Kapitel 50

962 61 18
                                    

•Kade•

Fragend sah ich meinen Freund an, dessen versteinerte Miene ich nur im Spiegel ausmachen konnte, weil er sich immer noch nicht zu mir umgedreht hatte.

"Was ist los, Rowan?" fragte ich wieder und ging einen Schritt zu ihm, ehe ich meine Hand auf seine Schulter legen konnte, drehte er sich zu mir.

Etwas an seinem Ausdruck machte mich nervös, was angesichts meiner Lage nicht von Vorteil war.

"Was hat Herr Thompson gesagt?" fragte er ablenkend und steckte sein Handy in seine Hosentasche; ich folgte seinen Bewegungen unschlüssig.

"Dass wir bis morgen warten sollen, er jetzt alles tut was er kann und sich dann nochmal meldet." antwortete ich, sprach aber sofort weiter. "Und wer war das am Telefon?"

Rowans Seufzen klang erschöpft, ein ungutes Gefühl machte sich in mir breit.

Er lief an mir vorbei in mein Hotelzimmer, Herr Huntley war eben gegangen, also waren wir allein; ich wusste nicht ob das positiv oder negativ war.

"Rowan, du hast doch was!" Ich lief ihm hinterher und griff nach seiner Hand, es dauerte einen Moment bis er sich zu mir umdrehte.
In seinen Augen konnte ich Schmerz und Schuld erkennen, das Gefühl in meinem Bauch wurde nicht besser.
"Sprich mit mir." versuchte ich es sanfter.

Ich sah wie sein Kiefer arbeitete, immer wieder wandt er den Blick ab, gerade wollte ich noch etwas sagen, da seufzte er tief und ließ meine Hand los.

"Kade, ich liebe dich."

Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an.

Hatte er das gerade gesagt? Zu mir? Jetzt?

Oh mein Gott, ich hatte die ganze Zeit davon geträumt, und jetzt sagte er es mir das erste Mal wirklich!
Mein Herz schlug so hoch, dass mir fast schwindelig wurde, und grinsen musste ich auch.

Ich spürte die Röte auf meinen Wangen, gerade wollte ich etwas erwiedern, da hob er die Hand.

"Bevor du antwortest, muss ich dir etwas sagen. Und es wird dir nicht gefallen."

Keine Ahnung was für ein Gesicht ich machte, es musste wohl ein ziemlich verdutztes gewesen sein, denn Rowan verzog seine schönen Züge.
"Setz dich bitte."

Mir schossen alle möglichen Gedanken durch den Kopf, denn was sollte er mir sagen? Wollte er kündigen? Hatte er mich betrogen? Wollte er Schluss machen? Okay nein, er hat doch gerade noch gesagt er liebt mich.
Aber was war es dann?

Wie befohlen setzte ich mich auf das Bett und legte die Hände in den Schoß.

Dieser Tag schien ein auf und ab an Gefühlen zu sein.

Ich beobachtete, wie er nach Worten zu suchen schien und schwer schluckte, ein bisschen hin und her lief und wieder dastand, nachdenklich.

"Rowan du machst mich nervös." sagte ich schließlich. Das war schon schwierig mit anzusehen, was wollte er mir denn bitte sagen?

"Ich bin nervös!" entgegnete er, endlich sah er mich an.

"Sag es einfach." Was konnte es schon sein? Dass er den Herd angelassen hatte?

"Du wirst mich hassen." flüsterte er, mehr zu sich selbst als zu mir. Sanft griff ich nach seiner Hand und strich darüber.

"Rowan, ich könnte dich niemals hassen." beruhigte ich ihn.
Seine rauen Hände strichen behutsam über meine, ein verliebtes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus.
Wenn er dazu noch etwas sagen wollte, so schwieg er und setzte sich stattdessen vor meine Füße.

"Kade." sagte er mit rauer Stimme und sah zu mir hoch. "Bevor ich für dich und Industrial Music gearbeitet habe, war Herr Greyson mein Chef."

Fragend sah ich ihn an. "Herr Greyson? Der Vorsitzende von Greyson Industries? Da wo Troy ist?" Er hatte für einen konkurierenden Musikverlag gearbeitet? Als was denn?

"Ja, ich hatte...spezielle Aufträge."

Ich war immer noch nicht sicher worauf er hinaus wollte.
"Als was hast du gearbeitet? Auch als Bodyguard?"

"Nicht so richtig, mehr so als...Spion."

Ich fand den Gedanken witzig, Rowan in Anzug und Sonnebrille, mit Lasern und geheimen Aufträgen, bis mir die Bedeutung langsam bewusst wurde und mir dämmerte, was ein Spion bei Verlägen so tat.

"Warte, was hast du getan?" fragte ich, ungewollt ruppig und ließ langsam seine Hände los.

Ich verstand es nicht, was wollte er mir sagen?

"Ich sollte Informationen herausfinden und weiterleiten." brachte er mühsam hervor. Man sah ihm an, dass es nicht leicht war, das zu erzählen.
"Als ich dringend einen Job suchte und gerade bei den Bodyguards fertig war, warb mich Herr Greyson an. Ich dachte ich solle Musiker beschützen und fand den Job gut, ich wurde gut bezahlt."

Mit jedem Satz den er sagte wurde mir übler, so langsam konnte ich mir denken, worauf er hinauswollte.

"Aber das war nicht alles. Irgendwann lief es nicht gut für Greyson Industries und die einzige Chance den Verlag und somit auch meinen Job zu retten war, dass wir die Konkurrenz ausschalteten."

"Oh Gott du hast getötet?!" rief ich entsetzt, Rowans Kopf schnellte sofort hoch.

"Nein! Nein habe ich nicht! Oh Gott, nein!" Erst sein geschockter Blick ließ mich mich beruhigen, also zog ich ihn verwirrt aufs Bett und drehte mich mehr zu ihm.

"Aber was meinst du mit ausschalten? Wen denn? Und wie?"

Er leckte sich nervös über die Lippen, traute sich offenbar nicht mich anzusehen.
"Andere Musiker. Ich wurde in deren Umfeld eingeschleust und sollte an Informationen kommen, die ich an andere weitergab um somit Skandale zu verursachen. Solche, die die Karriere der anderen beendete."

Es traf mich wie einen Schlag, als mir bewusst wurde, was er hier tat. Was er mir sagen wollte.

"Und..." Ich konnte es nicht sagen, allein der Gedanke daran tat weh. Tränen sammelten sich in meinen Augen.

Als wüsste er, was ich sagen wollte, nickte er. "Ich wurde als dein Bodyguard eingeschleußt um einen solchen Skandal zu verursachen."

Ich wollte etwas sagen, oder schreien, aber er hob sofort die Hände.
"Nein! Das mit dem Porno war ich nicht! Und diese andere Sache auch nicht!"

Zischend verließ die Luft meinen Mund wieder, jetzt war ich es der aufstand.

"Du hast mich die ganze Zeit belogen?" fragte ich aufgebracht und lief hin und her.

Sein Nicken traf mich hart, es schnürte mir die Kehle zu.

"Diese ganzen Zufälle der letzten Monate...waren also keine Zufälle?" fragte ich weiter.

Wieder nicken. Wenigstens hatte er den Anstand beschämt zu schauen.

Doch ich wollte nicht wegrennen, nicht so wie früher. Ich wollte mich dem Problem stellen.

Nur war dieses hier riesig und brachte mich zum heulen.

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now