Gewissen

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Eine spezielle Instanz, das Böse zu erkennen, hat Gott dem Menschen von Geburt an mitgegeben: das Gewissen. Es funktioniert schon bei Kleinkindern, die etwas Verbotenes getan haben. Das Gewissen zeigt das Böse auf, kann zur Reue führen und dazu treiben, die böse Tat wieder gutzumachen. Damit wird dem Bösen ein Teil seiner Macht genommen.

David war um das Jahr 1.000 v. Chr. König von Israel. Zweifellos war er ein umsichtiger Regent. Er eroberte unter anderem die Stadt Jerusalem, die später Stadt Davids genannt wurde. Zudem hatte er ein besonderes musikalisches Talent und schrieb Lieder, die uns als Psalmen bekannt sind. In Davids Leben gab es jedoch auch eine dunkle Seite, wie wir im Samuelbuch nachlesen können: „Eines frühen Abends stand David auf, nachdem er sich eine Weile ausgeruht hatte, und ging auf dem flachen Dach seines Palasts spazieren. Da fiel sein Blick auf eine Frau, die im Hof eines Nachbarhauses ein Bad nahm. Sie war sehr schön (...) David sandte Boten zu ihr und ließ sie holen. Batseba kam, und er schlief mit ihr" (2. Samuel 11,2-4). Dieser One-Night-Stand hatte Folgen: Batseba wurde schwanger, obwohl sie mit Davids Soldaten Uria verheiratet war. Er befand sich gerade im Krieg. Da kam David die Idee, einen Brief an seinen Oberbefehlshaber Joab zu schreiben: „Stell Uria an die vorderste Front, wo der Kampf am härtesten tobt! Keiner von euch soll ihm Deckung geben. Zieht euch mitten in der Schlacht von ihm zurück, damit er getroffen wird und stirbt" (2. Samuel 11,15). Joab führte den Befehl aus und Uria fiel im Kampf. Gott war darüber erzürnt und tat es David durch den Propheten Nathan unmissverständlich kund.  Dem König belastete das Gewissen schwer. Er bereute seine große Schuld. Durch dieses Schuldeingeständnis rehabilitierte sich David in den Augen Gottes, doch die Folge der Untat war, dass das Kind nach der Geburt starb, es David verwehrt wurde, den Tempel zu bauen und Davids dritter Sohn Absalom gegen seinen Vater einen Aufstand anzettelte.

Bereits bei der Erwählung des Judas Iskariot in den Jüngerkreis wusste Jesus, dass Judas ihn eines Tages verraten würde. Judas hatte die Aufgabe, die gemeinsame Kasse der Anhänger Jesu zu verwalten, stahl aber öfter daraus Geld zur eigenen Verwendung (Johannes 12,6). Zu guter Letzt gab Judas seinen Meister für 30 Silberlinge preis, führte die jüdischen Gerichtspolizisten und römischen Soldaten in den Garten Gethsemane und verriet Jesus mit einem Kuss. Später warf Judas, von Gewissensbissen geplagt, den Verräterlohn in den Tempel und erhängte sich. Über Judas finden sich in der Heiligen Schrift die düsteren Worte, dass es für ihn besser gewesen wäre, nie geboren worden zu sein (Johannes 17,12).

Der gerissene Pontius Pilatus, römischer Statthalter in Judäa, war von Jesus während seines Verhörs schwer beeindruckt und konnte keine Schuld bei ihm feststellen. Bewundernd sprach Pilatus: „Ecce homo" („Seht, welch ein Mensch").  Als die erregte Menschenmenge die Kreuzigung Jesu verlangte und Pilatus schließlich nachgab, meldete sich bei ihm das Gewissen. Als Zeichen, dass er nichts mit diesem unrechten Prozess zu tun haben wollte, wusch sich Pilatus die Hände. Dann schrie er der Menge zu: „Ich habe keine Schuld am Tod dieses Mannes. Das habt ihr zu verantworten" (Matthäus 27, 24). Daraufhin brüllte die Menge umso lauter, dass die Strafe für den Tod Jesu auf sie und ihre Kinder kommen sollte. Dies trat nach ca. 40 Jahren ein, als Jerusalem durch den späteren römischen Kaiser Titus erobert und das jüdische Volk in alle Welt zerstreut wurde. Bis ins 20. Jahrhundert mussten die Juden unter schweren Verfolgungen in der Diaspora leben.

Wenn es eine derartige Instanz im Menschen gibt, die uns das Gute und Böse unterscheiden lässt, muss es folglich auch das Gute und Böse geben. Personifiziert man das Gute als Gott und das Böse als den Teufel, hat man eine wichtige Wahrheit hergeleitet.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now