Kapitel 44

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Samstag kam schneller als gewünscht. Ich hatte das Gefühl, ich hatte nur einmal geblinzelt und nun stand ich in unserem Garten und sah meinen Vätern beim Grillen zu.

Aufgeregt drehte ich das kühle Getränk in meinen Händen. Ich hatte mit Fiona nur oberflächliche Gespräche geführt und Aiden hatte ich heute noch kein einziges Mal gesehen. Wo war er denn so lange?

Es fühlte sich an als würden tausend Feuerameisen durch meine Adern krabbeln und sich in meinem Brustkorb sammeln. Überall, wo sie waren, hinterließen sie ihr Gift, das meine Haut noch lange nach ihrem Verschwinden kribbeln ließ.

,,Schon angefangen zu lernen?"fragte aufeinmal Fiona. Ich versuchte aufrichtig zu lächeln ind nickte. Nächste Woche fingen die Prüfungen an.

,,Bist du deswegen so nervös?"lachte sie dann. Nein, dachte ich, aber das würde direkt nach diesem Abend anfangen.

In dem Moment kamen unsere Mütter in den Garten und stellten Salate und Sonstiges auf dem Tisch ab. Das Fleisch würde auch gleich fertig sein.
Und Aiden war immer noch nicht hier.

,,Aiden hat grade angerufen."hörte ich aufeinmal Isabella zu ihrem Mann sagen.,,Er kommt später. Wir sollen ohne ihn anfangen." Die Feuerameisen in mir fingen an zu beißen.

Er hatte doch vorgeschlagen, dass wir es ihnen an diesem Abend sagen. Er wollte das Reden übernehmen. Warum zur Hölle kam er jetzt später?

Zappelig setzte ich mich auch an den Tisch als unsere Väter ankündigten, dass das Essen fertig sei. Doch ich bekam nichts runter. Mir war schlecht.
,,Was ist denn los?"fragte mich meine Mutter. ,,Prüfungen."nuschelte ich schnell. Sie wusste von meiner bescheuerten Aufregung. Also war das eine gute Ausrede.

Später, als es schon dämmerte, hörte ich endlich die Terassentür aufgehen und erblickte Aiden. ,,Hallo."rief er und als er mich ansah, verzog sich sein Mund zu einem warmen Lächeln.

Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen. Ob ich ihn dann küssen oder doch lieber erwürgen würde, war mir selbst noch nicht klar.

Er setzte sich mir schräg gegenüber und fing an zu essen. Mir war klar, dass es jetzt irgendwann so weit sein würde. Aber vorher würde ich gerne noch mal mit ihm reden.

Am Tisch war es ruhig. Unsere Väter unterhielten sich über irgendwas und unsere Mütter tuschelten die ganze Zeit irgendwas, während sie immer wieder von Aiden zu mir und manchmal zu Fiona sahen.

Normalerweise hätte mich das neugierig gemacht. Aber heute war nichts normal.

Als sein Teller fast leer war, stand ich auf und ging zur Toilette. Fast zehn Minuten saß ich da und dachte, Aiden hatte mein heimliches Zeichen nicht verstanden. Doch dann klopfte es an der Tür und ich hörte seine Stimme meinen Namen sagen.

Schnell öffnete ich die Tür und ließ ihn zu mir in das Badezimmer treten. Ehe ich irgendwas sagen konnte, lagen seine Lippen schon auf meinen.

,,Wo warst du so lange?"fauchte ich ihn an, nachdem ich mich widerwillig von ihm gelöst hatte und schlug ihm auf die Schulter. Aidens Küsse ließen mich beinah vergessen, dass ich mit ihm sprechen wollte.

,,Hey."jammerte er und sah auf seine Schulter. Dabei wusste ich, dass ihm das kein bisschen weh getan hatte. Dann seuftzte er lautlos und zog mich an den Hüften wieder zu sich. ,,Es hat was mit Taynara zu tun."erklärte er.

,,Aber mehr kannst du mir nicht sagen."vollendete ich seine Erklärung, die überhaupt nichts erklärte. Vorsichtig sah er mir in die Augen und nickte langsam. ,,Du verwirrst mich."murmelte ich enttäuscht, Strich aber trotzdem mit meinem Finger über seinen Arm.

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