Kapitel 45

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•Rowan•

Es hatte etwas beruhigendes, Kade beim schlafen zuzusehen.

Seine Haare standen ihm in alle Richtungen ab, er sabberte leicht und der Schweiß stand ihm noch etwas auf der Stirn, aber für mich war er der schönste Mensch auf der Welt.

Diese ruhigen Atemzüge ließen mich kaum realisieren, was noch vor wenigen Stunden in diesem Bett passiert war.
Mein Herz schlug aufgeregt, wenn ich an uns dachte.

Zum einen war ich gerade der glücklichste Mann auf der Welt, zum anderen wurde mir übel davon.

Wie hatte ich bloß mit ihm schlafen können, wenn ich ihn doch belog? Eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen, es erst zutun, wenn ich ihm die Wahrheit über meinen Job verraten hatte. Darüber, wieso ich wirklich bei ihm anfing mit arbeiten, für ihn wohl besser gesagt.

Aber als ich dieses Video mit ihm und diesem Vollarsch von Caleb gesehen hatte, war einfach etwas bei mir durchgebrannt.

Nicht nur, dass mich meine Eifersucht zerfressen hatte, ich wollte auch, dass Kade jeden Sex mit Caleb vergaß und nur noch an mich dachte.
Aber mit meiner Selbstsucht hatte ich alles aufs Spiel gesetzt.

Konnte ich ihm jetzt noch offenbaren, wie mein Leben aussah? Dass ich als Spion bei ihm eingeschleußt worden bin um seine Karriere und alles wofür er jemals hart gearbeitet hatte zu zerstören?

Ich hätte mich besser unter Kontrolle haben müssen, hätte wegen etwas aus seiner Vergangenheit und meiner Eifersucht nicht den Verstand verlieren dürfen.
War es das wert? Diese Nacht war die schönste in meinem Leben gewesen, vielleicht würde ich es nochmal tun.

Sanft streichelte ich Kade eine blonde Strähne aus der Stirn.

Kaum Licht drang in sein dunkles Schlafzimmer, nur schemenhaft erkannte ich sein schönes Gesicht, aber ich kannte es sowieso schon auswendig.
Jede Rundung und jede Linie, jeden Zentimeter hatte ich mir eingeprägt.

Als seine Stirn sich in Furchen zog und er tiefer als normal einatmete, hörte ich auf, sein Gesicht mit meinen Fingern nachzumalen.

Die Laken raschelten, als er sich mehr zu mir drehte.

"Hör nicht auf..." murmelte er, ließ die Augen aber geschlossen.

Lächelnd streichelte ich weiter durch seine Haare. Keine Ahnung ob er wirklich wach war oder doch schlief.
"Du bist wunderschön." flüsterte ich, mit einem verschlafenen Grinsen öffnete er die Augen zur Hälfte.

"Schleimer." nuschelte er, ich zog sanft an einer seiner blonden Strähnen.

"Idiot."

Wir mussten beide leise kichern, bis Kade mich ansah.
"Weißt du wieso ich nur einen Teil der Haare so gefärbt habe?" fragte er mich und deutete schwach auf seine Strähne.

Lächelnd strich ich durch seine weichen Haare.
"Erklär es mir." bat ich

"Meine Schwester hat von Natur aus so eine blonde Strähne. Das vordere Viertel ist viel heller als der Rest ihrer Haare und dafür hat sie sich immer geschämt. Als ich mein Debut hatte, wollte ich ihr beweisen, dass es keinen Grund dazu gibt."

Ich ahnte worauf Kade hier nuschelnderweise hinauswollte und lächelte verliebt, ließ ihn aber ausreden.

"Seitdem wurde sie nicht mehr deswegen gehänselt und ich muss mir immer Mal die Haare färben."

Schmunzelnd legte ich mich neben Kade und zog ihn sanft in meine Arme.
"Du bist ein wundervoller Mensch, Kade." flüsterte ich ihm ins Ohr.

Seine Arme fanden ihren Weg um meinen Oberkörper, damit er sich dicht an mich kuscheln konnte.

"Du musst sie mal kennenlernen, ihr würdet euch verstehen." brummte er gegen meine nackte Brust.

Mein Herz schlug nicht nur wegen dieser niedlichen Geste schneller; wenn ich seine Familie kennenlernte, würde das nicht heißen zwischen uns wäre es etwas wirklich Festes?
Konnte ich ihn denn nach so etwas noch belügen?

Meine Gewissensbisse wurden schlimmer und schlimmer, aber jetzt wollte ich uns diese schöne Nacht nicht zerstören, also drückte ich ihn nur fest an mich.
"Nach deiner Tournee durchs Land." versprach ich leise, in der Hoffnung bis dahin den Mut gefunden zu haben, ihm alles zu beichten.

"Ich freue mich darauf..." flüsterte er noch, bevor er gänzlich ins Land der Träume zurückkehrte und mich mit meinen Gedanken allein ließ.

Ich liebte Kade, so sehr, dass ich es nicht ertragen würde, ihn zu verletzen, aber ich wollte ihn auch nicht belügen.
Konnte ich es ihm bei der Tournee sagen? Würde er mich verlassen? Noch war nichts schlimmes passiert, vielleicht reagierte er auch anders als erwartet.

Vielleicht auch nicht.

Seufzend schloss ich die Augen, vergrub die Nase in seinen Haaren und hoffte, ebenso schnell einzuschlafen, um nicht mehr so viel nachdenken zu müssen.

Was sollte ich bloß tun?

•••

Bodyguard || BoyxBoy [Beendet]Where stories live. Discover now