"Dämonenjäger"

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Jesus gab seinen Nachfolgern Macht über die Dämonen: „Jesus rief seine zwölf Jünger zusammen und gab ihnen die Kraft und die Vollmacht, alle Dämonen auszutreiben" (Lukas 9,1).

So trieb Paulus in Philippi, einer damals bedeutenden Stadt in Mazedonien, einen Wahrsage-Dämon aus einer Sklavin aus. Er hatte die Macht, die Zukunft zu kennen. Auch durch das Wirken des Philippus, einer der sieben Diakone in der christlichen Gemeinde von Jerusalem, verließen viele Dämonen mit lautem Geschrei ihre menschlichen Behausungen (Apostelgeschichte 8,7). In der Apostelgeschichte befinden sich etliche weitere Berichte über die Austreibung böser Geister.

Exorzismen werden bis heute von dazu beauftragen Priestern nach den Riten des Rituale Romanum durchgeführt. Auch selbst ernannte weiße Hexen und Magier versuchen sich darin. Ziel ist es, in Zwiesprache mit dem Dämon zu treten, um herauszufinden, um welche Art von bösem Geist es sich handelt und welche Absichten er verfolgt. Der Besessene spricht dabei oft mit fremder Stimme, eventuell sogar in einer Fremdsprache, die er eigentlich nicht beherrscht. Durch das Gebet im Namen Jesu, gelegentlich unter Anwendung von Geißelung, verlässt der Dämon schließlich den menschlichen Körper.

Dämonen kennen Jesus genau. Sie wissen, dass es sich um den Sohn Gottes handelt und dass sie ihm nichts entgegenzusetzen haben. „Jesus trieb viele Dämonen aus. Dabei befahl er den bösen Geistern zu schweigen, denn sie wussten genau, wer er war" (Markus 1,34).

Priester berichten, dass den Dämonen bei Austreibungen die Lebensgeschichte samt Verfehlungen des Exorzisten genauestens bekannt ist. Im schlimmsten Fall kann es beim Exorzismus passieren, dass der Besessene zwar vom Dämon befreit, aber eine anwesende Person, die nicht im Glauben steht, vom ausfahrenden Geist befallen wird.

Kommen wir noch einmal auf den Besessenen von Gerasa mit seinen übermenschlichen Kräften zurück. Der Dämon antwortete auf Jesu Frage, wie er heiße: „Legion. Wir sind nämlich viele!" Die Geister flehten Jesus an, doch in die Schweineherde am Berghang fahren zu dürfen, was ihnen Jesus erlaubte. Nachdem die Dämonen die Schweine befallen hatten, raste die ganze Herde von 2.000 Tieren das steile Ufer hinab in den See Genezareth und ertrank (Markus 5,9-13). Auch Tiere können also von Dämonen befallen sein.

Die aus ihrer menschlichen Behausung ausgetriebenen Dämonen haben nach den Worten Jesu das Bestreben, erneut vom gleichen Menschen Besitz zu ergreifen: „Wenn der unreine Geist von einem Menschen ausgefahren ist, so durchstreift er dürre Stätten, sucht Ruhe und findet sie nicht. Dann spricht er: Ich will wieder zurückkehren in mein Haus, aus dem ich fortgegangen bin. Und wenn er kommt, so findet er's leer, gekehrt und geschmückt. Dann geht er hin und nimmt mit sich sieben andere Geister, die böser sind als er selbst; und wenn sie hineinkommen, wohnen sie darin; und es wird mit diesem Menschen am Ende ärger, als es vorher war" (Matthäus 12,43-45). Wie wir auch oben in der Geschichte des Besessenen von Gerasa schon gehört haben, können also mehrere Geister in einem Menschen wohnen, wobei sie sich im Grad ihrer Bosheit unterscheiden.

Unbedingtes Ziel der Dämonen ist ihre Verkörperlichung in einer menschlichen, seltener tierischen Behausung. Sie übernehmen anschließend die Herrschaft über den Willen und das Denken des Menschen. Besonders gefährdet, von einem bösen Geist befallen zu werden, sind Menschen, die sich mit Okkultismus beschäftigen, und Satanisten, die den Teufel direkt anbeten oder sogar einen Pakt mit ihm geschlossen haben. Diesen Menschen ergeht es wie Goethes Zauberlehrling in der gleichnamigen Ballade (1797): „Die ich rief, die Geister, werd' ich nun nicht los."

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