Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]

Kapitel 36

•Kade•

Okay, ich würde es ihm gleich sagen.
Das war ich ihm schuldig. Ich durfte nur keine Panik bekommen.

Tief atmete ich durch, unterdessen sah Rowan mich aufmerksam an.
Ich liebte ihn, wirklich. Ich war ihm gänzlich verfallen, deshalb verdiente er die Wahrheit.

"Du weißt ja, dass mein alter Bodyguard gekündigt hat." Begann ich.
Es war wohl besser von Vorne zu beginnen.

Rowan nickte, sein Blick verriet nichts darüber was er dachte.

"Er wurde mir vor etwas mehr als zwei Jahren zugeteilt, sein Name ist River."

Was jetzt kam war schwer auszusprechen. Ich habe immer wieder versucht zu leugnen was da gewesen ist, es zu verdrängen und zu verheimlichen.

"Wir haben uns schnell gut verstanden und...daraus wurde mehr. Wir hatten so eine Art Beziehung."
Mein Blick wanderte nach unten.

Ich konnte Rowan nicht ansehen. War er wütend? Enttäuscht? Keine Ahnung, ich wollte es bloß hinter mich bringen.

Mein Herz schlug schnell, so aufgeregt war ich lange nicht mehr, dennoch sprach ich weiter.
"Es begann ziemlich unschuldig, aber wir verstanden uns gut, waren auf einer Wellenlänge. Eigentlich war das ja nicht gerne gesehen, weil der Bodyguard Job und Gefühle immer trennen sollte, doch niemand hatte etwas gemerkt. Wir hielten es geheim."

Jetzt traute ich mich doch aufzusehen.

Rowan musterte mich nachdenklich, seine Stirn war in Falten gezogen, als ob er überlegen musste wie er das fand.
Aber er wirkte auf mich nicht wütend.

Eigentlich war er immer sehr beherrscht, noch etwas, das ich an ihm so mochte.
Als er weiterhin nichts sagte, fuhr ich einfach fort.

"Es lief eine ganze Weile so. Allein, geheim, nur für uns. Bis ein Fan ein Foto machte, auf dem River und ich Händchen haltend zu sehen waren. Das machte die Runde, viele vermuteten, dass die andere Person, natürlich mit Sonnebrille und Cap, River war."

Ich konnte mich an den Tag gut erinnern.
Es war schön warm, wir wollten einen freien Tag genießen, River war nichtmal im Dienst.
Nur wenig später ging der Stress los.

"Als darüber diskutiert wurde und immer mehr Theorien aufkamen, wollte ich es öffentlich machen." Den letzten Rest murmelte ich nur, doch Rowan verstand.

"Und er nicht?"
Mittlerweile aß er seine Pizza. Dankbar für etwas Ablenkung biss ich in mein erstes Stück hinein.

"Nicht wirklich." nuschelte ich und schüttelte den Kopf.
"Er wollte seinen Ruf nicht kaputt machen, noch dazu wäre er dann ebenso ins Rampenlicht getreten, in den Fokus der Presse gelangt. Diese ganze Publicity war nie sein Ding."

Rowan nickte wieder und sah auf seine Pizza.
"Was kam dann?"

Ich lehnte mich zurück.
"Was sollte schon kommen. Ein Streit kam." offenbarte ich.
"Ein heftiger, kurz vor einem Konzert. Ich wollte unsere Beziehung veröffentlichen, doch er wollte das nicht..."

Kurz brach meine Stimme ab.
Es war lange her, wieso tat es nur immernoch weh?
Ich liebte River nicht mal mehr.

Als würde er ahnen was jetzt kam sah Rowan mich verheißungsvoll an.

"River sagte damals: 'Du kannst keine Beziehung öffentlich machen, die es nicht mehr gibt.'" Ich hielt die Tränen zurück, mein Herz schmerzte trotzdem.
"So hat er Schluss gemacht. Er hat mich verlassen, weil er es an meiner Seite in der Öffentlichkeit nicht ausgehalten hätte."

Kopfschüttelnd sah ich runter.

Eigentlich war es gut so, denn nur so konnte ich zu Rowan gelangen, auch wenn mich Zweifel plagten.

Wieder kehrte Stille ein.

Rowan schien mich zu beobachten, vorsichtig hob ich den Kopf.

"Das...ist schrecklich, Kade."

Ich schluckte, verwirrt.
"Ja, ich-...warte, was?"

"Na er ist ein Feigling!"
Regte er sich gerade auf? Über River?
"Was hatte er denn erwartet? Dass du deine Karriere aufgibst nur um an seiner Seite zu sein?! Ist ja mal sowas von idiotisch! Du hättest doch alles verlieren können! Das Risiko für dich war noch viel höher! Dieser Schisser hat doch weniger als kein Fünkchen Verstand zwischen den Ohren!"

Erstaunt sah ich ihn an.

Keine Ahnung ob ich es süß, verwirrend oder heiß finden sollte, dass er sich so über River aufregte, aber es tat irgendwie gut.

"Ähm...", unterbrach ich seinen Redefluss. "Du bist nicht sauer oder so?"

Er hielt inne und blinzelte verwirrt.
"Auf dich? Nein wieso? Ich finde es eher mutig."

"Mutig?"

"Ja, klar. Die erste Beziehung mit einem Bodyguard scheiterte und jetzt beginnst du die nächste."

Klar, das musste wohl mutig wirken.

"Vielleicht ist es auch Verzweiflung?" Flüsterte ich zu mir, Rowan hörte es trotzdem.

"Ich denke du bist nicht gern alleine, deshalb brauchst du jemanden an deiner Seite."

Da hatte er gar nicht so unrecht.

"Und jetzt?" Ich sah ihn an.
"Was denkst du jetzt? Willst du mich auch verlassen?"

Das zu fragen hatte mehr Mut erfordert als gedacht.
Ich hatte Angst vor der Antwort, war unsicher und konnte nicht wissen, was er nun sagen würde.

Schließlich war logisch, dass wir uns nicht ewig im geheimen lieben konnten. Wenn er an meiner Seite blieb, dann würde er früher oder später auch ins Licht der Öffentlichkeit treten.

Er musterte mich stumm.

War er bereit dazu?

•••