Kapitel 01

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Hastig strich ich mir nochmal über meine Bluse und schnappte mir mein Handy, dass ich in meine hintere Hosentasche steckte.

,,Skylar, komm endlich! Wir wollen noch da sein, bevor Aiden kommt."schrie meine Mutter von Unten. ,,Ich komme schon!"

,,Wo ist denn Maddy? Ich dachte sie will auch kommen." Verwundert drehte ich mich nochmal in der Türschwelle um. ,,Sie kommt nach. Hunter muss noch bis sechs Uhr arbeiten."erklärte mir mein Vater und deutete mir mit seinen Handbewegungen, dass ich mich jetzt endlich nach Draußen begeben sollte.

Maddy ist meine ältere Schwester. Vor zwei Jahren hat sie Hunter geheiratet und nun trugen sie und ihre gemeinsame Tochter seinen Nachnamen.

Schweigend liefen wir über die Vorgärten und blieben vor der Tür unserer Nachbar stehen. Wir teilten uns mit ihnen eine Doppelhaushälfte.

Mit einem breiten Grinsen öffnete uns meine beste Freundin schwungvoll die Tür. ,,Hi!"rief sie. Ihre Augen funkelten vor Aufregung und sie grinste breit. Lachend nahm ich sie in den Arm. ,,Hallo Fiona."begrüßten sie meine Eltern und liefen dann auch schon an ihr vorbei zu Fionas Eltern.

Als ihre Familie damals , vor 15 Jahren, neben uns gezogen war, verstanden wir Beide uns auf Anhieb großartig und wurden zu besten Freunden. Auch meinen Eltern entging die Ausstrahlung dieser Familie nicht und auch sie freundeten sich an.

,,Bist du aufgeregt?"fragte ich. ,,Was ist das denn für eine Frage? Natürlich, ich hab ihn schließlich zwei Jahre nicht gesehen. Papa ist grade los gefahren, um ihn abzuholen." Nervös strich sie sich durch ihre braunen Locken und sah mich verdutzt an. Ok, ich musste zugeben, die Frage war wirklich dumm.

Ich meine wer wäre nicht aufgeregt? Ich an ihrer Stelle würde wahrscheinlich nicht mal mehr schlafen können. Obwohl mir das bei ihr auch nicht so abwegig zu sein schien, wenn man ihre dunklen Augenringe genauer betrachtete, die sie versucht hatte mit Conceler zu überdecken.

,,Sorry,"murmelte ich nur,,,Wann kommt er denn?" Fiona runzelte die Stirn und hob meinen Arm, um auf meine Uhr zu schauen. ,,In ca. 40min."

Wir gingen zusammen ins Wohnzimmer, in dem schon viele Verwante und Freunde der Familie saßen. Unter ihnen erkannte ich ein bekanntes Gesicht. ,,Hi Jo!"begrüßte ich meinen ehemaligen besten Freund zögerlich. ,,Sky? Lange nicht mehr gesehen. Du hast dich verändert. Also optisch."lachend stand er auf und zog mich in eine Umarmung.

Wir hatten uns das letzte Mal vor zwei Jahren gesehen, auf Aidens Abschiedsparty, bevor er nach Amerika ging und da die Zeit davor nicht wirklich toll war, war das hier ziemlich seltsam.

,,Bitteschön."flötete Fiona und drückte mir ein Sektglas in die Hand. Daraufhin hielt sie mir ihres entgegen, um anzustoßen.

,,Oh Gott, er ist da!"rief plötzlich Isabella, Fioanas Mutter. ,,Was? Ich dachte er kommt erst in einer halben Stunde."fassungslos sah Fioana sie an. Bevor ihre Mutter auch nur irgendwas erwiedern konnte, wurde die Tür aufgesperrt und Fionas strahlender Vater kam rein. Hinter ihm tauchte Aiden auf. Ein groß gewordener Aiden, den ich, wenn ich ihn zufällig auf der Straße begegnet wäre, niemals wieder erkannt hätte.

Er hatte seine braunen Haare von einer Skeaterfrisur zu einem Undercut geschnitten. Seine Haut war rein und es war keine Spur mehr von seinen damaligen Unreinheiten aufzufinden. Seine Gesichtzüge wurden markanter, das erkannte man deutlich an seinem ausgeprägten Kiefer. Vermutlich war er dort ins Fitnessstudio gegangen, dann er hatte über diese zwei Jahre ordentlich Muskel zugelegt. Groß war er schon immer, nur war es mir noch nie so aufgefallen.

Natürlich hatte mir Fiona ab und zu Fotos gezeigt und ich hatte es auf seinen Profilbildern gesehen. Aber das er so aussah, war auf den Bildern beim Weiten nicht zu erkennen.

Wo war der alte Aiden geblieben? Mein bester Freund? Ein mulmiges Gefühl schlich sich in mir hoch, als mir langsam bewusst wurde, dass Aiden seit dieser einen Nacht schon lange nicht mehr der Alte war. Nicht wie damals - wie mein bester Freund eben.

,,Aiden!"riss Fiona mich aus meinen Gedanken, als sie ihrem Bruder weinend und lachend in die Arme fiel. Auch seiner Mutter waren die Tränen gekommen. Aiden fing an einen nach den andern zu begrüßen. Doch bevor er bei mir ankam, trat Maddy zu mir. ,,Hallo, Schwesterherz." Neben ihr stand Hunter mit der kleinen Lydia auf dem Arm. Ich begrüßte sie und sah dann wieder zu Aiden.

Lachend kam er auf mich zu. Er fing noch mehr an zu strahlen, als er eine Person neben mir fixierte. ,,Jo!"rief er und zog seinen besten Freund in eine brüderliche Umarmung. Sie hatten sich vermisst, das sah man ihnen an.

,,Skylar?"fragte er dann und sah mich verwirrt an. Meine Augen fingen an zu brennen, als ich seine vertraute Stimme wahr nahm.,,Hi, Aiden."lachte ich, überrascht, dass er mich mit meinem vollen Vornamen ansprach. ,,Du...siehst anders aus."meinte er noch, bevor er auch mich in eine Umarmung zog. Lächelnd drückte ich den Jungen, mit dem ich meine gesamte Kinheit verbracht hatte an mich und zog seinen Duft ein, während ich verzweifelt versuchte die Tränen zu unterdrücken.

Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr er mir doch gefehlt hatte.
Schließlich war ich mit ihm aufgewachsen. Er und Jo standen Fiona und mir immer zur Seite. Aber seit er weg war, hatte sich alles verändert und wir verloren den Kontakt zu einander.

,,Das habe ich auch gesagt."murmelte Jo. Ich ignorierte ihn und lächelte Aiden an.,,Kann ich nur zurück geben."

,,Das ist also Lydia?"fragte er dann an meine Schwester gewand. Die Hochzeit der Beiden war einen Monat vor Aidens Abreise. Er war zwar dabei, aber Lydia hatte er noch nie kennen gelernt. ,,Mama und Papa haben mir schon erzählt, dass ihr Eltern geworden seid."

Maddy fing an zu Lachen:,,Och schade! Ich wollte dich doch überraschen."lachte Maddy und zog ihn zu sich.,,Süß."lächelte er die grade mal elf Monate alte Lydia an und streichelte ihr mit den Fingerkuppen über die Wange.

Aiden ging weiter und ich unterhielt mich ein bisschen mit Maddy und Hunter. Irgendwann wurden wir zu Tisch gebeten und fingen an zu Essen. Aiden erzählte viel über Amerika. Was anders war, als hier, was ihm am meisten überrascht hatte und von den Leuten, mit denen er gemeinsam die Zeit verbracht hatte.

Um 9 Uhr wollten Maddy und Hunter dann fahren und ich begleitete sie zusammen mit Aiden zum Auto. ,,Müsst ihr wirklich schon fahren?"hackte Aiden nochmal nach. ,,Ja, tut mir Leid. Aber Lydia muss ins Bett." Aiden nickte verstehend und wir verabschiedeten sie. ,,Ach ja, und Sky. Erinner Mama und Papa nochmal daran, dass wir nächste Woche Samstag Lydias ersten Geburtstag feiern."rief Maddy nochmal aus dem Fester. Ich wollte grade etwas sagen, als Hunter davon brauste. Toll, hätte er diese fünf Sekunden nicht warten können?

,,Du hast auch, wie Fiona, dein Abi in vier Monaten in der Tasche?" Wahrscheinlich suchte er nur ein Gesprächsthema. Er wusste nähmlich, dass ich blad mein Abi hatte. Deswegen nickte ich nur. ,,Und was willst du danach machen?"

Ich schmunzelte:,,Hoffentlich erstmal eine Pause."
Aiden sah mich grinsend an.,,Du bist irgendwie...anders geworden."stellte er fest und sah mich eindringlich an.
Ja, und du bist es schon ziemlich lange, dachte ich mir, sprach es aber nicht aus. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. ,,Hast ja auch zwei Jahre nichts von mir gehört."

,,Glaubst du..."lachte Aiden. Fragend zog ich eine Augenbrauen hoch. Was sollte das denn heißen? Stalkte er mich oder was? ,,Fiona kann viel erzählen, wenn der Tag lang ist."klärte er mich auf und öffnete die Haustür. ,,Ach ja, und was hat sie so erzählt?" Aiden musterte mich von Oben bis Unten, blieb dann aber bei meinen Augen hängen.
,,Vieles."atwortete er nur und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich durch die Tür zu schieben. Sein unglaublicher Geruch benebelte für kurze Zeit meine Sinne.

Wann war er so interessant geworden?

Damn interesting Where stories live. Discover now