Nicht erhörte Gebete

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Damit ein Gebet erhört wird, sind Glauben und Vertrauen notwendige Voraussetzungen. Jesus sagte: „Wenn ihr Gott vertraut und nicht zweifelt, könnt ihr sogar zu diesem Berg sagen: ,Hebe dich von der Stelle und stürze dich ins Meer!', und es wird geschehen. Ihr werdet alles bekommen, wenn ihr Gott im Glauben darum bittet" (Matthäus 21,21-22). Man sollte also fest daran glauben, dass das, was man im Gebet vorträgt, auch wirklich eintrifft. Jesus betonte: „Um was ihr auch bittet - glaubt fest, dass ihr es schon bekommen habt, und Gott wird es euch geben!" (Markus 11,24). Die Vorstellung, die ich als Bild im Geist trage, nimmt Gestalt an.

So führte die Gemeinde in Jerusalem einen wahren Gebetskampf um den inhaftierten Paulus: „Aber die Gemeinde in Jerusalem hörte nicht auf, für den Gefangenen zu beten" (Apostelgeschichte 12,5). Und dieses tief aus dem Herzen kommende Gebet wurde erhört. Gott sandte seinen Engel, der Petrus aus dem Gefängnis befreite.

Jesus forderte die Menschen auf, beständig zu beten und nicht nachzulassen. Hierzu erzählte er eines seiner schönsten Gleichnisse über einen Richter und eine Witwe: „In einer Stadt lebte ein Richter, dem Gott und die Menschen gleichgültig waren. In derselben Stadt lebte auch eine Witwe. Diese bestürmte ihn Tag für Tag mit ihrer Not: ,Verhilf mir doch endlich zu meinem Recht!' Lange Zeit stieß sie bei ihm auf taube Ohren, aber schließlich sagte er sich: ,Mir sind zwar Gott und die Menschen gleichgültig, aber diese Frau lässt mir einfach keine Ruhe. Ich muss ihr zu ihrem Recht verhelfen, sonst wird sie am Ende noch handgreiflich.'" Und Jesus, der Herr, erklärte dazu: „Ihr habt gehört, was dieser ungerechte Richter gesagt hat. Wenn schon er so handelt, wie viel mehr wird Gott seinen Auserwählten zum Recht verhelfen, die ihn Tag und Nacht darum bitten! Wird er sie etwa lange warten lassen? Ich sage euch, er wird ihnen schnellstens helfen." (Lukas 18,2-8).

Wie die Witwe in diesem Gleichnis immer wieder den Richter mit ihrer Forderung bedrängte, nimmt auch Gott den Menschen ihre Beharrlichkeit nicht übel. Im Gegenteil: Gott findet sogar Gefallen an solch aufdringlicher Hartnäckigkeit und reagiert auf die andauernden Gebete. Die Bibel fordert selbst dann noch Beständigkeit im Gebet, wenn es gar nicht mehr nach einer Erhörung aussieht. „Lasst euch durch nichts vom Gebet abbringen" (Kolosser 4,2). Die Bibel rät zu einem regelrechten Gebetsringen. Viele Christen haben die Erfahrung gemacht, dass ein Gebet häufig erst in buchstäblich letzter Sekunde erhört wurde. Eine solche Hilfe in schier auswegloser Situation prägt sich besonders tief ein. Vielleicht ist das der Grund, warum Gott oft so spät auf ein Gebet reagiert. Im Gebet darf der Mensch nach Aussage Jesu sogar völlig hoffnungslose Sachen vor Gott bringen.

Doch finden sich in der Bibel auch Geschichten, wo Gott Gebete nicht erhörte. So betete König David inständig für seinen neugeborenen kranken Sohn. Auch fastete der König tagelang und schlief nachts auf dem Fußboden. Dennoch starb das Kind am siebten Tag (2. Samuel 12,16-18). Paulus betete mehrfach um seine körperliche Heilung, doch sie trat nicht ein. Gott antwortete ihm mit den Worten: „Meine Gnade ist alles, was du brauchst! Denn gerade wenn du schwach bist, wirkt meine Kraft ganz besonders an dir " (2. Korinther 12,8-9).

Manche glauben die Antwort zu wissen, warum manche Gebete nicht erhört werden. Der menschliche Verstand reicht aber nach meiner Meinung dazu nicht aus. Wenn Gott nicht antwortet, gibt es sicher einen Grund, aber wir werden ihn , zumindest in diesem Leben, nicht immer erfahren. Gottes Wege sind einfach höher und weit besser. Gott sieht das Ganze. Wir können es nicht.

Corrie ten Boom (1892 - 1983) war eine niederländische Christin, die während der nationalsozialistischen deutschen Besatzung eine Untergrundorganisation gründete, die zahlreiche Juden vor dem Holocaust rettete. Corrie ten Boom sah das Leben so: „Unser Leben ist wie ein riesengroßer Teppich. An ihm wird ständig gewebt und gearbeitet. Farben und Fäden werden zu einem Muster zusammengefügt. Jedoch ist das Problem, dass wir diesen Teppich nur von der Rückseite sehen. Und da sieht er nicht gut aus. Die Farben passen oft nicht zusammen, das Muster scheint nicht zu stimmen, es gibt manche Knoten und überall hängen Fäden heraus. Ein Teppich von der Rückseite: Keiner würde sich ein solches Exemplar in die Wohnung legen. Bis an unsere Todesgrenze sehen wir unseren Lebensteppich nur von der Rückseite. Dann aber, im Licht der Ewigkeit, wird er umgekehrt sichtbar. Und plötzlich fällt es uns wie Schuppen von den Augen: Es ist ein farbenprächtiges, herrliches, sinnvolles Muster. Die Rückseite mag uns noch so sehr verwirrt haben. Mit einem Mal haben wir ein sinnvolles Ganzes vor uns."

Für eine Gebetserhörung muss außerdem der Zeitpunkt stimmen. Es kann dauern, bis es soweit ist. Deshalb gibt es die Zeiten, in denen Gott nicht handelt oder redet. Er wird sich aber wieder zeigen und seine Gnade wird dann umso deutlicher.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now