Das letzte Opfer

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Dem Tod Jesu gingen schwere Misshandlung, starker Flüssigkeitsverlust und Erschöpfung durch Schlafmangel voraus. Hinzu kam eine ausgeprägte Furcht Jesu vor dem, was an grausamem Geschehen auf ihn zukam. „Jesus litt Todesängste und betete so eindringlich, dass sein Schweiß wie Blut auf die Erde tropfte" (Lukas 22,44). Das Schwitzen von Blut wird in der Medizin Hämhidrose genannt. Es handelt sich um ein Symptom, dass bei schweren psychischen Stresssituationen vorkommt, wobei die Kapillaren der Schweißdrüsen platzen.

Der gläubige Katholik Mel Gibson drehte den Film „Die Passion Christi"mit einem Privatkapital von 30 Millionen Dollar. Er zeigt die letzten 12 Stunden im Leben Jesu: den Verrat durch Judas, die Verhaftung im Garten Gethsemane, die schreckliche Folterung, das Martyrium auf dem Weg nach Golgatha und das qualvolle Sterben am Kreuz. Mel Gibson hatte die Absicht, das Leben Jesu glaubwürdig darzustellen und zu zeigen, dass das Christentum auf einem übermenschlichen Opfer beruht. Der Film ist so brutal, weil das Geschehen vor 2.000 Jahren so war. Von Seiten der religiösen Experten, den Kirchenvertretern, wurde der Film größtenteils gelobt.

Verantwortlich für die Kreuzigung Jesu waren letztlich zwei Männer: Pontius Pilatus, der römische Statthalter über Judäa und Samaria, und der jüdische Hohepriester Kaiphas.

Judäa und Samaria waren eine von 34 römischen Provinzen. Seit 26 n. Chr. war hier Pontius Pilatus Präfekt (Statthalter) des römischen Kaisers. Pilatus regierte von der Küstenstadt Cäserea aus. In Jerusalem selbst waren in der Burg Antonia ca. 3.000 Römer stationiert. Sie sollten in der politisch unruhigen Stadt für Ordnung sorgen. Die Burg Antonia stand auf einem 25 m hohen Felsen direkt neben dem Tempel. Sie hatte vier Türme, wobei von einem der gesamte Tempelbezirk einsehbar war.

Pontius Pilatus hatte seinen Spaß daran, die Juden zu provozieren. So entnahm der Statthalter Geld aus dem Tempelschatz, um eine Wasserleitung nach Jerusalem zu bauen. Der Bestechung war Pilatus ebenfalls zugänglich. Das jüdische Volk hasste ihn. Nach dem Sturz seines Gönners Sejan, der beim römischen Kaiser stets ein gutes Wort für Pilatus eingelegt hatte, musste er eine Anklage vor dem Kaiser fürchten. Daher versuchte sich PIlatus mit den Juden gut zu stellen. Das war eine der Ursachen, dass Pilatus trotz besseren Wissens Jesus an die Juden auslieferte. Er hörte nicht auf die Warnung seiner Ehefrau, die ihm ausrichten ließ: „Unternimm nichts gegen diesen Mann. Er ist unschuldig! Ich habe seinetwegen in der letzten Nacht einen furchtbaren Traum gehabt" (Matthäus 27,19). So kam es, dass Jesus am 7. April 30 gekreuzigt wurde.

Sechs Jahre später ließ Pilatus eine Versammlung auf dem Berg Garizim sprengen. Ein Samariter hatte behauptet, er könne zeigen, wo auf dem Berg goldene Gefäße von Moses vergraben seien. Daraufhin war eine große Menschenschar zusammengeströmt. Pilatus überfiel die Menge, ließ einige Menschen erschlagen, andere gefangen nehmen und hinrichten. Die Samariter reichten daraufhin eine Beschwerde beim übergeordneten römischen Prokonsul ein, der Pilatus absetzte und nach Rom schickte, um sich für das Massaker zu verantworten. Dort wurde Pilatus nach Vienne in Südfrankreich verbannt. Der Legende nach soll er wenige Jahre später Selbstmord begangen haben, indem er sich in sein Schwert stürzte.

Größeren Anteil an der Verurteilung Jesu muss man jedoch dem jüdischen Hohepriester Kaiphas zusprechen. Er war der eigentliche Drahtzieher des Komplotts. Gegen Jesus hatte Kaiphas eine starke persönliche Abneigung. In seinem Haus versammelte sich der Hohe Rat zum Prozess gegen Jesus.

Die Kreuzigung war eine besonders brutale Hinrichtungsart. Zunächst wurden Nägel durch die Handgelenke getrieben. Dies führte durch Durchtrennung von Nerven zur Lähmung eines großen Teils der Handmuskulatur. Danach schlug man große Nägel durch die Mittelfußknochen der Füße. Nachdem der Verurteilte unter großen Schmerzen eine Zeit lang am Kreuz gehangen war, begann sich die Muskulatur zu verkrampfen, was zur Folge hatte, dass er sich nicht mehr am Kreuz hochziehen konnte. Es traten starke Atemprobleme auf, da nur noch stoßweises Einatmen, ohne ausatmen zu können, möglich war. Dies führte schließlich zum Erstickungstod, den die Henkersknechte oft durch Brechen der Schien- und Wadenbeine mit einem fleischklopferähnlichen Hammer beschleunigten.

Jesu letzte Worte am Kreuz waren: „Es ist vollbracht." Dann neigte er den Kopf und starb. Seine Mission war beendet, der Auftrag erfüllt. Der Vorhang, der im Tempel zwischen dem Heiligen (Raum) und dem Allerheiligsten hing, zerriss von oben bis unten. Ein Zeichen, dass die Menschen mit dem Opfertod Jesu freien Zugang zum Allerheiligsten, zu Gott, haben. Während der Kreuzigung Jesu verfinsterte sich die Sonne und zum Todeszeitpunkt Jesu begann die Erde zu beben. Longinus, wie der römische Kommandant der Kreuzigung nach dem Nikodemus-Evangelium hieß, rief voller Ehrfurcht aus:  „Dieser Mann ist wirklich Gottes Sohn gewesen" (Matthäus 27,54).

Aber es blieb nicht beim Kreuzestod. Jesus überwand ihn durch seine Auferstehung.

Jesus versprach seinen Anhängern, dass er sie nie allein lassen werde, auch nach seiner Rückkehr in die himmlische Welt nicht. „Ihr dürft sicher sein: Ich bin immer bei euch, bis das Ende dieser Welt gekommen ist" (Matthäus 28,20). Als Hilfe und Trost stellt Jesus seinen Jüngern einen Begleiter an die Seite: „Aber wenn der Helfer kommt, der Geist der Wahrheit, wird er euch anleiten, in der vollen Wahrheit zu leben" (Johannes 16,13).

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