Gott ist Liebe

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Die Bibel bezeichnet Gott als die Liebe. „Gott ist Liebe und wer in dieser Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm" (1. Johannes 4,16). Gott und die Liebe gehören untrennbar zusammen. Aus Liebe zu dieser Welt sandte Gott seinen Sohn. „Denn Gott hat die Menschen so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab. Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben" (Johannes 3,16). Wenn nun Gott die Liebe ist und der Mensch in der Liebe wächst, wird er folglich Gott, und damit auch Jesus, ähnlicher.

Die Liebe war auch das Leitmotiv von Papst Benedikt XVI., das er in seiner ersten Enzyklika DEUS CARITAS EST (Gott ist die Liebe) behandelt. Der Heilige Vater schreibt von der Liebe, die Gott uns zuerst geschenkt hat und die wir deshalb weitergeben können. Sie wird immer nötig sein, selbst in der gerechtesten Gesellschaft.

Wie der Jünger Johannes schreibt - und als einer der engsten Vertrauten Jesu muss er es besonders gut wissen - liebte Jesus während seines Erdenseins alle Menschen (Johannes 13,1). Mehrmals lesen wir in den Evangelien davon. Den im Leben Gestrandeten war Jesus besonders nah und sprach kein Urteil über sie. Er lebte seine Liebe . Er aß mit denen, die niemand in der Gesellschaft mochte (Matthäus 9,10). Er liebte und liebt die Menschen so, wie sie sind, mit all ihren Eigenarten und Dummheiten, die sie manchmal anstellen. Jesus sagte: „Niemand liebt mehr als einer, der sein Leben für die Freunde hingibt" (Johannes 15,13), was er letztlich auch tat.

Als wichtigstes Gebot, das alle Zehn Gebote zusammenfasst, bezeichnete Jesus die Liebe zu Gott und den Mitmenschen mit ganzer Hingabe, mit aller Kraft und mit dem ganzen Verstand (Lukas 10,27). Nach Jesu Worten soll man Gott und seinen Mitmenschen lieben wie sich selbst, d. h. man muss dahin kommen, sich so zu akzeptieren, wie man ist, mit allen Stärken und Schwächen. Danach geht man noch einen Schritt weiter, um von der bloßen Akzeptanz zur Liebe zu kommen. Auch in Kursen zum Selbstmarketing wird versucht, den Teilnehmern diese Selbstachtung zu vermitteln. Sie werden etwa aufgefordert, zwanzig positive Eigenschaften aufzuschreiben, die sie an sich selbst oder andere Menschen an ihnen sehen. Wer diese Übung einmal selbst durchführt, wird feststellen, dass auch er auf seine ganz besondere Art ein liebenswürdiger Mensch ist, ein einzigartiger Mensch, wie  es ihn kein zweites Mal auf dieser Welt gibt. Der dänische Theologe und Philosoph Søren Kierkegaard (1813 - 1855) sagte hierzu: „Das Vergleichen mit anderen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit."

Wir Menschen haben die besondere Würde, nach dem Bilde Gottes geschaffen zu sein (1. Mose 1,27), also mit einem freien Willen und einer unsterblichen Seele.

Die Liebe soll nach den Worten Jesu sowohl dem Freund als auch dem Feind gelten. Beide sind meine Nächsten, denen ich freundlich begegnen und mit ihnen Freude und Leid teilen soll. Seit Adam und Eva sind alle Menschen sowieso Brüder und Schwestern. Der weise König Salomo meinte: „Wenn dein Feind hungrig ist, dann gib ihm zu essen; ist er durstig, gib ihm zu trinken. So wirst du ihn beschämen, und der HERR wird dich belohnen" (Sprüche 25,21). Die Feindesliebe und die Bereitschaft, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, bergen die Kraft in sich, den Feind zum Nachdenken zu bringen und ihn dadurch zu läutern. Jesus hat auf überzeugende Weise Ernst damit gemacht, was er über die Feindesliebe sagte. Als Jesus sterbend am Kreuz hing, betete er für die Henkersknechte, dass Gott ihnen ihre Schuld vergebe.

Wer sich eingehender mit dem Wesen der Liebe befassen will, sollte sich in das sogenannte Hohelied der Liebe im 1. Korintherbrief 13 vertiefen. Diese Bibelstelle wird gern bei kirchlichen Trauungen verwendet. Die Liebe eröffnet die Möglichkeit, das Leben noch einmal von vorn zu beginnen und alles zu erneuern: das Verhältnis von Eltern und Kindern (Epheser 6,1 - 4) oder die Beziehung zum Ehepartner. „Darum sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Körper. Wer nun seine Frau liebt, der liebt sich selbst" (Epheser 5,28). Die Liebe hat einen höheren Stellenwert als die Sprache, denn Liebe wird universell auf der ganzen Welt verstanden. Man kommt mit ihr - selbst ohne Sprachkenntnisse - überall auf der Erde zurecht.

Der Theologieprofessor Karl Barth (1886 - 1968) gilt als Vater der Bekennenden Kirche gegen den Nationalsozialismus. Barth ist Mitbegründer der Dialektischen Theologie, nach der Gott der ganz Andere ist und nur durch das Offenbarungshandeln in Jesus Christus erfasst werden kann. Als Karl Barth gebeten wurde, die Botschaft seiner theologischen Bücher kurz zusammenzufassen, antwortete er: „Jesus liebt mich - das weiß ich, denn die Bibel sagt mir das." Für Barth war die Liebe die Quintessenz allen schriftstellerischen Schaffens.

Der russische Schriftsteller Fjodor Dostojewski (1821 - 1881) wurde mit Romanen wie „Schuld und Sühne" oder "Die Brüder Karamasow" weltberühmt. Er porträtierte in seinen Büchern gern die Außenseiter der Gesellschaft. Dostojewski forderte die bedingungslose universelle Liebe: „Liebet die ganze Schöpfung Gottes, die ganze Welt und jedes Sandkörnchen auf Erden.  Jedes Blättchen,  jeden Lichtstrahl Gottes habet lieb, liebet die Tiere, liebet die Pflanzen, liebet jedes Ding. Wirst du aber jedes Ding lieben, dann wirst du auch Gottes Geheimnis in den Dingen erfassen."



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