Kapitel 21

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Wie saßen einige Minuten stocksteif da, zwischen uns fast ein ganzer Meter. Ich wagte es nicht ihn anzusehen. Bei dem Gedanken, an das, was grade zwischen uns passiert war, stieg mir die Röte ins Gesicht.

Doch Aiden schaffte es meine Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken, indem er sich räusperte. ,,Wollen wir Rutschen gehen?" Verkrampft schüttelte ich den Kopf. So langweilig ich mich nunmal gab, ich war ein absoluter Rutschschisser.

Ich hasste diese bekloppten Kinder, die sich sofort nach dir in die Rutsche schmissen und dir ihre Füße in den Rücken rammten, während sie sich darüber beschwerten, dass du viel zu langsam bist.

,,Du hast immer noch Angst davor?"lachte Aiden nun und unterbrach damit die unangenehme Stimmung. ,,Nein."meinte ich, doch klang nicht wirklich überzeugend.

,,Tja, dann werde ich dir deine Angst mal nehmen."verkündete er freudig und stand auf. Während er die Treppe hoch lief, um sie dann wieder runterzulaufen, sah ich auf seinen Rücken. Dann auf seine schwarze Badehose, die zugegeben echt heiß an ihm aussah und dann...drehte er sich um.
,,Komm schon!"munterte er mich auf und streckte seine Hand nach mir aus. Zögernd biss ich mir auf die Innenseiten meiner Wangen. Diese ganze Situation war doch absurd.

Ich meine, wer waren wir, dass wir uns so aufführen konnten?

Doch als ich sein Lächeln sah, warf ich all die Zweifel von eben über Bord, ergriff seine Hand und erwiderte sein Lachen.
Bis mir wieder einfiel, wo er mich grade hinzog.

,,Also, auf welche gehen wir zuerst?"fragte er mich und blieb vor einer Tafel stehen, auf der alle Rutschen abgebildet waren. ,,Nä, auf die da."meinte ich unsicher und deutete auf eine rote Rutsche hinter ihm, auf die grade ein ungefähr drei Jahre altes Mädchen kletterte.

Aiden warf mir einen kurzen genervten Blick zu, ehe er sich wieder die Rutschen ansah. ,,Können wir dann wenigstens eine mit Reifen nehmen?"fragte ich dann und trat ungeduldig von einen auf den anderen Fuß.

Ja, so war ich immer, bevor ich in eine Rutsche musste. Es endete zwar immer damit, dass es mir doch mega Spaß machte, aber das war mir in den Momenten vor dem Rutschen nun mal herzlich egal.

Aiden nickte abwesend und schien sich dann für eine entschieden zu haben, denn er zog mich in eine kleine weitere Halle, in der ganz viele Reifen lagen und eine Treppe zu den Rutschen führte. Wir holten uns jeder einen Reifen und machten uns dann auf den Weg nach Oben.

,,Oh Mann, wie lange dauert das denn noch?"mekerte ich schon nach dem dritten Treppeabsatz rum. Diese dummen Reifen sind doch nur mit Luft gefüllt, warum sind die dann so schwer? ,,Selber Schuld! Die Rutsche mit Reifen ist die höchste."schnaubte er.

,,Die höchste?"wiederholte ich leicht panisch. Das wollte ich nicht damit bezwecken. Schmunzelnd sah er mich an und nahm mir meinen Reifen ab. Mit einem Kopfnicken zur Seite deutete er mir an vor zu gehen.

Gut, solche Rutschen waren ja nicht wirklich schlimm. Sie waren nicht steil, noch musste man dort irgendetwas beachten.

,,Ich fahre sofort nach dir."versichert er mir, während er meinen Reifen in das kleine Becken legte. Ich nickte, setzte mich in den wackelnden Ring und wartete bis Aiden sich in seine Position gestellt hatte.

,,Viel Spaß!"wünschte er mir mit einem frechen Grinsen, ehe er mir, oder bessere gesagt den Reifen, einen kräftigen Stoß verpasste.
Zuerst passierte nicht viel. Es wurde einfach nur Stück für Stück dunkler, bis ich gar nichts mehr sah. ,,Aiden?"
Ich wollte mich einfach nur vergewissern, ob er auch wirklich hinter mir war.

Da ich nichts sah, schrie ich überrascht auf, als ich plötzlich drehend in eine Kurve geschleudert wurde.
Doch als ich sein amüsiertes Lachen hörte, erkannte ich, dass er gar nicht so weit weg sein konnte. Kurze Zeit später wurde sein Lachen durch ein geschocktes ,,Wow." ersetzt. Anscheinend war er jetzt in die Kurve gekommen.

Der erst schwarze Tunnel wurde jetzt durch bunt aufblinkende Lichter erleuchtet und da ich momentan rückwärts rutschte, sah ich genau in Aidens Gesicht.

,,Doch nicht so schlimm?"grinste er frech. ,,Nein, besonders nicht, wenn schreiende Typen dabei sind."lachte nun ich. ,,Ich habe nicht geschrien!" Böse sah er mich an und zog mich an meinem Fussknöchel zu sich. Wie gesagt, wenn man an Aidens Männlichkeit zweifelte, wurde er sehr empfindlich.
Er half mir dabei mich wieder umzudrehen. Es dauerte ab dann auch nicht mehr lange, bis wir unten ankamen.

Schnell legte ich meinen Reifen zurück. ,,Gut, dann haben wir das jetzt auch hinter uns."rief ich ihm zu und wollte gehen, doch Aiden machte mir einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. ,,Nein, eine Rutsche noch."

,,Ok, ich warte hier auf dich."meinte ich gleichgültig. Aiden schien zu merken, dass er mich nicht mehr überreden konnte. Also löste er es mit seiner typischen Aiden- Metode. Und die lautete anscheinend: Will es nicht freiwillig, dann hole ich es mir eben.

,,Nicht dein Ernst? Du benimmst dich, wie ein kleines Kind!"beschwerte ich mich und hämmerte jammernd auf seinen Rücken rum. Aiden lachte auf. ,,Ich?"fragte er ungläubig.

Und das war das, was mich an dieser ganzen Situation am meisten störte. Nicht, dass ich auf seiner Schulter hing , wie ein Sack Kartoffeln. Nein, mich störte, dass er verdammt nochmal recht hatte. Ich war hier das kleine Kind, aber das würde ich ihm nicht eingestehen.

Also ließ ich es schweigend über mich ergehen, bis Aiden mich vor den ganzen Kindern abgesetzt hatte, die darauf warteten rutschen zu können. Genau in den Moment sah ich eins dieser Kinder, die ich über alles hasste. Der Junge sprang einfach auf Rot hinter das kleine Mädchen und rammte ihr seine ekligen Füße in den Rücken.

,,Wir können auch zusammen rutschen?"meinte Aiden kleinlaut, als wir fast dran waren. Unsicher kratzte er sich am Nacken und sah auf mich hinab.,, Dann kriege ich seine Füße ab." Ich nickte nur stumm und sah den Kindern zu und dieser Fußschubser kam auch wieder.

Widerwillig setzte ich mich in das Becken, als wir an der Reihe waren und wartete auf Aiden. Doch bevor er überhaupt die Chance hatte sich hinzusetzen, tauchte aufeinmal dieser Junge hinter mir auf, drauf und dran mich mit seinen Füßen zu schubsen.

Ruckartig drehte ich mich um und setzte meinen besten Killerblick auf. ,,Wag' es dich ja nicht!"drohte ich ihm mit erhobenen Zeigefinger, doch das schien ihm herzlich egal zu sein, denn er grinste nur fies und holte wieder Schwung.

Hey, ich war für meine Blicke bekannt, wieso juckte ihn das nicht?

Doch dann stellte sich Aiden neben ihn, mit verschränkten Armen und einem Blick, als würde er ihn gleich gegen die nächste Wand klatschen. Aber ich wusste, dass Aiden keiner unschuldigen Fliege etwas antun könnte. ,,Hörst du schlecht?"fragte er. Seine dunkle Stimme jagte nicht nur mir einen Schauer über den Rücken.

Wäre ich der Junge, hätte ich mir spätestens jetzt in die Hose gemacht. Doch ich war nunmal nicht er, also hatte mein Schauer nichts damit zu tun, dass ich Angst hatte.

Obwohl ich die Panik in seinen Augen deutlich gesehen hatte, wagte er es sich doch ernsthaft noch frech zu antworten: ,,Nein, ich wollte es einfach nur nicht hören."

,,Und ich wollte die hier heute eigentlich garnicht benutzen, aber für kleine Zwerge wie dich mache ich gerne eine Ausnahme."sagte Aiden, hob demonstrierend seine Faust und spannte seinen Bizeps extra an. Normalerweise wäre ich jetzt in schallendes Gelächer ausgebrochen, weil ich sowas eigentlich dämlich finde. Aber Aiden war ein verdammt guter Schauspieler. Alles an ihm zeigte, dass er wirklich kurz davor war dem Kleinen einen ordentlichen Fausthieb zu verpassen. Seine kalte Stimme, sein bedrohlicher Blick und seine selbstbewusste Haltung.

Der Kleine bekam, wie alle anderen Kinder hier große Augen und entfernte sich einige Meter. Mein Lachen verkneifend drehte ich mich wieder um, als Aiden sich dicht hinter mich setzte.

Mit klopfendem Herzen legte ich meine Arme auf meine Brust, wie ein Kreuz und Aiden seine darüber. ,,Bereit?"flüsterte er mir ins Ohr.
Sein heißer Atem fegte über meine Wange. Benebelt nickte ich, während er mich noch enger zu sich zog.

Damn interesting حيث تعيش القصص. اكتشف الآن