Die himmlische Parallelwelt

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Schon Shakespeares Hamlet stellte fest: „Es gibt mehr Ding' im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt." Wenden wir uns der unsichtbaren Welt mit dem einzigen heiligen Gott zu, dem alles Böse untertan ist. Bei der Berufung des Propheten Jesaja priesen die Engel die Heiligkeit Gottes: „Heilig, heilig, heilig ist der HERR, der allmächtige Gott! Seine Herrlichkeit erfüllt die ganze Welt" (Jesaja 6,3). Nach christlicher Auffassung gibt es in dieser und der himmlischen Welt nichts Höheres als Gott. Er ist der Herr über die Engelscharen und Menschen. Auch über Satan mit seinen Dämonen.

Die himmlische (Parallel)welt wird in der Bibel meist nur als Himmel bezeichnet. Er ist die Wohnstätte Gottes. Wenn wir im Vaterunser beten: „Vater unser im Himmel ... ", so ist damit diese himmlische Welt gemeint. Von ihr spricht Jesaja: „Herr, schau herab vom Himmel, von deinem heiligen und majestätischen Thron" (Jesaja 63,15). Gott gilt in der Bibel als Schöpfer der sichtbaren und der unsichtbaren Welt. Daher ist es sinnvoll, diesen Schöpfer anzubeten und nicht etwa das von ihm Geschaffene, wie etwa die Natur oder politische und religiöse Führer, wozu der moderne Personenkult verleiten will.

Martin Luther brachte diesen Gedanken in seiner Zwei-Reiche-Lehre zum Ausdruck. Er sprach von einem „Gottes Reich zur Linken", in dem der Kaiser herrsche und soziale Ungleichheit unter den Menschen bestehe, und einem „Reich zur Rechten", das Christus regiere und in dem alle Menschen gleich seien.

Die himmlische (Parallel)welt, wo ja auch die Engel leben, wird für die Gläubigen der ewige Wohnort sein. Nach Aussage der Bibel hat Jesus den Menschen durch seinen Opfertod einen Freischein für diese himmlische Welt erworben. Wie wir später noch hören werden, werden auch diejenigen in das ewige Reich eingehen, die auf Erden gottgefällig lebten, aber nichts von der Erlösungstat Jesu wussten bzw. wissen konnten. Diesen Menschen wird der Zugang zur ewigen Welt erst nach einem endgültigen Gericht, dem Jüngsten Gericht, gestattet. Hier sind alleine die Taten zu Lebzeiten entscheidend.

Die himmlische Welt ist nach biblischer Auffassung in verschiedene Regionen untergliedert. Das Judentum kennt sieben Himmelsräume, wobei im letzten Gott thronen soll. Von dieser Vorstellung ist unsere Redensart „im siebten Himmel sein" abgeleitet. Auch Paulus bestätigt die Existenz verschiedener himmlischer Gebiete. Er spricht von einem dritten Himmelsraum: „Ich kenne einen Menschen, der mit Christus eng verbunden ist. Vor vierzehn Jahren wurde er in den dritten Himmel entrückt" (2. Korinther 12,2). Im Hebräerbrief ist ebenfalls von einer Untergliederung des Himmels die Rede. Dort heißt es, Jesus habe nach seinem Rückgang aus dieser in die andere Welt erst alle Himmel(sräume) durchschreiten müssen, um wieder zu Gott, seinem Vater, ins himmlische Heiligtum zu kommen (Hebräer 4,14). Auch der Islam kennt die Vorstellung von sieben übereinanderliegenden Himmeln, wobei der siebte der köstlichste ist.

Gott ist aber nicht nur der Schöpfer der verschiedenen Himmelsräume, sondern auch unserer materiellen Welt einschließlich des Universums in seiner immensen Größe. Gott ist die Kraft, die im ganzen All mit seinen Milliarden Galaxien wirkt. „Ich blicke zum Himmel und sehe, was deine Hände geschaffen haben: den Mond und die Sterne - allen hast du ihren Platz zugewiesen. Was ist da schon der Mensch, dass du an ihn denkst? Wie klein und unbedeutend ist er, und doch kümmerst du dich um ihn" (Psalm 8, 4-5).

In der Natur lassen sich verschiedenste Sinneswahrnehmungen machen. Der Himmel lugt durch die Baumkronen, die feuchte Walderde duftet angenehm, der moosige Grund fühlt sich an wie ein flauschiges Bett, das Konzert der Vögel erfreut unser Gemüt. Wäre es nicht allzu logisch, wenn die Natur in ihrer Vielfalt einen letzten Ursprung hat? Dass man von der Existenz dieses ausgeklügelten Systems auf einen Schöpfer schließen muss? Das ist der Gedanke des kosmologischen Gottesbeweises. Paulus schrieb an die Gemeinde in Rom: „Gott ist zwar unsichtbar, doch an seinen Werken, der Schöpfung, haben die Menschen seit jeher seine ewige Macht und göttliche Majestät sehen und erfahren können" (Römer 1,20). Allem Verursachten liegt eine in sich ruhende Erstursache zugrunde. 

Schon in der ionischen Naturphilosophie, z. B. bei Heraklit (550 - 480 v. Chr.), findet sich dieser Gedanke. Alles, was ist, stammt vom allumfassenden Einen. Der göttliche Logos ist alles in einem und bringt doch große Verschiedenheit hervor. 

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now