Kapitel 43

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•Rowan•

Doch leicht misstrauisch verengte ich die Augen.

"Was genau erklären?" Ich legte die Gabel ab und sah ihn forschend an.

"Caleb und ich kennen uns schon einige Jahre." Er stand auf und nahm unsere Teller, um sie in die Küche zu bringen, ich folgte ihm.
"Er ist der Sohn von Herr Thompson. Dem Chef von Industrial Music."

Ich wollte überrascht reagieren und erstaunt einatmen, aber sie hatten den gleichen Nachnamen, also war es doch nicht so unwarscheinlich, daher stieß ich die überschüssige Luft wieder aus.

"Okay, und?" hinterfragte ich.

"Damals habe ich halb auf der Straße gelebt, hatte kaum Geld und musste irgendwie über die Runden kommen. Ich habe Straßenmusik gemacht, mich mit einer Gitarre an den Rand gestellt und so wenigstens etwas verdient."

"Woher hattest du die Gitarre?"

Kade sah ertappt weg. "Ich habe dem Laden später viel Geld gespendet, Klappe jetzt." Schmunzelnd lauschte ich ihm weiter aufmerksam.

"Caleb hat mich gehört, mir gesagt, er kenne jemanden der neuen, unerfahrenen Musikern eine Chance gebe und hat mich überredet, ihm zu folgen."

"Und du bist ihm einfach so gefolgt?" Geschockt musterte ich ihn. Vielleicht sprach da der Bodyguard aus mir, doch jemandem zu folgen, nur weil er ihm ein Angebot macht ist nicht immer die beste Entscheidung.

"Ich fand ihn heiß, okay?"

Skeptisch hob ich eine Augenbraue.

"Klappe hab ich gesagt." Kade erzählte weiter. "Jedenfalls, hat er mir dann seinen Vater vorgestellt. Herr Thompson hatte zu mir gesagt, ich habe Talent, aber zu wenig Ideen. Daraufhin schlug er mir die School of Art and Music vor."

Ich hatte Kade nie gefragt, wann er wieso dort war oder wie er dorthin kam, ich dachte immer, er war erst an dieser Schule und wäre dann bei dem Verleger gewesen.

"Das ist eine Schule für Leute mit Talent aber wenig Mitteln, die nur über Spenden finanziert wird. Ich hab die Aufnahmeprüfung bestanden und bin fast drei Jahre dort gewesen."

Seine Augen funkelten dabei so wie die Sterne, wenn er über seine Leidenschaft redete ließ das mein Herz gleich höher schlagen.

"Deshalb spendest du immer so viel dorthin?" Ich nahm seine Hand.

"Genau. Ich finde das super." Seufzend strich er mit dem Daumen über meine Hand.
"In dieser Zeit sind Caleb und ich uns immer näher gekommen, soweit, dass ich mich in ihn verliebt habe."

Ich verkrampfte mich kurz, sah auf den Boden und beruhigte meine Atmung. Das zu hören tat weh, besonders, weil ich die beiden schon des öfteren zu zweit erwischt hatte. Natürlich vertraute ich Kade, doch dieser Caleb war mir einfach nicht geheuer.

"Natürlich liebe ich ihn nicht mehr!" fügte Kade schnell an. "Aber damals war es halt so. Ich habe es ihm gesagt, er hat es aber niemals erwiedert..." Es klang, als wolle er noch etwas sagen, doch der Satz endete im Leeren.
Sein Blick hatte etwas zurückschauendes.

"Ich war also an dieser Schule, die normale Schule hatte ich schon abgebrochen, dementsprechend war ich weder qualifiziert für einen Job, noch hatte ich andere Einnahmequellen. Caleb und ich verbrachten viel Zeit zusammen. Er zahlte mir fast alles und ich..."

Es entstand eine unangeheme Pause.

"Du hast ihm viel gegeben?" beendete ich seinen Satz so harmlos wie möglich.

"Äh...genau." Er errötete, ich lehnte mich gegen den Küchenthresen.
"Ich brauchte Geld, doch woher sollte ich es nehmen?" Kade beschäftigte sich weiter damit die Küche aufzuräumen, ich wollte ihm ja helfen, hörte aber viel lieber gespannt zu.
"Und woher kam es dann?" 

"Caleb hatte da eine Idee." fuhr er fort, wirkte aber nicht begeistert. "Etwas, womit man viel Geld verdienen konnte. In kurzer Zeit."

Wieder misstrauisch musterte ich ihn. Ich war ja kein Cop, aber das hörte sich auch in meinen Ohren nicht legal an.

"Viel Geld? In kurzer Zeit?"

Kade nickte, presste die Lippen dabei zu einem Strich zusammen.

"Drogen? Alkohol? Waffenhandel?"

Er schüttelte den Kopf, ich sah ihn nur an. "Was kann den schlimmer sein als das? Und trotzdem Geld bringen? Oh Gott, warst du in andere miese Geschäfte verwickelt?" Langsam machte ich mir echt Sorgen.

Er kaute nervös auf seiner Unterlippe herum, sein Blick wanderte überall hin. "Das ist verrückt." murmelte er.

Seufzend ergriff ich seine Hand. "Okay, egal was es ist, das ändert nichts daran wie ich für dich empfinde, okay?" versuchte ich ihn zu besänftigen.

Er sah mich an, nickte dann.

"Also, was war es?"

"Pornos."

Ich starrte ihn an. Blinzelte. Starrte weiter. Hoffte mich verhört zu haben.

Zwischen uns war es still. Keiner sagte etwas, nur Kade sah mich nervös und beschämt an.

Ich sollte vielleicht etwas sagen, darauf reagieren, doch ich war sprachlos und hatte keine Ahnung, was da jetzt antworten konnte.
Cool? Super? Lass uns auch einen drehen?

"Okay." brachte ich nur überfordert hervor.

Vorsichtig musterte Kade mich. "Okay?"

"Okay."

"Okay? Du findest das okay?"

"Äh nein- also doch! Also ich-, du wolltest das doch, oder???" fragte ich total überfordert.

"Ja! Also...naja schon. Er hat mich zu nichts gezwungen, wenn du danach fragst. Es war freiwillig."

"Aha." Ich stieß mich von dem Thresen ab und lief vor ihm hin und her.
"Und den kann man jetzt im Internet sehen? Jeder kann das suchen und finden?" fragte ich.

"Nein!" Er lief an mir vorbei und ging zum Thresen, wo eine DVD Hülle lag. Das hatte Caleb vorhin also dort 'abgelegt'.
"Das hier ist die Einzige Kopie! Ich hatte mein Debut, bevor es ins Internet kam."

Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder geschockt sein sollte.

Meine Gedanken sammelnd fuhr ich mir durch die Haare.
"Nagut, aber warum erzählst du mir das?"

Kade sah mich verwirrt an. "Was? Wie meinst du das?"

"Versteh mich nicht falsch, aber warum sagst du mir das? Es wäre leichter für dich gewesen es mir zu verheimlichen." So wie ich dir seit Monaten meine eigentliche Mission verheimliche.

Kade sah nachdenklich auf die Hülle herab. Hilflos zuckte er mit den Schultern.
"Ich weiß nicht. Ich wollte ehrlich sein, schätze ich. So wie du es zu mir warst."

Stich ins Herz.

"Ich dachte, es wäre gut wenn du alles von mir weißt."

Nachdenklich kaute ich auf meiner Lippe herum. "Okay, dann will ich ihn aber auch sehen."

Sein Kopf schoss hoch. Erschrocken sah er mich an.
"Du willst was, bitte?"

"Ich will den Porno sehen."

"Bist du dir da sicher? Nicht mal ich will den sehen!" Ihm war das unangehem, das war mir klar, aber er hatte angefangen.

"Klar." Zielstrebig lief ich zur Couch und setzte mich, klopfte mit der Hand demonstrativ neben mich.

"Mach Sitz. Wir schauen jetzt einen Film."

•••



Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now