultern entspannten sich etwas.
In diesem Gebäude fühlte ich mich wohl, ich lief zum gläsernen Aufzug und dachte unweigerlich an Rowan.

An unsere erste Begegnung in diesem Gebäude.

Ich erinnerte mich an seine Höhenangst, an sein Lächeln das er mir zugeworfen hatte, unsere hitzige Diskussion über Kaffee.
Was hätte ich nur alles dafür gegeben die Zeit zurückzudrehen und wieder mit ihm reden zu können.

Als würde ich ihn jeden Tag sehen, so gut erinnerte ich mich an jedes Detail in seinem Gesicht.

Kurz kam es mir so vor, als würde er hier neben mir stehen, mich anlächeln und mir etwas romantisches zuflüstern.

Ich konnte mich immer in seinen dunklen Augen spiegeln, sah all die Liebe darin, die ich mit Füßen getreten hatte. Ich erinnerte mich an jedes Muttermal in seinem Gesicht, jede Linie die ich nachgefahren war, jede sanfte Berühung seiner Lippen auf meiner Haut.

Es war noch immer so nah, so real, dass ich eine Gänsehaut bei dem Gedanken bekam, doch das Pling des Fahrstuhls ließ mich aus meinem Tagtraum erwachen und zusammenzucken.

Rowan war nicht hier.

Und das tat weh.

Ich versuchte jeden Gedanken an ihn aus meinem Kopf zu verbannen und straffte die Schultern.

Erstmal brachte ich das Treffen mit Herr Thompson hinter mich, danach konnte ich mich wieder in meine Stinkedecke wickeln und in Selbstmitleid baden.

Als ich vor dem Büro zum Stehen kam, waren die Vorhänge zugezogen, und wie ich wusste hieß das nichts gutes.
Die Glaswände waren sonst immer offen, nur wenn es eine Krise gab waren sie zu.

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now