Kapitel 51

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Rowan

Scheiße.

Jetzt war es raus.

Ich hatte es ihm gesagt. Kade wusste nun, was Sache war, und ich war nervöser als jemals zuvor.

Aber trotz meiner Angst, dass nun alles beendet war, machte sich Erleichterung in mir breit, denn endlich lebte ich nicht mehr mit dieser Lüge.

Mein anderes Problem war nun, wie ich Kade nicht verlor.

Bis jetzt ging er noch haareraufend vor mir auf und ab, sagte aber nichts weiter.

Versuchte er sich zu fassen? Wollte er die richtigen Worte wählen um sich jetzt von mir zu trennen? Schrie er mich gleich an?

Ich konnte es nicht einschätzen, also versuchte ich meinen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bekommen.
Fuck man! Hätte ich diesen Auftrag doch niemals angenommen!

Allerdings... hätte ich diesen Auftrag niemals angenommen, hätte ich Kade nie kennengelernt, nicht so, und ich wusste nun was ich versäumt hätte.

Schier endlose Minuten vergingen, in denen keiner von uns etwas sagte, dann drehte sich Kade zu mir um, die Haare vom raufen ganz zerzaust, die Augen feucht von Tränen, nur weinen tat er nicht.

"Also...du hast den Auftrag bekommen meine Karriere zu ruinieren?" sagte er mit zittriger Stimme; schwer schluckend nickte ich.
"Du wurdest also bei mir...eingeschleußt, solltest Dinge herausfinden und...was? Mein Leben versauen?"

Ich wollte etwas antworten, holte Luft, stieß sie jedoch wieder aus und konnte nur seufzen." Ich weiß auch nicht." brachte ich erstickt hervor, selbst den Tränen nahe.

"Ach du weißt nicht?" höhnte er; jep, das hatte ich verdient.
"Was weißt du denn, Rowan?"

Ich verstand seine Wut, noch mehr die Enttäuschung in seiner Stimme.

"Ich wollte nicht, dass das alles so kommt! Ich wollte aussteigen und das nicht mehr mitmachen, vor einem Monat schon!" versuchte ich mich zu erklären.

In Kades Gesicht spiegelten sich Verständnislosigkeit, Wut und Trauer wieder, doch ich erkannte, dass da ein kleiner Teil von ihm war, der mir glauben wollte.
Er wollte glauben, was ich sagte. Doch seine Angst ließ das nicht zu.

"Vor einem Monat? Wie das?" fragte er, ich stand auf und wollte mit ihm auf Augenhöhe sein, aber er verschrenkte die Arme schützend vorm Körper, also blieb ich nur an Ort und Stelle stehen.

"Ich habe mich in dich verliebt." gestand ich ein zweites Mal das offensichtliche. "Ich konnte dich nicht weiter belügen, also habe ich gekündigt."

Jetzt wirkte er nur verwirrt.
"Und...warum sagst du das erst jetzt? Was ist denn in dem Monat passiert?"

Mit den Händen fuhr ich mir übers Gesicht. Verdammt, das war so kompliziert. Und wie schaffte ich, das zu erklären, ohne dass er mich hasste?

"Versprich mir, mich ausreden zu lassen, ja? Was ich dir jetzt sage ist wirklich die Wahrheit, auch wenn es dir nicht gefällt."

Sein skeptischer Blick verriet nichts über seine Gedankengänge, dennoch sah ich ihn langsam nicken, jedoch sagte er nichts.

"Okay." begann ich. "Also...ich konnte das nicht mehr. Dich belügen, so tun als sei ich nicht an deinen Fehlern schuld, einfach dieses ganze Hintergehen. Deshalb fand ich endlich den Mut, bei Herr Greyson zu kündigen."

Ich machte eine kurze Pause, aber Kade ließ mich wirklich reden, wenn er auch dabei einen etwas verkniffenen Gesichtsausdruck machte.

"Doch der ließ mich nur, wenn ich noch ein großes Ding an Land ziehen würde. Einen großen Skandal über dich fand." Seine Augen weiteten sich, sofort hob ich die Hände. "Nein! Nein, mit dem was heute passiert ist, habe ich nichts zutun!"

Er hatte den Mund offenstehen, hielt sich jedoch an meine Bitte und sagte nichts. Ich sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.

"Der Monat verging aber ich konnte es einfach nicht. Heute wäre er um gewesen, dass diese Sache heute passiert ist, kann nur Zufall sein."

Ich schwieg, was Kade als Zeichen zu nehmen schien, dass ich fertig war.
Er löste seine Arme aus der Verschränkung und rieb sich mit den Fingern die Schläfen.

Kade tat mir unendlich leid. Das ganze prasselte heute so sehr auf ihn ein, alles mit einmal, dass er noch nicht in Tränen ausgebrochen ist und sich im Bad eingesperrt hatte war ein Wunder.

Einen tiefen Atemzug später fand er seine Stimme wieder.

"Okay, also...angenommen du warst das wirklich nicht. Wer soll es sonst gewesen sein? Ich habe diesen...Film keinem anderen gezeigt, und von welchen Fotos hier die Rede ist weiß ich auch nicht." antwortete er gefasst, schien jedoch wirklich kurz davor heulend zusammen zu brechen.
"Also war das eben im Bad Herr Greyson? Was hat er gesagt?"

"Er denkt, dass ich den Film veröffentlicht habe und jetzt kann ich natürlich kündigen." entgegnete ich schwach. Das sprach nicht unbedingt für meine Unschuld.

"Scheiße Rowan, wie soll ich dir jetzt noch etwas glauben?" Eine Träne lief seine Wange herunter, ihn weinen zu sehen tat so viel mehr weh, als die Angst ihn zu verlieren.

"Ich weiß es nicht." gab ich ehrlich zu und sah runter, betrachtete meine Hände.

"Wie soll ich dir vertrauen?" fragte er weiter, schien aber mehr mit sich selbst zu sprechen. "Wie soll das mit uns weitergehen?" Man sah, wie viele Gedanken ihm durch den Kopf schossen, und es tat mir unendlich leid für ihn.

"I-Ich weiß nicht." flüsterte ich ängstlich.

Wir sahen uns in die Augen, und einen Moment lang erkannte ich darin all die Liebe, die ich für ihn empfand. Das konnten wir doch nicht wegwerfen.

"Kade, ich liebe dich."

Er presste die Lippen zusammen.

"Und ich liebe dich." antwortete er, mein Herz setzte einen Moment aus, nur um dann doppelt so schnell weiterzuschlagen.

Das durfte nicht enden, das durfte es nicht!

"Ich muss nachdenken." fügte er schnell an, beendete unseren Blickkontakt und ging zur Tür die auf den Hotelflur führte.
Er sah mich auffordernd an.

Ich biss mir fest auf die Lippen, wusste aber, dass ich jetzt besser gehen sollte.

Langsamen Schrittes ging ich auf ihn zu.
"Was wird nun aus uns?" fragte ich noch, als ich neben ihm stehenblieb und die Türklinke in die Hand nahm.

Seine Augen waren glasig und müde, er konnte mich nicht ansehen.

"Ich brauche Abstand, wenigstens jetzt, Rowan." Er sprach meinen Namen so leer aus wie nie zuvor; beinahe hätte ich gezittert.

"Okay." antwortete ich.

Was hatte ich erwartet? Dass er mir sofort verzieh? Wobei er besser reagiert hatte, als angenommen.

Ich verließ den Raum und flüsterte nochmal "Ich liebe dich", doch die Tür war bereits geschlossen.

Und ich wusste nicht, wann er sie wieder öffnen würde.

•••

Ich entschuldige mich für Rechtschreibfehler.

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now