Kapitel 54

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•Kade•

Wir hatten nichts über die Quelle herausgefunden, von der aus der Porno kam.

Thompson hatte ein paar Kontakte gebeten weiteres darüber herauszufinden, doch es war eh egal woher er kam.

Es hatte sich im Netzt verbreitet und würde niemals wieder verschwinden.

Wie ein ekelhafter Parasit, der sich in deinen Körper gefressen und Eier gelegt hatte. Er selbst könne sterben, doch seine Nachkommen werden für immer in deinem Leib leben und auftauchen, mal hier mal da.

Ich hatte in den letzten Jahren kaum an diesen Film gedacht, es war eine blöde Idee gewesen und ich bereute es zutiefst, vielleicht nicht den Sex, der war gut, aber alles andere.

Auf meinem Handy tauchten mehr Schlagzeilen über den Film auf, auch wenn die großen Medien alles wichtige zensierten, war ich mir sicher, dass sehr viele ihn bereits auf speziellen Plattformen gesehen hatten.
Aber nicht nur der Film machte mich fertig, es war alles drumherum.

Meine Seuxalität war nie ein Geheimnis gewesen, aber direkt unter die Lupe genommen wurde sie zuvor auch nie. Dazu kamen fragen über meinen Gesundheitszustand, die alte Geschichte mit River wurde wieder vorgeholt und natürlich stand die Frage meiner Beziehung zu Caleb im Raum, die weitere Probleme mit sich brachte.

Hatte ich die Stelle in bei Industrial Music nur, weil ich diese Beziehung ausgenutzt hatte? War es meine wachsende Berühmtheit, die andere dazu brachte dem einen Riegel vorzuschieben? Vielleicht ja, aber dazu müsste ich wissen, wer den Film hochgeladen hatte und dazu fiel mir nichts ein.

Nichts logisches.

Außerdem wollte ich mich noch mit Rowan aussprechen, halbwegs wenigstens, nur damit nicht den Rest der Tour eine seltsame Stimmung zwischen uns herrschte.

Ich durfte entscheiden, ob sie weiterlaufen sollte oder nicht, und auch wenn mir der Gedanke Angst machte und ich nicht wusste, was da noch kommen sollte, hatten meine Fans Geld dafür bezahlt mich live zu sehen, manche das erste Mal, ich wollte sie nicht enttäuschen.

Morgen würden wir in die nächste Stadt reisen und eine Pressekonferenz zu den wichtigsten Fragen beantworten, bis dahin musste ich mich sammeln.

Genervt schloss ich die Nachichtenmeldungen der Klatschpresse auf meinem Handy und warf es aufs Bett.
Hier auf dem Fensterbrett konnte man gut sitzen und nachdenken, ich sah die Menschen unten wie Ameisen hin und herlaufen.

Sie alle hatten ein Leben, weniger Probleme, jedenfalls weniger gewichtige als meine, und konnten Ruhe finden in dem was sie taten.

Als Kind war alles was ich wollte ein aufregendes, sorgenfreies Leben haben. Berühmt zu sein war mein größter Traum, und auch wenn ich mein Leben liebte, stellte ich mir mittleweile nicht zum ersten Mal die Frage, ob ich so weitermachen wollte wie bisher.

Ich hatte erreicht was ich wollte, also wieso stellte es mich nicht zufrieden?

Wieso zweifelte ich plötzlich?

Oh Gott, ich dachte wirklich zu viel nach, mein Kopf tat davon schon ganz weh.

Wie auf Kommando klopfte es an meine Tür.
"Herein." rief ich bloß, ohne hinzusehen wer es denn war.

"Hey, hab hier Kaffee für dich." sagte eine mir nur zu gut bekannte Stimme.

Mein Kopf fuhr herum und zu meinem Erstaunen, und entgegen aller Erwartungen, stand da Caleb mit einem Papppecher in meinem Zimmer.

Kurz war ich zu perplex um zu reagieren, dann drehte ich mich zu ihm um.

"Oh... hey, hab nicht mit dir gerechnet." gab ich zu und musterte meinen alten Freund.

Es war erstaunlich, wie er es schaffte immer gleich auszusehen. Sein Ausdruck hatte immer etwas arrogantes an sich, egal was er tat. Sogar beim Sex, so ungern ich daran dachte.

"Ich wollte nur sagen, dass wir jetzt sicher wissen, dass es Eve war. Dein Agent ist am Boden zerstört."

Caleb reichte mir den Kaffee den ich seufzend nahm, jedoch nichts davon trank.

"Die Bilder wurden in ihrer Zeitschrift zuerst veröffentlich, das Twitter Profil war von ihr. Was sie getan hat ist an sich nicht strafbar, außer du willst eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch oder so machen." redete er weiter, ich schüttelte den Kopf.

Ihr Verrat traf mich hart, ich dachte wir seien Freunde. Dass sie sich nun so gegen mich wendete tat weh.

"Ich würde nur gerne verstehen, warum sie das getan hat." flüsterte ich deprimiert. Ich wusste nicht, was ich tun konnte, damit das alles endlich aufhörte. Ich wollte mein altes Leben zurück.

"Wegen des Geldes, vermutlich." Caleb zuckte mit den Schultern. "Geht es dir soweit gut?"

Wenn ich das wüsste.
"Mein Leben ist gerade eine Achterbahn..." begann ich und sah Caleb nachdenklich an. "Ist scheiße gelaufen, ich hab mich außerdem mit Rowan gestritten."

Warum ich ihm das anvertraute wusste ich nicht, in Calebs Augen tauchte ein interessiertes Funkeln auf.
"Achja?" hinterfragte er. "Warum denn?"

Ich konnte und wollte ihm nichts von Rowans Verrat erzählen, nicht solange ich selbst das nicht mit ihm geklärt hatte. Außerdem hassten die beiden sich eh schon, das musste ich nicht weiter provozieren.

"Ist egal. War halt ein Streit." tat ich es ab, was nicht ganz der Wahrheit entsprach, aber auch keine Lüge war.

"Oh." Klang er enttäuscht?
"Okay, naja... wollte nur nach dir sehen."

"Wisst ihr wegen dem Filmchen schon mehr?" erfragte ich, Caleb sah kopfschüttelnd runter.

Eine seltsame Athmosphäre umgab ihn, als würde er sich schämen.

"Hey, wie geht es dir mit der ganzen Sache?"

Er hob wieder den Kopf, fragend. "Mir? Wie soll es mir gehen? Dich macht es doch fertig. Im öffentlichen und privaten Sinn."

Seufzend sah ich mich im Raum um, einfach weil ich ihn nicht ansehen wollte.
Seit unserem Streit vor einigen Wochen waren wir nicht mehr allein gewesen, hatten auch nicht geredet oder ähnliches, es war seltsam.

"Schon, aber deine Familie und die Firma die du übernehmen sollst werden in den Dreck gezogen. Dich betrifft das auch."

Er schwieg, vermied es meinen Blick mit seinem zu kreuzen.

"Kade, ich..."

Ein Klopfen unterbrach Caleb. Ich sah zur Tür und rief, wie bei Caleb zuvor, herein.

Rowan steckte seine dunklen Locken durch den Türrahmen und sah mich schüchtern an.
"Kade ich wollte- oh..." Sein Blick fiel genervt auf Caleb. Ich weiß nicht, was zwischen den beiden lief, aber Bros würden sie nicht mehr werden.

"Soll ich später wiederkommen?"

Während ich "Nein" sagte, antwortete Caleb mit "Ja", wir sahen uns an.

"Ich wollte eh mit Rowan reden." erklärte ich ihm, er nickte.

"Nagut, wir sehen uns morgen." sagte Caleb und verschwand ohne ein weiteres Wort schneller als er gekommen war.
Rowan machte nur wenig Platz, kam dann aber herein.

"Hey, wir wollten..."

"Reden." beendete ich seinen Satz.

Ja wollten wir, nur waren meine Gedanken immer noch so wirr, dass ich nicht wusste, was ich sagen sollte.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now