Kapitel 03

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•Rowan•

Kade verließ einfach das Büro des Chefs, ohne sich zu verabschieden, zu entschuldigen, mir zu sagen, ich solle ihm hinterher oder ohne seinen verdammten Kaffee mitzunehmen.

Mein fragender Blick wand sich an Herr Huntley, Kade's Agenten, doch der machte eine wegwerfende Handbewegung und deutete, dem Star zu folgen.

Ich sprang auf und griff nach dem Becher, bedankte mich nochmal bei Herr Thompson, der jünger war als erwartet, und rannte hinter Kade her.

Dessen schnelle Schritte führten ihn derweile in den Aufzug dieser Etage, ich musste rennen, um noch meinen Fuß zwischen die sich schließenden Türen zu schieben.
Die Tür schob sich wieder auf und ich stieg zu Kade in den Fahrstuhl, welcher das missmutig beobachtete.

"Sie müssen mir nicht hinterher." baffte er mich an.

"In meinem Arbeitsvertrag steht, dass ich das muss..." verteidigte ich mich und stellte mich neben ihn.

Er sagte nichts mehr, starrte nur mit stummer Miene die sich nun endgültig schließende Tür an.
Nun waren wir alleine.

Keine Ahnung was ich sagen sollte, ich wusste nicht mal, was ich erwartet hatte.

Sicherlich mussten wir erstmal warm miteinander werden, aber, dass er so abweisend sein würde hätte ich nun nicht erwartet.

Ich konnte ihn eben zwar schon genauer betrachten, aber jetzt war das irgendwie anders. Als würde ich ihn beobachten, wie ein Stalker.

Waren Bodyguards Stalker?
Ich hatte keine Ahnung, was genau von mir erwartet wurde.
Ich hatte schon andere begleitet, doch die waren meistens kooperativer.

Genaueres würde mir also Kade erklären... unpraktisch, wenn genau der Kerl nicht mit mir reden wollte.

Seine hellbraunen Haare hingen ihm über die Stirn; als hätte man seinen Kopf geviertelt, war eine große Stelle der Haare über Stirn und Ohr blau gefärbt, ein leichter Bartschatten zeichnete sich um sein rundes Kinn ab.
Die hellbraunen Seiten seiner Frisur waren ordentlich geschnitten, die Kleidung sauber und faltenfrei...

Wie ein typischer Rapper sah er nun nicht aus, wenn man die blaue Stelle in seinen Haaren ignorierte.

"Wollen Sie ein Foto machen, damit Sie später noch starren können?" fragte er plötzlich, woraufhin ich verlegen den Blick Richtung Boden wand.

Ich hatte überhaupt nicht gemerkt, dass ich gestarrt hatte.
Unangenehm...

"Entschuldigen Sie..." murmelte ich, was er mit einem Schnauben abtat.

Endlich öffneten sich die Fahrstuhltüren wieder, die Luft in dem Metallkasten wurde gefüllt mit peinlicher Stille.

Kade lief ebenso schnurstracks zum Ausgang wie eben schon; ich hatte fast Probleme mitzuhalten.

"Kade dein Kaffee!" sagte ich und hielt ihm den Becher hin.

Aprubt blieb er stehen und sah mich an, sein Blick hatte etwas finsteres.

"Herr Fletcher."

"Was?"

Er schnaubte erneut.
"Sie nennen mich Herr Fletcher, so wie ich Sie Herr Reece nenne, klar? Wir siezen uns!"

Erstaunt sah ich ihn an, als ich irritiert nickte, nahm er mir den Kaffee ab und lief weiter.

Ganz sicher nicht.

Ich stapfte hinter ihm her, deutlich genervter.

"Okay, Herr Fletcher." sprach ich weiter, seinen Namen betonte ich dabei deutlich übertrieben.

Er wand den Kopf zu mir, ging aber unbeirrt den Weg zum Parkplatz.

"Ich soll Sie beschützen, also werde ich das tun. Ob es Ihnen gefällt oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Sie werden mir jetzt also sagen, was ich wie zu tun habe oder ich mache es von selbst!"

Dass ich seine Geheimnisse für einen Skandal ans Licht bringen sollte erwähnte ich natürlich nicht.
Also musste ich bei ihm bleiben, auch wenn es schwer werden würde.

Der Blick aus seinen blauen Augen wurde zunehmend skeptischer, als er mich argwöhnisch musterte.
Irgendwie fühlte es sich seltsam so betrachtet zu werden;
Als würde nur er einen so ansehen können.

Wir schwiegen, mittlerweile standen wir auf dem Parkplatz der Agentur.

"Gut." sagte er.

"Was gut?"
Der Kerl machte mich verrückt, jetzt schon.

"Morgen sind Sie Punkt 8 Uhr bei mir. Die Adresse haben Sie ja. Heute habe ich frei. Also tschüss!"

Mit diesen Worten öffnete er die Tür zu seinem Auto und knallte sie wieder zu.

Ich sah ihm überrumpelt nach, als er wegfuhr und mich auf diesem Parkplatz stehen ließ.

Wow.

Eigentlich war Kade immer ein Rapper und Sänger für mich gewesen, der zwar dieses Badboy Image hatte, aber niemals mit irgendwelchen Skandalen in Verbindung gebracht wurde.

Und ich wusste wirklich nicht, was ich von ihm halten sollte.
Hasste er mich oder war er zu jedem der ihm helfen wollte so?

Ich holte mein Handy raus, wählte die Nummer meines, eigentlichen, Chefs und ging zu meinem Auto.

"Greyson Industries, Alan Greyson am Apparat."

"Ich bin drin." sagte ich bloß, weil er genau wusste, wer ich war und was das zu bedeuten hatte.

"Gut so, gibt es denn Probleme?"
Er zweifelte gar nicht an, dass ich es geschafft hatte, sondern wusste, dass ich nicht anrufen würde, wenn es nicht wichtig war.

Schließlich sollte niemand wissen, dass ich hier undercover arbeitete.

Ich stieg in mein Auto und schloss die Tür.
Hier drinnen waren es mindestens eintausend Grad, nur weil ich in der Sonne geparkt hatte.

"Er vertraut mir nicht." sagte ich leise, auf der anderen Seite der Leitung blieb es kurz still.

"Ändern Sie das." antwortete er bloß.

"Aber Sir, wie-"

"Ändern Sie es. Hat bei mir doch auch geklappt." unterbrach er mich.

Ich biss mir auf die Lippe, als ich an unsere erste Begegnung dachte.
Ja, ich konnte jeden dazu bringen mir zu vertrauen.

"Okay. Ich melde mich."

Herr Greyson brummte zufrieden und legte einfach auf.
Seufzend sah ich mein Handy an.

Das wird nicht einfach werden.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now