Gut und Böse (1)

257 3 0
                                    

Eine Legende sagt, dass sich im tibetischen Hochland in einer unwegsamen Region des Himalaja eine verborgene Siedlung mit Namen Shangri-la befindet. An diesem paradiesischen Ort sollen geistige Lehrer die letzten Geheimnisse  der Menschheit hüten. Diese Meister sind angeblich mit übersinnlichen Fähigkeiten ausgestattet und nehmen Einfluss auf die Geschichte dieser Welt. In jungen Jahren sollen Buddha, Lao-Tse, der Begründer des Taoismus, und Jesus in Shangri-la in die Weisheit eingewiesen worden sein. Der britische Autor James Hilton beschrieb 1933 Shangri-la in seinem Roman „Der verlorene Horizont" als einen Ort der Glückseligkeit.

Bruno Baumann, ein Münchner Tibetforscher, fand 2004 bei einer Himalaja-Expedition in einem abgeschiedenen Hochtal die Überreste zerfallener Klöster und Wehranlagen mit dem sagenumwobenen „Silberschloss im Garudatal". Es war die Residenz der Shang-Shung-Könige, die bis zum 7. Jahrhundert weite Teile Zentralasiens und des Himalaja beherrschten. Diese untergegange Kultur begründete möglicherweise den Mythos Shangri-la.

Zwölf Jahre schrieb der Oxforder Literaturprofessor J.R.R. Tolkien an der Romantrilogie „Der Herr der Ringe". Tolkien schuf ausgehend von der nordischen und keltischen Mythologie eine eigene Welt mit Elben, Hobbits und Zwergen. Phantastische Gestalten wie monsterähnliche Orks, sprechende Baumwesen oder eine Riesenspinne wurden in der Fantasie zum Leben erweckt. Selbst eigene Sprachen, Stammbäume von Geschlechtern und eine eigene Historie von Mittelerde, wo der Roman spielt, wurden von Tolkien entwickelt. Er erschuf mit „Der Herr der Ringe" ein großes Werk in der Tradition des Bildungsromans:  Ein anfangs unerfahrerer Held, der Hobbit Frodo, wird beim Versuch, seine Welt, die Mittelerde, zu retten zu einer reifen Persönlichkeit.

Tolkien bringt in diesem Werk seine christliche Weltanschauung ein: Frodo ist Christus, auserwählt für eine besondere Aufgabe. Er opfert sich auf, um das Böse in Gestalt des allmächtigen Schicksalsrings zu zerstören. In Mittelerde stehen sich gute und böse Kräfte gegenüber.

Auch im Volksglauben des Mittelalters wurde streng zwischen guten und bösen Mächten unterschieden. Der Ursprung dieser Vorstellungswelt lag in der germanischen und keltischen Mythologie.

Man glaubte an die Existenz von Feen, ursprünglich schöne, zauberkundige Wesen, die aber im Mittelalter mit den Zwergen verknüpft wurden. Diese Mischwesen, die „kleinen Leute", konnten sowohl gut als auch böse sein und bewohnten ein unterirdisches Reich, wohin man nur durch finstere Höhlen gelangen konnte. Die Zwergwesen hatten den Ruf, Menschenbabys zu stehlen und durch missgebildete Kinder zu ersetzen.

Die Elfen (ursprünglich Elben) stellte man sich im Mittelalter als Gestalten zwischen Gott und Mensch vor. Mit großer Macht ausgestattet lebten sie in einem eigenen Elfenreich mit einem König, dem Erlkönig, an der Spitze. Man unterschied zwischen guten Licht- und bösen Dunkelelfen.

Daneben fürchteten die Menschen des Mittelalters den Alp, auch Butz, Mahr oder Faun genannt, als quälendes Nachtgespenst. Angst hatte man auch vor dem gefährlichen Waldschrat. Trolle in Riesengestalt trieben nachts ihr Unwesen. Vorsehen musste man sich außerdem vor Hexen, Dämonen und Kobolden, die im Auftrag ihres Herrn anderen Menschen Schaden zufügten.

Auch die Bibel kennt den Konflikt zwischen guten und bösen Mächten. Dieses dualistische Prinzip wird allerdings im Christentum relativiert, denn nach seinem Verständnis ist die Macht des Bösen bereits durch die Erlösungstat Jesu gebrochen.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now