Kapitel 63

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•Rowan•

Kacke Kacke Kacke Kacke Kacke Kacke!

In meinem Kopf herrschte das pure Chaos.

Es war, als sei all die Langweile und Lustlosigkeit die ich in den letzten Wochen gefühlt habe, plötzlich verschwunden, stattdessen klopfte nun mein Herz so stark wie lange nicht mehr!

Was sollte ich jetzt tun?

Ich war fast ausgeflippt, als ich Kade da hab stehen sehen.

Eigentlich wollte ich mich verstecken, aber es war zu spät.
Er hatte mich mit diesem peinlichen Hut gesehen, also ich sah damit immernoch gut aus, aber es war Kade!
Es war sicher kein Zufall, dass er hier aufgetaucht war.

Aber verdammt was sollte ich jetzt machen?

Er wartete draußen in der Kälte und ich stand hier drin und machte zwei Kaffee.

"Rowan, ist der Süße da draußen deiner?" fragte meine Kollegin Ruby und wickelte sich den Schal um den Hals.

Beinahe hätte ich aufgelacht. Er war mal mir, jetzt gehörte sein nackter Arsch der ganzen Welt und er hatte mich dafür in den Wind geschossen.
"Nicht so ganz." antwortete ich.

"Schnapp ihn dir lieber, die Gutaussehenden sind nie lange alleine." Sie kniff mir lieb in die Wange und verließ den Personalraum.

Was sie nicht sagte ... zum Glück hatte sie keine Ahnung von Stars und wusste nicht, dass der Süße den ich mir schappen sollte ein Superstar war, der mehr Follower als manches Land Einwohner hatte.

"Die Gutaussehenden sind meist allein." murmelte ich vor mich hin und goss den Kaffee in zwei Pappbecher.

•••

Nachdem wir abgerechnet hatten und ich mich mental auf das Treffen mit Kade vorbereitet hatte, ging ich mit den wärmenden Bechern nach draußen.

Aber Kade stand nicht hier.

Nur halb verabschiedete ich mich von Ruby, die in ihr Auto stieg und wegfuhr, sodass nur der Kaffee und ich in der Kälte standen.

War er einfach gegangen? Er wollte doch mit mir reden! Okay, ich auch mit ihm, aber was?!

"Kade?" rief ich in die Stille. Es war neblig, dunkel und ruhig, die Atmosphäre war gruselig.

"Hier." hörte ich ihn rufen, während mich Erleichterung flutete sah ich mich um.

Kade stand beim Lieferanteneingang in der Nische, warscheinlich um sich vor dem Wind zu schützen.

Ich ging langsamen Schrittes zu ihm. Zwar war ich im Kopf durchgegangen was ich sagen wollte, aber ein Gespräch zu planen das sowieso anders verlaufen würde war zwecklos.

Bei ihm angekommen reichte ich ihm einen der Pappbecher.
"Hier, ist Kaffee."

Kades Augen weiteten sich freudig; verdammt, wie liebte ich die Freude in seinen Augen.

"Danke!" sagte er und lächelte mich an, seine Finger umschlungen den wärmenden Becher, ich tat es ihm gleich.

Und so standen wir erstmal dort, in der Kälte, im Dunkeln. Vielleicht haderte Kade ebenso damit ein Gespräch zu beginnen, doch ich musste ihn erstmal gründlich betrachten, nachdem ich ihn so lange nicht gesehen hatte.

Verändert hatte er sich nicht wirklich, er wirkte bloß müde und erschöpft.

Die Mütze auf seinem Kopf verdeckte seine Haare, der Mantel verbarg seinem Körper.
Ob er auch abgenommen hatte? Ob sich darunter auch eine leere Hülle verbarg?

"Also ... du wolltest mit mir reden?" begann ich, obwohl Kade es sein sollte, der das Gespräch beginnen müsste. Schließlich wollte er mit mir reden.

"Ja, ähm ... also das ist nicht leicht."

Was er nicht sagte

"Warum bist du hergekommen?" fragte ich einfach.

Kade sah mich verwirrt an. "Um zu reden."

"Nein, ich meine ... warum heute? Warum ausgerechnet heute? Warum nicht gestern oder morgen oder niemals?"
Anfangs hatte ich mich hier in der Arbeit verkrochen, doch die Realität war, dass Kade draußen herumlief und er aus reinem Zufall in den Laden hätte kommen können. Ich hatte nie fest damit gerechnet, aber die Angst war da.
Tja, und heute wurde diese Angst wahr.

Er sah weg, umklammerte den Becher wie einen Rettungsanker.

"Ich habe gekündigt." flüsterte er.

Ähm ... was?
Irritiert musterte ich ihn.

"Was meinst du damit? Wann denn?" Wenn jemand seinen Job geliebt hat, dann ja wohl Kade. Warum sollte er kündigen? Ging das überhaupt bei seinem Vertrag?

"Heute Vormittag."

Immernoch verwirrt wartete ich darauf, dass er weitersprach, doch das schien nicht zu passieren.
Er wirkte eher, als müsste er gleich weinen.
Sein Atem ging nicht nur der Kälte wegen so zittrig.
"Kade, warum hast du gekündigt?" versuchte ich es sanft.

Mit zusammengepressten Lippen sah er mich an. Waren das Tränen in seinen Augen?
Und mit einem mal schien alles aus ihm herauszubrechen.

"Du hattest recht! Mit allem!" sagte er so schnell, dass sich die Worte überschlugen.
"Caleb hat dieses dämliche Video hochgeladen und ich hab dich angeschrien, weil ich dir nicht glauben wollte!"

Es rannen Tränen aus seinen Augen, sofort zog ich ihn in meine Arme. Ihn weinen zu sehen tat mehr weh als seine Worte damals, mir war egal was zwischen uns stand, ich wollte ihn trösten.

"Ist schon okay, Kade. Shh, alles wird gut." flüsterte ich beruhigend.

"Nichts wird gut." hörte ich ihn gegen meine Brust nuscheln, in der er sein Gesicht vergraben hatte. "Mir ist wegen dem Job so viel Scheiße passiert, ich will das nicht mehr!"

"Was willst du nicht mehr?" fragte ich sanft, strich dabei sanft über seinen Rücken.

"Keine Ahnung, die ganzen Skandale und die blöde Presse ... den Stress, diesen Zwang."

"Und was willst du stattdessen?" Dass er nicht mehr glücklich war hatte man ihm schon angesehen da kannte ich ihn noch nicht so gut. Es war vorauszusehen, dass er diesen Schritt irgendwann gehen würde.

Eine Weile schwieg er, dann schniefte er und sah mit großen Augen zu mir hoch.
"Irgendwo weit weg sitzen und Tee trinken. Mit dir."

Schwer schluckend sah ich ihn an.
"Mit mir?"

"Nur, wenn du das auch willst."

Mein Herz schlug schnell.
Wollte ich das?

•••


Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now