Kapitel 19

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Wir liefen schweigend über die Wiese. Es war ein unangenehmes Schweigen. Augenblicklich wünschte ich mir, Fiona wäre doch mitgekommen, denn mir viel nichts ein, auf das ich ihn ansprechen konnte.
Trotzdem lag mir etwas auf der Zunge. Ich wusste, dass ich ein großes Risiko einging, dass er gleich vielleicht wieder so komisch wurde, aber gut, dachte ich, schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden.

,,Ich weiß, dass du das wahrscheinlich nicht mehr hören willst, aber falls etwas sein sollte, ich bin für dich da, Aiden." Um meinen Worten noch mehr Kraft zu verleihen, wagte ich es ihm in die Augen zu sehen. Meine Stimme klang ruhig, trotzdem machte ich mich darauf gefasst, dass er genau so reagierte, wie vorhin auf der Terrasse.

Doch er lächelte. Im Gegensatz zu all meinen Vorstellungen lächelte er. Verwundert blinzelte ich, um mich zu vergewissern, ob ich mit dieses liebevolle Lächeln nicht nur einbildete. Es war wirklich da.

,,Danke, Sky. Ich weiß das wirklich zu schätzen. Aber du musst dir keine Sorgen machen."versicherte er mir erneut. Ich wusste, dass ich jetzt lieber nicht mehr darauf eingehen sollte. Deshalb beließ ich es bei einer simplen Antwort: ,,Ich wollte nur, dass du es weißt."

Zufrieden lief ich weiter, doch wurde wieder von ihm aufgehalten. Er legte seine Hand auf meine Schulter und stellte sich wieder vor mich. ,,Und du weißt es auch, oder?"fragte er mich mit einem eindringlichen Blick.

,,Was?" Verwirrt sah ich ihn an. ,,Natürlich weiß ich selbst, dass ich für dich da sein werde. Sonst würde ich es dir doch nicht sagen."

Aiden schüttelte dämlich grinsend den Kopf, bevor er wieder ernst wurde und mit starr in die Augen sah. ,,Nein du Holzkopf. Ich meine, dass ich auch immer für dich da sein werde."

Ähm, ups? Hätte ich wissen können.

Lächelnd legte ich meine linke Hand auf seine, die auf meiner rechten Schulter lag. ,,Ja, danke"

Für einen kurzen Moment war es, wie vor ein paar Tagen in der Küche. Wir blickten und einfach stumm in die Augen. Nur hatten wir Beide diesmal ein breites Lächeln im Gesicht.

Doch nach einiger Zeit fühlte sich das so schöne Gefühl von Geborgenheit falsch an. Wir waren eindeutig die falschen Personen, die sich hier so ansahen.

,,Gehen wir weiter? Ich habe einen riesen Hunger!"sagte ich grinsend, schüttelte unauffällig seine Hand ab und lief erneut vorraus. Ich meinte ihn irgentwas murmeln zu hören, ignorierte es aber.

Den restlichen Weg liefen wir kaum zusammen. Jedes Mal, wenn er versuchte aufzuholen, legte ich einen Zahn zu.

Wie nicht anders erwartet, waren unsere Eltern bereits wach, denn der Gartentisch war himmlisch gefüllt. ,,Guten Morgen."rief ich, sich bekam keine Antwort. Die Terrasse war leer. Schulterzuckend setzte ich mich hin. Ich hatte so einen Hunger! Deshalb hoffte ich, dass unsere Eltern bald auftauchen würden, denn sonst machte ich mich hier alleine zu schaffen.

Aiden setzte sich mir gegenüber und sah mich grübelnd an. Als würde er mich etwas fragen wollen, traute sich aber nicht. ,,Was ist?"hackte ich nach. Langsam schüttelte er den Kopf, ohne den Blick von mir abzuwenden.

,,Nichts."antwortete er schlicht. ,,Wo sind unsere Eltern?"lenkte er schnell ab. ,,Weiß ich nicht. Sollen wir mal nachsehen?" Mit 'wir' meinte ich hauptsächlich ihn. Das war auch keine Frage, sondern eine Andeutung darauf, dass er sie suchen sollte, den ich war schlicht und einfach faul.

Und hungrig.

Aiden nickte zustimmend, blieb jedoch, genau, wie ich, sitzen. Doch wie hatten es auch gar nicht nötig aufzustehen, denn genau ich den Moment kamen unsere Mütter durch die Terrassentür. Beide hatten Tassen in den Händen.

,,Oh,  ihr seid ja schon hier."stellte Mama fest und verteilte die Tassen auf dem Tisch. ,,Wo ist Fiona?"fragte Isabel und setze sich auf einen der Stühle. ,,Schläft."stöhnten Aiden und ich fast gleichzeitig.

Als meine Mutter auch neben mich setzte, fiel mir auf, dass nur noch ein Platz frei war. Es fehlten aber noch drei Personen. ,,Wo sind Papa und Fabian?"kam Aiden nur zuvor.
,,Die sind heute Morgen ganz früh Angeln gefahren. Fragt mich nicht, was sie daran so toll finden."erklärt Isabel. Meine Mutter macht zustimmend, ehe sie und von den heutigen Plänen berichtet:,,Nun, sie bleiben den ganzen Tag weg. Also machen wir uns einen schönen Tag mit Wellness. Ihr könnt gerne mitkommen."

Meine Augen fangen sofort an zu leuchten. Ich war noch nie bei Wellness. Außerdem denke ich, dass Fiona nich windelweich prügeln wird, wenn ich dieses Angebot abschlage.

,,Wellness?" Üngläubig sah Aiden in die Runde. ,,Sehe ich aus, wie ein Mädchen?" Innerlich fing ich an zu Lachen. Okay, ich lachte auch äußerlich, aber da hätte ich es wenigstens versucht zu verkneifen. Aiden war alles andere, als ein Mädchen, denn ein Mädchen hatte keine verdammte V-Linie mit Sixpack, Bizeps und breiten Schultern und ganz sicher auch kein so scharfes Kiefer. Ok, ich sollte  aufhören.

Aufhören so zu denken und aufhören ihn so anzustarren.

,,Erstens gibt es auch Wellness für Jungs..."fing Isabel an,doch würde sofort unterbrochen. ,,Ich brauche kein Männer- Wellness." Wow, er war echt empfindlich, wenn man an seiner Männlichkeit zweifelte.
,,Zweitens,"setzte sie fort, ,,grenzt daran ein recht großes Hallenbad. Du kannst dich dann dort aufhalten."

Nun legte er sich wieder entspannter zurück. ,,Wir fahren um Zwölf."

Während des Frühstücks gesellte Fiona sich endlich zu uns, die sich anscheinend endlich aus dem Bett gezwungen hatte. Natürlich war sie sofort Feuer und Flamme, als sie von unserem Wellnesstag erfuhr.

Da wusste ich mir noch nicht,dass Wellness so schmerzhaft sein kann.

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