Kapitel 30

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•Rowan•

Mein Finger schwebte über dem grünen kleinen Telefon, das neben Herr Greysons Kontaktinformation stand.

Ich konnte das tun. Ich konnte ihn anrufen, ihm sagen, dass ich nicht länger das Leben eines Menschen zerstören konnte. Es brauchte nur einen Satz. Einen Satz, den ich im Kopf immer und immer wieder durchging.

Ich bin raus. Ich bin raus. Ich bin raus.

Es wäre einfach, ich müsste nur kündigen, eine Verschwiegenheitserklärung unterschreiben, Kade behielt sein Leben und ich konnte Nachts wieder ruhig schlafen.

Er versrogt seine Familie mit dem Geld, dass ich ihm aus der Tasche ziehe nur um sein Leben zu zerstören.

Ach scheiße. Wieso war das so schwer.

Mein schlechtes Gewissen brachte mich noch um. Nach allem was er mir anvertraut hatte und was ich über ihn schon wusste, war es einfach nur falsch weiterzumachen, auch wenn ich das Geld gut gebrauchen konnte.

Trotzdem, ich musste aussteigen.

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und wollte auf den Anrufbutton drücken, da klopfte es an der Durchgangstür zu Kades Zimmer und ich ließ vor Schreck mein Handy fast fallen.

"J-Ja?" fragte ich Richtung Tür, aus der im nächsten Moment Kades blaue Sträne in mein Sichtfeld kam.

"Noch wach?" fragte er. Er selbst schien schon in seiner Schlafkluft zu sein, wenn man der kurzen, blau-weis gestreiften Schlafhose und dem ausgeleierten T-Shirt nach ging.

Ich versuchte nicht allzu ertappt auszusehen, sein Aufzug lenkte mich dahingehend allerdings ganz schön ab.

"Äh, ja...trägst du deinen eigenen Merchandise?" fragte ich verwirrt und deutete auf sein Shirt, auf dem er bei einem Konzert gedruckt war und ins Mikrophon schrie.

Sein Kopf wurde rot, es war fast zu niedlich.

"Das gehört mir nicht." murmelte er und betrat ganz den Raum, ich legte das Handy weg und musterte ihn.

"Ach nein?" fragte ich grinsend, er boxte mich.

"Ich wollte bloß gute Nacht sagen. Und danke..." Den letzten Rest murmelte er so leise, dass ich es fast überhört hätte.

"Danke?" wiederholte ich mit leichtem Grinsen. "Wofür denn?" Einen leicht provozierenden Tonfall konnte ich mir nicht verkneifen.

"Na wegen...dem Ding halt." Sein Blick wanderte gen Boden und wurde verlegen.

"Dem Ding?" Stichelte ich weiter.

"Na der Sache im Auto! Dass du mir zugehört hast und so..."

Mein Grinsen verblasste, ich lächelte leicht, doch wieder schlich sich die Sache mit dem Betrug in den Vordergrund und was der eigentliche Grund dafür war, dass ich hier stand.

"Ist schon okay, ich höre dir gerne zu." Das war nicht gelogen. Wie er für seine Familie sorgte ließ mein Herz gleichermaßen aufgehen und zerreißen.
Es war mir nahe gegangen, so nahe, dass ich jede Entscheidung in meinem Leben hinterfragt und bereut hatte.

Kade sah mich an, seine Haltung wirkte schüchtern, aber sein Blick rief etwas anderes in mir hervor.

Unwillkürlich dachte ich an den Moment, in dem er in meinen Armen eingeschlafen war.

"Es war schön." meinte er und trat einen Schritt zu mir. "Ich höre dir auch zu, wenn du mal was zu sagen hast."
Er wirkte so aufrichtig, während er das sagte, dass mir ein bisschen schwindelig wurde.

"Weiß ich doch."

Er stand vor mir und sah mich abwartend an, mein Blick glitt an seinem Körper hoch und wieder herunter.

Als ich seine Lippen betrachtete, leckte ich mir unwillkürlich über meine eigenen; Kade verfolgte diese Geste mit interessiertem Blick.

Wir standen uns bloß gegenüber und mir wurde heiß.
Wieso reagierte ich so auf ihn?

Mein Körper reagierte auf ihn, zog sich zu Kade hin und nur meine Vernunft hielt mich davon ab, ihn in meine Arme zu schließen und weiß Gott was mit ihm anzustellen.

Kade trat noch näher zu mir. Nur die Leselampe im Raum erhellte sein hübsches Gesicht, die Augen wirkten dunkler als sonst und irgendwie geheimnisvoller.

"Rowan, ich will was ausprobieren." flüsterte er, als sei es was verbotenes.
Ich sah ihn gespannt an, traute mich aber nicht etwas zu sagen.

Er wartete auf mein Nicken, als ich stumm zustimmte, sah ich ihn schlucken und im gedimmten Licht erröten, und ehe ich mich versah lagen seine Lippen auf meinen.

Kade küsste mich.

Einen Moment war ich zu perplex um zu verstehen was gerade passierte, als ich es begriffen hatte löste er sich auch schon von mir und sah mich panisch an.

Perplex starrte ich ihn an, blinzelte und leckte mir über die Lippen, an denen eben noch sein weicher Mund war.
Er hatte mich geküsst.

Meine Lippen kribbelten, mein Herz setzte einen Schlag aus.

"Oh, Rowan ich- es tut mir leid, dass..."
Weiter kam er nicht, denn ich hatte ihn auch schon zu mir gezogen und drückte ihm gierig meine Lippen auf.

Mit der einen Hand presste ich seine Hüfte zu mir, mit der anderen fuhr ich durch seine weichen Haare. Ein glückliches Seufzen kam über Kades Lippen, ich verschluckte den Laut und leckte über seine Lippen.

Unsere Zungen berührten sich, erst sanft, dann stärker und drängender.

Eine Gänsehaut zog sich über meinen Körper. Dieser Kuss war anders.
Anders als die restlichen in meinem Leben.

Dieser hier war mit Kade. Einem Jungen, der besonders war und mir ein Gefühl von Zuhause gab.

Auch Kades Hände wanderten über meinen Rücken, meinen Nacken und zogen am Saum meines Shirts, während wir uns immer mehr in dem Kuss verloren.

Nur zum Luft holen löste ich mich einen Millimeter von ihm, er schnappte nach Luft und sah genauso angetan aus wie ich mich fühlte.

"Willst du mehr?" hauchte ich atemlos, er betrachtete mich lustvoll, nickte dann und küsste mich wilder.

"Viel mehr."

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now