Kapitel 50

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Ich wurde durch Aidens Wimmern geweckt. Er machte Geräusche als würde er weinen und wältzte sich hin und her. ,,Aiden?"fragte ich in die Dunkelheit.

Auf seiner Digitaluhr leuchteten die roten Buchstaben 2:37. Wir waren vor knapp einer Stunde erst eingeschlafen. Nachdem ich mich vorsichtig über ihn gelehnt hatte und das Nachtlicht angknipst hatte, bemerkte ich, dass er noch schlief.

Er musste einen echt heftigen Alptraum haben. Seine Haut glenzte und all seine Muskeln waren angespannt. ,,Aiden." Ich rüttelte an ihm, versuchte irgendwie ihn aufzuwecken, doch sein Wimmern wurde immer lauter. Das nächste mal schubste ich ihn fast vom Bett, aber das sorgte wenigstens dafür, dass er aufwachte.

Nach Luft schnappend schreckte er auf. Erst schien er gar nicht zu verstehen, wo er war. Doch dann ließ er sich mit dem Rücken an die Kopflehne fallen und legte die Hand auf sein Herz.

Ich wartete bis er sich etwas beruhigt hatte, ehe ich meine Hand vorsichtig auf seine legte. ,,Ist alles in Ordnung?"fragte ich leise. Er hatte wohl total vergessen, dass ich auch hier war, denn er sah mich mit großen Augen an.

Dann stieß er aber erschöpft die Luft aus und zog mich in eine Umarmung. Mein Kopf lag auf seiner Brust, die sich unregelmäßig hob und senkte und lauschte seinem viel zu schnell schlagendem Herzen.

,,Ich hatte nur einen Alptraum."
murmelte er. Für nur einen Alptraum sah das für mich aber nicht aus.
,,Möchtest du darüber reden?"fragte ich, während ich mich leicht aufrichtete, um ihn anzusehen.

Aiden war verunsichert und wusste nicht, was er dazu sagen sollte. ,,Ich muss."kam es zögernd von ihm. ,,Ich hätte es schon vor Jahren tun sollen." Augenblicklich horchte ich auf. Ich löste mich aus seinen Armen und setzte mich vor ihn in einem Schneidersitz.

Ich konnte nicht glauben, dass er jetzt endlich darüber reden wollte. Ich würde jetzt endlich erfahren, was damals passiert war.

,,Schieß los."forderte ich ihn leise auf und fummelte nervös am Stoff meines-seines- T-Shirts. Aiden schien immer noch unsicher. Trotzdem setzte auch er sich aufrecht hin.

,,Weißt du noch damals, kurz bevor ich weg gegangen bin, in dieser einen Nacht..."fing er an. Ich hielt den Atem an, konnte nicht glauben in welcher Situation ich mich hier befand. Mehr als zwei Jahre hatte ich darauf gewartet.

Ich nickte langsam und traute mich kaum zu blinzeln, weil ich Angst hatte, dass es einfach nur ein Traum sein könnte. Ich wollte nicht aufwachen.

,,Ich wollte das eigentlich gar nicht. Ich habe ihnen gesagt, sie sollen das lassen. Aber keiner hat auf mich gehört und dann...Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber dann bin ich doch eingestiegen."fing er hecktisch an.

Verwirrt sah ich ihn an. Ich konnte ihm nicht folgen, so sehr ich mich auch bemühte ihn zu verstehen.

Aber ich sah auch, wie fertig ihn das machte. Immer wieder fuhr er sich angespannt durch die Haare und seine Augen waren überall, nur nicht auf mir.

,,Ben war älter als wir und hat damals seinen Führerschein gemacht."fing er erneut an. Dieses mal ruhiger. ,,Er war unglaublich stolz darauf und hat immer damit angegeben. Bis Louis ihn dazu aufgefordert hat, es uns zu beweisen. Er hat ihn die ganze Zeit provoziert und wir haben mit gemacht, weil seine Angeberei nervig war. Wir dachten Louis macht das nur, um ihn zu ärgern, aber er meinte es ernst."

Langsam dämmerte mir, was gleich folgen würde. Aiden atmete zittrig ein. Seine Augenbrauen waren beinah verzweifelt zusammengezogen. Er sah aus, als Versuche er seinen Erinnerungen zu entfliehen, doch sie ließen ihn nicht los.

Es war, als würde man mit seinen Fingern in eine Strömung fassen. Doch steckte man den Arm ein bisschen zu weit hinein, riss sie dich mit.

,,Ich habe ihnen gesagt, dass es gefährlich ist. Aber Ben wurde sehr schnell aggressiv und wollte uns unbedingt beweisen, was er kann. Er hat das Auto seiner Mutter geklaut. Ich weiß nicht mehr, wieso ich eingestiegen bin. Dafür sind meine Erinnerungen zu schwach."erzählte er weiter.

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