Alles wird neu (1)

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Jesus war schon über 30, als er sich von daheim aufmachte, um seinen göttlichen Auftrag zu erfüllen. Als Wanderprediger zog Jesus durch Judäa und Galiläa, wo er vor allem am See Genezareth wirkte. In Vergleichen mit alltäglichen Gegenständen, den Gleichnissen, machte Jesus seine Botschaft anschaulich und eindringlich.

Aus seiner zahlreichen Anhängerschaft wählte er 12 Jünger als engere Begleiter aus, von denen 10 später als Märtyrer sterben sollten. Unter den Jüngern befanden sich die unterschiedlichsten Charaktere. Etwa Simon der Zelot, ein Widerstandskämpfer gegen die römische Besatzungsmacht, die Legio X Fretensis. Oder Bartholomäus, auch Nathanael genannt, ein besonders ehrlicher Mann, laut Jesus „ein wahrer Israelit, ein ganz und gar aufrichtiger Mensch." Ein anderer Jünger, Matthäus, auch Levi genannt, arbeitete für die Römer und trieb Steuern bei seinen Landsleuten ein. Wahrscheinlich war er der Verfasser des Matthäusevangeliums. Die erwählten Jünger zogen Jesus zusammen mit ihren Frauen nach.

Die Person jedoch, mit der Jesus neben seiner Mutter am engsten vertraut war, war wohl eine Frau: Maria aus Magdala, einem Fischerdorf am See Genezareth. Jesus hatte sie von sieben Dämonen befreit. Maria Magdalena scheint nicht verheiratet gewesen zu sein. Sie gehörte zur Schar von Jüngerinnen, die mit Jesus umherzogen und seine Anhänger finanziell versorgten. Maria stand mit anderen Frauen und dem Kreuz des sterbenden Gottessohnes. Das war ein mutiger Akt, denn die Römer hätten dies als Solidarisierung mit Aufständischen auslegen können. Darauf stand die Todesstrafe. Ebenso mutig war es von den Jüngerinnen Jesu, den Leichnam Jesu mit einem Duftöl zu beträufeln, was damals ein Zeichen höchster Verehrung war. Während also die Frauen eine besondere Tapferkeit an den Tag legten, hielten sich die Jünger in Jerusalem versteckt. Maria Magdalena wurde die besondere Ehre zuteil, den auferstandenen Jesus als erster Mensch zu sehen.

In späterer christlicher Tradition wurde Maria aus Magdala fälschlicherweise mit der Hure und der Ehebrecherin, welchen Jesus die Sünden vergab, in Verbindung gebracht. Reine Fiktion ist auch, dass Jesus und Maria Magdalena verheiratet waren, nach Gallien flohen und ihre Nachkommen das grausame fränkische Königsgeschlecht der Merowinger begründeten. Über dieses Geheimnis hätte angeblich jahrhundertelang der Orden Prieuré de Sion gewacht. Dieses Thema wird von Dan Brown in seinem Erfolgsroman „Sakrileg" („The Da Vinci Code") bzw. dem dazugehörigen Film aufgegriffen. Sakrileg bedeutet Gotteslästerung und entspricht somit dem Wesen des Buches, das den Anspruch erhebt, sich auf Tatsachen zu gründen. Unter anderem wird behauptet, Jesus und seine Frau Maria hätten einem Göttinnen-Kult mit rituellen Sexualpraktiken gehuldigt. Dan Brown ging es in erster Linie um das Geschäft mit der Religion. Die Haltung Jesu gegen solche Praktiken ist bekannt. Weil die Innenhöfe des Tempels in Jerusalem zum rastlosen Marktplatz verkommen waren, warf Jesus zornig die Tische der Geldwechsler um und trieb die Tempelhändler mit ihren Ochsen und Schafen hinaus. Brown beruft sich mit seiner erfundenen Geschiche auf gnostische Evangelien, die nie den Weg in den Kanon des Neuen Testaments fanden. Diese Evangelien beruhen auf wirren Visionen von selbsternannten Lehrern.

Jesus forderte in seinen Reden ein Handeln in Gottes- und Nächstenliebe und kein bloßes Erfüllen von Geboten wie in den Gesetzesreligionen des Judentums und des Islam. Jesus lehrte, dass mit seinem Kommen ein ganz neues Verhältnis zwischen Gott und den Menschen, das Reich Gottes, angebrochen sei. Daher antwortete Jesus auf die Frage der Jünger, wann das Reich Gottes komme, dass es bereits mitten unter ihnen sei (Lukas 17,21). Der Mensch lebt zwar noch in der alten Welt, im alten Äon (Weltalter), ist aber durch den Glauben schon ein Kind des neuen.

Jesus verglich das Reich Gottes mit einem Senfkorn. „Es ist zwar das kleinste von allen Samenkörnern, aber wenn es aufgeht und wächst, wird es größer als andere Sträucher. Ja, es wird zu einem Baum, auf den die Vögel fliegen, um in seinen Zweigen ihre Nester zu bauen" (Matthäus 13,32). Gemeint hat Jesus das Samenkorn des Schwarzen Senfs, das zu einem bis drei Meter hohen Baum heranwächst. Mit der Geburt Jesu wurde das Senfkorn gesät, der Anfang von Gottes Reich gemacht. Wie der Senfbaum zur größten Pflanze im Garten heranwuchs, wurde auch das Christentum zur größten Religion, der heute etwa ein Drittel der Weltbevölkerung angehört.

Jesus erzielte mit seinen Worten eine gewaltige Wirkung unter den Zuhörern. Die Bibel berichtet, dass die Menschen nach Jesu Bergpredigt zutiefst beeindruckt waren. „Denn Jesus lehrte sie mit einer Vollmacht, die Gott ihm verliehen hatte - ganz anders als ihre Schriftgelehrten" (Matthäus 7,29).

Auch das Handeln Jesu geschah mit unglaublicher Souveränität. Er tat viele Wunder und erweckte Menschen sogar von den Toten. Jesus bekannte: „Ich habe von Gott alle Macht im Himmel und auf der Erde erhalten" (Matthäus 28,18).

Jesus veränderte die Menschen allein durch sein Auftreten und seine echte Liebe. So war es auch beim obersten Zolleinnehmer in Jericho, Zachäus. Er änderte nach der Begegnung mit Jesus sein Leben von Grund auf. Die Zolleinnehmer, die damals Markt- und Grenzzölle erhoben, hatten offiziell feste Tarife, doch verleitete das System zum Betrug. „Zachäus aber wandte sich an Jesus und sagte: ,Herr, ich werde die Hälfte meines Vermögens an die Armen verteilen, und wem ich am Zoll zu viel abgenommen habe, dem gebe ich es vierfach zurück'" (Lukas 19,8). Zachäus war ein neuer Mensch geworden.


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