Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]

Kapitel 01

•Rowan•

Ich sah Herr Greyson mit monotoner Miene in die Augen, jedenfalls hoffte ich das.

Sein strenger Blick wanderte von mir zu dem Bildschirm, der in der rechten oberen Ecke seines dunklen Büros hing.

Es war gerade mal 6 Uhr morgens, ich war deutlich müder, als mein Chef, der offensichtlich nicht Mal geschlafen hatte.
Jedenfalls, wenn man von seinen leeren Kaffeetassen ausging.

Seine Schlafprobleme möchte ich nicht haben, wenn ich mal so alt sein sollte wie er.

Seine grauen Augen musterten mich eindringlich, als würde er darauf warten, dass ich etwas zu der Szene im Fehrnsehen sagte.
Aber das tat ich nicht.

Ich wusste nicht mal, was er genau von mir wollte, denn was sich auf dem Bildschirm abspielte, war ein völlig normaler Medienbericht.
Oder etwa nicht?

Der Chef von Greyson Industries deutete mit der Fehrnbedienung auf den Bildschirm und hielt das Bild an.

Zu sehen war ein junger Mann, mitte Zwanzig vielleicht, der mit Kapuzenpullover und Sonnebrille aus einem Auto stieg.
Man erkannte sein Gesicht nicht wirklich, und er wirkte auch so, als ob er nicht erkannt werden wollte.

"Weißt du wer das ist?" fragte Herr Greyson mit seiner tiefen, rauen Stimme.

Ich schaute zwischen ihm und dem angehaltenen Bild hin und her, runzelte fragend die Stirn.

"Ich kann ihn leider nicht erkennen, Sir." antwortete ich.

"Das ist KDE, auch Kade Fletcher. Er ist Sänger."

Ist musterte den jungen Mann auf dem Bild;
Darauf wäre ich nun nicht gekommen.

"Dann hat er sich wirklich gut verkleidet." entgegnete ich.

"Und weißt du auch, wieso er sich so verkleiden muss?"

Herr Greyson taxierte mich mit seinem bohrenden Blick, als erwarte er, ich wüsste die Antwort darauf, warum er den größten Konkurrenten seiner Firma stalkte.

Als ich nur fragend die Schultern hob, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und griff nach seiner Tasse, in der offensichtlich noch Kaffee war.

"Unser Kaddy hier war auf Tournee, davon solltest du ja gehört haben."

Ohne auf eine Antwort zu warten, sprach er weiter.
Ja natürlich hatte ich das gehört, es lief ständig in den Nachrichten.

"Und aus irgendwelchen Gründen hat sein Bodyguard gekündigt. Niemand weiß wieso, auch sein sehr verehrter Herr Chef und Sponsor weiß nicht wieso. Fakt ist, ohne passenden Bodyguard kann Kade nicht so oft raus wie er gerne würde."

Ich verspannte mich, denn langsam erkannte ich, was Herr Greyson von mir wollte.

"Und da, mein lieber Rowan, kommst du ins Spiel."

Sein leichtes Lächeln wirkte hinterlistig, irgendwie überheblich und auf eine gewisse Weise angsteinflößend.

"Was soll ich denn tun?" fragte ich, obwohl ich es genau wusste.
Aber es von ihm zu hören würde für Klarheit in meinem Kopf schaffen.

"Wir schicken dich zum Industrial Music Verlag, wo du als sein neuer Bodyguard eingestellt wirst. Und dann findest du heraus, was in Kade's Leben alles noch nicht an der Oberfläche schwimmt und womit wir seinem guten Ruf schaden können."

Das Gefühl in meiner Brust war drückend, als hätte jemand ein schweres Gewicht darauf gelegt, was mich schwerer atmen ließ.

Ich wusste ja, dass Herr Greyson nicht ganz fair spielte, aber das war wirklich ein neues Level an Hinterlistigkeit.

"Sie wollen, dass ich die Geheimnisse von Kade Fletcher herausfinde und an sie vermittele, damit sie seinem guten Ruf schaden?" wiederholte ich den Auftrag ruhig.

Das war verrückt.

"Ein Skandal. Ganz genau. Du bist der beste Mann dafür."

"Wieso das denn?"

"Na weil du der beste Mann unserer Argentur bist!"
Als wäre es völlig offensichtlich deutete er auf mich.

"Nein, ich meine wieso möchten Sie seinem Ruf schaden?" fragte ich nach.

Dass ich der Beste war wusste ich selber, sonst würde ich nicht hier sitzen.

"Industrial Music ist unser größter Konkurrent! Und mit Kade als Aushängeschild, sind sie auf dem aufsteigenden Ast! Schaden wir seinem Ruf und Sorgen für Schlagzeilen, dann schaden wir dem ganzen Label!"

Der siegessichere Ausdruck in seinem Gesicht ließ meine Zweifel etwas schwinden.

Ich kannte Kade nicht persönlich; der Ruf von Stars wurde jeden Tag irgendwo geschädigt, was machte da einer mehr?

Ich ließ mir das ganze durch den Kopf gehen, aber eigentlich war es nichts weiter als ein Auftrag.

"Wie viel bekomme ich dafür?"

Herr Greysons blasse Lippen verzogen sich zu einem leichten Schmunzeln, als hätte er mit dieser Frage bereits gerechnet.

Langsam schob er mir einen Zettel über den Tisch zu, den ich nach kurzem Zögern griff.

Meine Augenbrauen hoben sich erstaunt.
"Jeden Monat?" erkundigte ich mich.

"Jeden Monat." Wiederholte er.
"Plus einen Bonus für jede Intrige, jedes dreckiges Geheimnis, welches Sie aufdecken."

Ich biss mir auf die Lippe.
Warum zögerte ich noch?
Ich brauchte das Geld, sehr sogar.

Mein Blick wanderte von dem Geldbetrag auf diesem Zettel zu dem Standbild auf dem Bildschirm.

Mein Chef schien das Zögern zu bemerken, sein bohrender Blick taxierte mich genau.

"Du brauchst das Geld, das wissen wir beide. Und jeder andere hier würde deine Stelle gerne einnehmen. Wenn du also-"

"Ich mache es!" unterbrach ich ihn schnell.

Ich brauchte das Geld, genauso sehr wie ich diesen Job brauchte, das wussten wir beide.

Zufrieden lächelte er und ließ den Medienreport weiterlaufen, während ich das ungute Gefühl in meiner Brust nicht loswurde.

Ich sah zu, wie der verkleidete Kade die Straße entlang lief, von Fans dabei fast platt gemacht wurde.

"Morgen geht es los. Sie können jetzt gehen."

Mein Blick heftete sich noch kurz auf Kade, dann verließ ich das dunkle Büro.

Und fragte mich dabei, ob es das wirklich wert war.

•••