Wenn die Angst kommt

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Angst ist ein notwendiges Gefühl, um bei Gefahr den Fluchtreflex auszulösen. Angst kann jedoch auch chronisch und damit krankhaft werden. Dann überkommt dem Menschen ein ständiges Gefühl der Beengtheit und Beklemmung. Er glaubt, künftige Ereignisse nicht mehr bewältigen zu können. Er hat Angst vor dem Leben und fühlt sich isoliert und einsam. Doch Gott ist nach biblischer Aussage ein ständiger Begleiter im Leben.

Den an Angstzuständen Leidenden gilt die Zusage Gottes: „Fürchte dich nicht, denn ich stehe dir bei; hab keine Angst, denn ich bin dein Gott! Ich mache dich stark, ich helfe dir, mit meiner siegreichen Hand beschütze ich dich!" (Jesaja 41,10). Jesus weiß, dass die Angst vor  keinem Menschen Halt macht, und spricht Mut zu: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden" (Johannes 16,33). Auch in seinen letzten Reden auf Erden ermahnte Jesus seine Jünger noch einmal: „Auch wenn ich nicht mehr da bin, wird doch der Friede bei euch bleiben. Ja, meinen Frieden gebe ich euch - einen Frieden, den euch niemand sonst auf der Welt geben kann. Deshalb seid nicht bestürzt und habt keine Angst!" (Johannes 14,27). Das feste Vertrauen auf Gott überwindet jegliche Form von Angst: „Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein bewährter Helfer in Zeiten der Not. Darum fürchten wir uns nicht, selbst wenn die Erde erbebt, die Berge wanken und in den Tiefen des Meeres versinken" (Pslm 46,2-3).

Gott sichert zu, dass man keine Angst vor Menschen haben muss: „Ich bin es, der euch tröstet, ich allein. Und da fürchtet ihr euch noch vor der Macht eines Menschen? Was ist schon ein Mensch? Sterben muss er, verdorren wie das Gras!" (Jesaja 51,12). Und in Psalm 118 ist zu lesen: „Der HERR ist auf meiner Seite, ich brauche mich vor nichts und niemandem zu fürchten. Was kann ein Mensch mir schon antun? Der HERR steht für mich ein und hilft mir; darum werde ich die Niederlage meiner Feinde erleben. Es ist viel besser, beim HERRN Schutz zu suchen, als sich auf Menschen zu verlassen" (Psalm 118,6-8). Brächten Menschen einen Gläubigen um, würde das aus biblischer Sicht nur dazu führen, dass man in eine bessere Welt überwechselt. So verfügt  ein feindlich gesinnter Mensch so gut wie keinerlei Macht über den Gläubigen.

In der Bibel findet sich eine interessante Geschichte zum Thema Angst. Sie beginnt damit, dass Jesus und seine Jünger mit dem Boot zum Ostufer des Sees Genezareth fahren. Dort war das Gebiet der „Zehn Städte" (Dekapolis), bei dem es sich um einen Bund von ursprünglich zehn Städten handelte. In ihnen lebten seit der Zeit Alexanders des Großen hauptsächlich Griechen mit ihrer hellenistischen Kultur. Dieses Gebiet wurde daher von den Juden als heidnischer Fremdkörper in ihrem Land empfunden. Trotzdem lebten dort Juden und Griechen friedlich miteinander. Der See Genezareth, auch Galiläisches Meer genannt, ist ca. 21 km lang und maximal 12 km breit. Das entspricht flächenmäßig etwa ein Drittel des Bodensees. Das Tückische am See Genezareth ist, dass die Temperatur auf der Seeoberfläche höher ist als in den umliegenden Bergen, sodass es zu plötzlich auftretenden Fallwinden kommen kann, die einen heftigen Wellengang hervorrufen. Dieser wird dadurch verstärkt, dass die engen Küsten kein Ausrollen der Wellen ermöglichen.

In solch einen gewaltigen Sturm geriet das Boot mit Jesus und den Jüngern: „Mitten auf dem See brach plötzlich ein gewaltiger Sturm los, so dass die Wellen über dem Boot zusammenschlugen. Aber Jesus schlief. Da liefen die Jünger zu ihm, weckten ihn auf und riefen: ,Herr, hilf uns, wir gehen unter!' Jesus antwortete ihnen: ,Warum habt ihr Angst? Vertraut ihr mir so wenig?' Dann stand er auf und befahl dem Wind und den Wellen, sich zu legen. Sofort hörte der Sturm auf, und es wurde ganz still. Alle fragten sich voller Staunen: ,Was ist das für ein Mensch? Selbst Wind und Wellen gehorchen ihm!'" (Matthäus 8,24-27).

Jesus bewies in dieser Geschichte seine unumschränkte Macht über die Naturkräfte. Er charakterisiert die Angst als fehlendes Vertrauen und tadelt die in Panik versetzten Jünger, weil sie Gott nicht zutrauen, das zu beseitigen, was sie in Furcht versetzt hat.

Nach dem Tod von König Salomo teilte sich das Königreich Israel in das Nordreich Israel und das Südreich Juda. König Manasse regierte ganze 55 Jahre über das Südreich. Er war der Sohn des Hiskia, von dem wir später noch hören werden. König Manasse versuchte sich mit den Assyrern gut zu stellen. Die Assyrer hatten ihr Großreich auf dem Gebiet des heutigen Irak. Sie waren aufgrund ihrer brutalen Kriegsführung gefürchtet. Pfählen und Schänden von Frauen waren an der Tagesordnung. Im assyrischen Rechtssystem gab es harte Strafen wie das Begießen des Gesichts mit heißem Asphalt oder die Kastration. Um den Assyrern zu gefallen, förderte König Manasse die assyrischen Kulte. Er ließ im Tempel in Jerusalem heidnische Altäre errichten. Manasse opferte sogar seinen Sohn und befahl, alle Propheten im Land zu verfolgen. Dabei kam auch der Prophet Jesaja ums Leben. Später jedoch wendete sich das Blatt. König Manasse wurde vorgeworfen, an einer Verschwörung gegen die Assyrer beteiligt zu sein. In Ketten wurde er nach Babylon verschleppt, das die Assyrer erobert hatten. Manasse wandte sich in großer Angst und Verzweiflung  an Gott. Das Gebet, das er reuevoll sprach, ist überliefert:

„Sünden tat ich mehr als Sand am Meer. Es sind meine Missetaten zahlreich, HERR. Ich bin nicht würdig, meine Augen zu erheben, des Himmels Höhe anzuschauen infolge meiner massenhaften Missetaten. Ich werde, HERR, mit Recht gepeinigt; verdientermaßen werde ich gequält; ich bin in Gefangenschaft. Durch viele Eisenfesseln werde ich gebeugt; ich kann mein Haupt nicht mehr erheben; Erholung ist mir nicht vergönnt um meiner Sünden willen. Denn deinen Sinn hab ich zum Zorn gereizt, was dir missfällig ist, getan: Ich stellte Greuelbilder auf und machte viele Schandgötzen. Ich hab gesündigt, HERR, gesündigt, und meine Missetaten kenne ich. So bitte ich dich flehentlich: Vergib mir, HERR, verzeihe mir! Zürn mir nicht auf ewig! Verdamm mich nicht als schon der Höllenstrafen würdig! Du bist ja, HERR, der Gott der Reuigen. So zeigst du denn an mir auch deine Güte. Du wirst mich retten, bin ich auch dessen gar nicht wert, nach deiner großen Milde. Dann will ich immerdar dich preisen mein Leben lang. Dein ist die Herrlichkeit in alle Ewigkeit. Amen" (Gebet des Manasse,9-15).

Gott erhörte dieses aufrichtige Flehen in tiefer Not. Manasse durfte in sein Königreich Juda zurückkehren und schaffte als erste Maßnahme die Götzen ab.

Was steckt hinter allem?Where stories live. Discover now