Kapitel 27

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Ich nahm gedämpft wahr, wie jemand in mein Zimmer kam und eine dunkle Stimme meinen Namen rief. Es musste Papa sein, da es mitten in der Woche war und er arbeiten musste. Aber warum zur Hölle wollte er mich dann wecken? Ich hatte frei!

,,Wach auf!"zischte er, wahrscheinlich um Mama nicht zu wecken. Seuftzend drehte ich mich auf den Rücken, machte mir aber nicht die Mühe meine Augen zu öffnen. Es war gestern spät geworden, also wollte ich jetzt auch ausschlafen. ,,Was willst du?"grummelte ich. ,,Das du aufstehst!"

Moment, das war nicht Papa! Verwirrt schlug ich die Augen auf und sah die Person an. ,,Aiden? Was machst du hier? Und wie bist du hier rein gekommen?"
,,Dein Vater hat mich rein gelassen. Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich beim nächsten Frühsport mitnehme."erklärte er und lächelte verschmitzt.

,,Frühsport? Bist du irre? Schon vergessen, die spät wir gestern Abend erst ins Bett gekommen sind?"jammerte ich und drehte mich wieder um, um meinen Kopf zwischen den Kissen zu vergraben. ,,Na und? Ich kann nicht schlafen. Du hast gesagt und du brauchst jemanden, der dich zum Sport motiviert und tadaaa, hier bin ich."

Ich hob meinen Kopf an, um ihn böse anzuschauen. ,,Vergiss es!"zischte ich. Doch Aiden lächelte nur und sah mir in die Augen. Schon wieder dieser Blick. ,,Nein , Aiden!"versuchte ich es weiter, doch ich wusste, dass Aiden schon längst gewonnen hatte. Wenn er mir so in die Augen sah, konnte ich nur verlieren. ,,Komm schon, Sky. Du bist doch jetzt eh schon wach und ich weiß, dass du nicht mehr einschlafen kannst, wenn du einmal wach bist." Er kannte mich einfach zu gut...

Zehn Minuten später stand ich neben Aiden in unserer Einfahrt. Mit Sportsachen. Er hatte es tatsächlich geschafft. ,,Wie geht es dir eigentlich?"fragte er zögernd. ,,Lass uns nicht darüber reden."blockte ich sofort ab.

,,Ok, komm wir joggen ins Feld."lenkte Aiden sofort auf ein anders Thema und lief los, während ich damit beschäftigt war die Augen nicht zu lange geschlossen zu halten. Er schien wirklich ein wenig enttäuscht, dass ich nicht mit ihm darüber reden wollte. Für einen kurzen Augenblick kam mir der Gedanke, dass er deswegen nicht schlafen konnte. Weil er an gestern Abend denken musste.

Nach fünf Minuten waren wir im Feld und nach weiteren zehn konnte ich schon nicht mehr. ,,Lass uns bitte eine Pause machen."flehte ich. Ich war wahrscheinlich jetzt schon rot, wie eine Tomate. Gleichzeitig war es mir auch peinlich, dass ich mich vor ihm so blamierte. Ich war so unsportlich.

,,Alles ok?"fragte er mich, als ich mich beschämt von ihm abgewand hatte. Ohne ihn anzusehen, nickte ich. ,,Nein ist es nicht. Ich sehe das doch. Lüg' jemanden anders an."stellte er fest. Genervt von mir selbst, biss ich mir auf die Lippe und zupfte an meiner langen Jogginghose, die ich mit einem Sportshirt an hatte. Im Gegensatz zu mir sah Aiden, in seiner kurzen Hose aus, als hätten wir Sommer.

,,Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?"schnaupte er aufeinmal. Überrascht sah ich auf. ,,Schämst du dich grade vor mir?" Er war völlig fassungslos und enttäuscht. Meine Augen weiteten sich. Wie konnte er mich so leicht durchschauen?
,,Warum?"wollte er wissen, doch ließ mir keine Zeit zum Antworten:,,Ich glaube es wird mal Zeit, dass du den Satz ,,Es zählen nur die inneren Werte" ein bisschen ernster nimmst." Langsam trat er mit kleinen Schritten immer näher auf mich zu.

Er versuchte nicht mal zu verstecken, wie enttäuscht er war. Und das fand ich unglaublich süß. Dennoch machte mich sein letzter Satz stutzig.

,,Was machst du mir hier vor, Aiden?"lachte ich und wich seinen stechenden Blick aus. Ich war nicht dick, ich war gut so, wie ich war, aber meine Figur war wirklich nicht die sportlichste. ,,Ihr Jungs sagt das immer, doch trotzdem guckt ihr nur die schlaken Mädchen an."

,,Mag ja sein, dass einige Juns so dumm sind. Aber,"sagte er und guckte mich dabei so liebevoll an, dass mein Herz anfing zu flattern, ,,irgendwann werden auch sie es verstehen. Wenn dir ein Mädchen gefällt und du dich in sie verliebst, dann ist es scheiß egal, wie sie aussieht, denn ein schöner Charakter macht jeden noch so hässlichen Menschen wieder schön."

Ich konnte mir ein Lächeln nicht mehr verkneifen. Ich fand es einfach so unglaublich süß wie er das gesgt hatte und dass er den Unterschied zwischen hübsch und schön kannte.
Das Aussehen war hübsch.
Der Charakter war schön.
Als Aiden sah, dass ich lächelte, zuckten auch seine Lippen nach oben.

Beiläufig strich er mir eine Sträne hinter das Ohr und ließ seine Hand dann an meiner Wange ruhen. Als ich ihm wieder in die Augen sah, bemerkte ich, dass seine Aufmerksamkeit nicht mehr meinen Augen galt. Er sah fast sehnsüchtig auf meine Lippen. In dem Moment blieb mein Herz stehen. Ich dachte er würde mich jetzt endlich küssen.

Doch dann verzog er kaum merklich das Gesicht und ließ seine Hand neben seine Seite sinken. Er trat die paar Schritte wieder zurück und sah alles an, nur nicht mich. Ich hatte das Gefühl, dass aus dem Flattern um meinem Herz, ganz viele kleine Nadeln geworden waren. ,,Wollen wir wieder zurück?" Ich nickte, doch er achtete nicht drauf, denn er war schon längst losgelaufen. Den restlichen Weg zurück, verbrachte ich hauptsächlich damit, mit ihm Schritt zu halten.

Wir hatten uns gestern schon fast geküsst. Vielleicht hatten wir schon eine gemeinsame Nacht gehabt, an die wir uns beide nicht mehr erinnern konnten. Mir wurde bewusst,  dass ich mir mal langsam klar werden musste, was ich für Aiden empfand. Und dabei im Hinterkopf behalten sollte, dass er eigentlich sowas, wie ein Bruder war und ich wie eine Schwester. Außerdem war er der Bruder meiner besten Freundin.

Ich ging noch mit rein, unter dem Vorwand, dass ich Fiona besuchen wollte. Sie saß in der Küche und frühstücktete. Lächelnd setzte ich mich ihr gegenüber und sah sie abwartend an. Doch sie biss nur in ihr Brot und zog sie Augenbrauen fragend hoch. ,,Mwaf?"fragte sie.

Aiden hatte sich inzwischen ein Glas Wasser geholt und stellte auch vor mir eins ab, als wäre es selbstverständlich, denn ich hatte nicht danach gefragt. Dankend lächelte ich ihn an, während er sich neben Fiona platzierte.

,,Und wie war es?"fragte ich Fiona. Ich spielte auf ihr Date gestern an und das schien sie nun auch endlich zu kapieren. ,,Ach das Date?"schnell nahm sie einen Schluck von ihrem Getränk, ehe sie sich aufsetzte und ihre typische ich-halte-jetzt-eine-Rede-Pose einnahm.

,,Du wirst es nicht glauben! Er hat mich wirklich in ein total schickes Restaurant ausgeführt. Es war so romantisch!"schwärmte sie. ,,Und?"hackte ich weiter nach. Konnte sie nicht einfach mit der Sprache raushauen? Waren sie jetzt zusammen oder nicht?
,,Und das Essen war ziemlich geil."meinte sie dann.

,,Fiona, komm zum Punkt! Du weißt genau, was ich hören will."drängelte ich. ,,Ob wir zusammen sind? Nah, weißt du, das gewisse Etwas hat gefehlt. Das Knistern war nicht da. Eher so eine Bruder-Freundschaft Stimmung. Fast so wie, wenn du jetzt mit Aiden ausgehen würdest."erklärte sie.

Aus meinem Gesicht glitten jegliche Emotionen. Mein Blick huschte unauffällig zu Aiden, der mich auch ansah. Er sah genau so sprachlos aus, wie ich mich fühlte. ,,Aber egal. Wenn wir schon beim Thema Date sind. Wann willst du eigentlich Amber nach einem fragen?"fragte Fiona ihren Bruder.

,,Ähm...Ich hab gestern was mit ihr getrunken. Sie war auch im Haleys."murmelte er. ,,Stimmt. Schade, dass ich nicht dabei war. Wie war's denn?" Mir lief ein kalter Schauer den Rücken runter. Ich wollte nicht an gestern denken. Ich wollte es einfach vergessen.

Spinnt Wattpad bei euch auch so rum? Die ganzen Kapitel sind durcheinander und meine ganzen Geschichten in der Bibliothek sind weg.

Damn interesting Where stories live. Discover now