Kapitel 34

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,,Maddy?" Überrascht sah ich meine Schwester an. ,,Was ist denn mit dir los?"fragte sie, während sie sich an mir vorbei drängelte und ihre hohen Schuhe auszog.

Schnell wischte ich mir über die Wangen und versuchte abzulenken. ,,Was machst du hier?"
Maddy sah mich erst verwirrt an, beließ es aber dann dabei. ,,Ich dachte, ich besuche meine Eltern mal wieder. Wo sind die denn?"

,,Bei Freunden. Hat Mama dir das nicht erzählt?"fragte ich überrascht, da Mama und Maddy eigentlich jeden Tag telefonierten. Maddy hielt entsetzt in ihrer Bewegung inne.
,,Egal."seufzte sie dann und lief in die Küche.

,,Oh wie geil."rief sie, nahm sich eine Weintraube mit Honig und steckte sie sich in den Mund. Schmunzelnd lehnt ich mich an den Kühlschrank. Ich wusste genau von wem ich das hatte. ,,Also, raus mit der Sprache!"nuschelte sie mit vollem Mund.

Fragend sah ich sie an. ,,Ich sehe doch, dass du irgendwas hast."antwortete sie und sah mich durchdringlich an. Ihr Blick sagte schon aus, dass ich es garnicht versuchen brauchte, ihr irgendetwas anderes vorzumachen.

Die Tatsache, dass man es mir so sehr ansah und die Erinnerung an Aiden zusammen mit Amber, ließen meine Augen wieder brennen.

,,Was ist denn los?"hackte sie dieses mal sanfter nach, kam auf mich zu und legte mir die Hand auf die Schulter. Diese Geste gab mir endgültig den Rest. Laut schluchste ich auf und hielt mir schnell die Hand vor den Mund.

Maddy sah mich mit großen Augen an und führte mich ins Wohnzimmer. Gemeinsam setzten wir uns aufs Sofa.

,,Willst du es mir erzählen?"fragte sie vorsichtig. Sie war es nicht gewohnt, dass ich weinte. Doch mir war klar, dass ich endlich mit jemandem darüber reden sollte. Ich wusste, sie würde mich nicht auslachen, aber ich wusste nicht, ob sie es verstehen würde. Sie kannte Aiden schließlich genau so lange wie ich.

,,Du wirst mir nicht glauben. Ich verstehe es doch selber nicht." Meine Stimme zitterte. Schniefend griff ich nach einer Decke und zog sie über meine Beine. Nur in Handtuch wurde mir kalt. ,,Was denn?"hackte sie nach. ,,Ich habe mich verliebt."platzte es aus mir heraus. Mann, klang das dämlich.

Ich schluchzte zwar nicht mehr, aber die Tränen hörten nicht auf zu fließen. ,,Aber was ist daran so schlimm? In wen?"wollte sie wissen.

,,Oh, das ist so peinlich."rief ich und schlug die Hände vor mein Gesicht. Ich wollte es ihr wirklich sagen. Ich brauchte ihren Rat, aber ich wusste nicht wie. Außerdem hatte ich verdammt Angst vor ihrer Reaktion.

Schließlich überwand ich mich, zog die Beine an meine Brust und sprach den Namen aus. ,,Aiden." Ich hatte so leise gesprochen, dass ich nicht wusste, ob sie mich gehört hatte.
Grade, als ich dachte, sie hätte mich wirklich nicht verstanden und es sei ein Zeichen vom Schicksal, das mir eine zweite Chance gab, um es mir nochmal gründlich zu überlegen, bildeten ihre Augen und ihr Mund drei große Os.

Peinlich berührt vergrub ich mein Gesicht zwischen den Knien und atmete zittrig aus. Konnte ich bitte aufhören zu heulen?

,,Reden wir hier von selben Aiden?"fragte sie dann. ,,Ja, Aiden von nebenan. Fionas Bruder Aiden. Kennst du noch einen Aiden? Es heißen nicht viele in Deutschland so."rastete ich aus. Keine Ahnung warum ich das tat. Wahrscheinlich war ich einfach zu nervös.

,,Okay..." Maddy schien mit dieser Situation komplett überfordert zu sein. ,,Kannst...Kannst du mir mehr erzählen. Irgendwie kann ich mir kein Bild davon machen."murmelte sie mit geschlossenen Augen, während sie mich mit einer Handbewegung auffordert weiter zu reden.

Mir wurde bewusst, dass sie wirklich versuchte mir zu helfen. Ich atmete noch einmal tief durch, um mich zu sammeln, bevor ich anfing ihr alles zu erzählen. ,,Ich habe es selber grade erst bemerkt. Eigentlich hat es schon damit angefangen, als er wieder gekommen ist. Irgendwie fand ich ihn aufeinmal so interessant."

Maddy hatte den Arm angewinkelt und den Kopf auf die Hand gelegt. Konzentriert hörte sie mir zu. Ich erzählte ihr von Schimmbad, bei dem wir uns das erste Mal so richtig nah gekommen waren und den Partys, von Milena und Alex.

,,Und dann am letzten Abend haben wir bei uns in der Hütte gefeiert. Morgends bin ich dann neben ihm im Bett aufgewacht, nur in Unterwäsche." Allein bei der Erinnerung stieg mir die Röte ins Gesicht. ,,Du meinst ihr habt miteinander geschlafen?"fragte Maddy fassungslos.

Schniefend zuckte ich mit den Schulter. ,,Wissen wir Beide nicht."
,,Das müssen wir raus finden!"rief sie und richtete sich auf. ,,Wie denn?" Gäbe es eine Möglichkeit, dann hätte ich diese auch genutzt.

Ich wollte endlich aufhören zu weinen. Doch egal wie oft ich die Tränen von meinen Wangen strich, sie kamen immer wieder.

,,Erzähl erstmal weiter."seuftzte sie, als ihr keine Lösung einfiel und nahm ihre alte Position ein. Als ich von dem Typen im Haleys erzählte, der mich angefasst hatte, zog sie wütend die Luft ein und wollte etwas sagen, doch ich unterbrach sie, indem ich berichtete, wie Jo und Aiden mit geholfen hatten. Als ich ihr sagte, wie süß er sich sorgen um mich gemacht hatte, hatte sie einen beihnah verträumten Ausdruck aufgesetzt.

Doch dieser wurde schnell zu einem perversen Grinsen, als ich von gestern Abend erzählte.

Ich erzählte ihr alles, was nach dem Urlaub passiert war bis gestern Abend und den Bodyshoots. ,,Daher hast du also die Knutschflecke."grinste sie.

,,Ich weiß echt nicht, was dein Problem ist. Nach dem ganzen scheint es mir so, als würde er auch auf dich stehen."meinte Maddy am Ende meiner Erzählung.

Ich wollte nicht, dass sie sowas sagt. Zu hoffen, dass aus Aiden und mir irgendwann mehr werden könnte, würde mich nur noch mehr verletzten.

,,Eben nicht. Wir waren heute alle zum Klettern verabredet."weinte ich weiter, weil ich wusste, dass ich jetzt zum schlimmsten Teil kommen würde. ,,Du und klettern?"hackte sie ungläubig nach. ,,Ja, ich habe den ersten Parcour sogar geschafft. Aber nur, weil Aiden mit geholfen hat." Ich klang wie ein kleines Kind. Das schien auch Maddy so zu sehen, denn sie kicherte aufeinmal los. ,,Oh Mann, dich hat's echt erwischt."murmelte sie dann und setzte sich komisch hin.
,,Aber jetzt weiß ich immer noch nicht, was dein Problem ist."

Seuftzend lehnte ich mich zurück. ,,Er hat jetzt ein Date mit Amber, seiner alten Schulfreundin."schnaubte ich. Langsam verschwanden meine Tränen und ließen pure Verzweiflug zurück. Spielte er nur mit mir?

,,Oh."war das einzige, was sie sagte. ,,Ja, 'oh'."äffte ich sie nach. ,,Ich habe das immer noch nicht ganz verarbeitet. Lass uns dich erstmal ablenken."meinte sie dann, griff zur Fernbedinung, und lief anschließend in die Küche.

Verwirrt sah ich ihr hinterher. ,,Hallo Schatz! Kannst du mich doch etwas später abholen?"kam sie telefonierend wieder zurück. In ihrer Hand hielt sie eine Flasche Hugo und zwei Gläser. ,,Danke. Gib Lydia ein Kuss von mir." Eine Zeit war es still. Dann fing sie an zu kichern. ,,Du bekommst deinen später persönlich. Bis später...Ich liebe dich auch."

Sie ließ sich wieder neben mich auf das Sofa fallen und schenkte uns das Getränk ein. ,,Es ist Samstag Abend."kommentierte sie auf meinen fragenden Blick.

Mit ihrer Idee zufrieden reichte sie mir ein Glas, schalltete irgendeine Show ein und krabbelte mit unter die Decke.

Wer ist euer Lieblings Charakter?
Und was genau an ihm findet ihr gut?

Damn interesting Where stories live. Discover now