Kapitel 37

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Das letzte Kapitel für diese Woche

Grinsed schlenderte ich neben Chris her. Wir hatten jetzt Pause und wollten uns in der Mensa einen kleinen Snack holen. Es war Freitag. Seit mehr als einer Woche verstanden wir uns besser denn je.

Und seit mehr als einer Woche hatte ich Aiden nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht, ob er mir aus dem Weg ging oder ob ich es war, die es unbewusst tat. Vielleicht war es auch einfach Schicksal.

In dieser Zeiten war ich sehr dankbar, dass ich Chris hatte. Er schaffte es immer wieder mich abzulenken und mich aufzumuntern, obwohl er die Ursache für meine schlechte Laune nicht einmal kannte.
Wenn ich bei ihm war, dann schienen meine wirren Gedanken und schmerzenden Gefühle endlich mal Pause zumachen.

Nur wenn ich alleine war, schlichen sie sich wieder an, legten unsichbare Hände um mich und drückten zu, ließen nur die schlechten Erinnerungen wieder hervortreten.

,,Hey, warum machst du wieder so ein Gesicht?" Chris sah mitfühlend auf mich herab und blieb an der Schlange stehen, die sich vor der Kasse gebildet hatte. ,,Nichts wichtiges."murmelte ich und setzte wieder ein Lächeln auf.

,,Also hast du dich schon entschieden?"fragte ich und warf einen Blick in die Vitriene. Chris hackte nicht weiter nach und lehnte sich auch über das Glas, unter dem sich die köstlichen Kleinigkeiten befanden.

,,Ich denke, ich nehme einen Muffin."überlegte ich laut. ,,Ich nehme den Donut da."sagte er, während er seinen Finger, direkt über besagtem Donut, aufs Glas presste.

Als wir unser Gebäck endlich in den Händen hielten, machten wir uns auf dem Weg zum Schulhof.
Dort kam Fiona auf mich zu. Wieder einmal konnte sie es nicht lassen, Chris einen abwertenden Blick zuzuwerfen.

,,Kommst du heute zu mir? Wir haben lange nichts mehr alleine gemacht."fragte sie mit einem Seitenblick zu Chris. ,,Klar."lächelte ich sie an. ,,Bis dann."

-

,,Hi."begrüßte Fiona mich knapp, als sie mir die Tür geöffnet hatte und lief vor in die Küche.

Ich folgte ihr und trällerte ein fröhliches ,,Hallo",ehe ich die Küche betrat. Augenblicklich gefror meine Bewegung ein.

Ich hatte mir keine Gedanken darüber gemacht, wen ich hier begegnen konnte. Doch jetzt wünschte ich mich zurück.

Aiden saß mit seiner Mutter am Küchentisch und sah mich schweigend an. Auch er schien wie eingefroren.
,,Hallo Sky. Wo warst du denn in letzter Zeit. Ich habe dich kaum gesehen."fragte Isabella, während sie die letzte Kartoffel von ihrem Teller aufspießte.

,,Ich hatte viel zu tun."murmelte ich, konnte meinen Blick aber nicht von Aiden anwenden. Ich hatte diese Blickkontakte zwischen uns vermisst.

Als ich es endlich geschafft hatte Isabella anzugucken, bemerkte ich ihren skeptischen Blick, als sie zwischen Aiden und mir hin und her sah. Trotzdem lag ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.

Sofort fragte ich mich, ob sie etwas ahnte. Vielleicht sah sie ja, dass zwischen ihm und mir etwas war.

,,Sie war wahrscheinlich immer bei ihrem Chris."murmelte Fiona plötzlich in den Kühlschrank. Ich wusste ja, dass sie sauer war, weil ich sie in letzter Zeit wirklich vernachlässigt hatte. Dabei lag es nicht mal ihr, eher an ihrem Bruder. Aber die Abneigung in ihrer Stimme, als sie Chris' Namen ausgesprochen hatte, war nicht zum ersten Mal zu hören und das machte mich wütend.

,,Ich muss jetzt los. Die Arbeit wartet. Bis später."verabschiedete sich Isabella und verschwand in den Flur.

Sauer sah ich Fiona an. ,,Was hast du gegen Chris? Er hat dir nichts getan."hackte ich nach, denn ich hatte es echt satt, dass sie ihn so verabscheute. Sie hatte absolut keinen Grund dazu. Sie konnte nicht verlangen, dass ich ihr am Arsch klebte.

Aiden aß still weiter. Ich merkte wie sich sein Kiefer anspannte. Doch sein Blick blieb sturr auf den Teller gerichtet.

,,Was ich gegen ihn habe? Was ist denn los mit dir?"fuhr sie mich an und drehte sich zu mir um. ,,Du hast es doch selber noch vor einigen Wochen gesagt! Er nutzt dich nur aus. Sonst bist du doch immer die jenige, die mich von solchen Typen abhält."

Schnaubend verschränkte ich die Arme vor der Brust ,,Eben. Genau deswegen weiß ich, dass Chris mir nichts Böses will."

,,Du hast also Gefühle für ihn?"hackte sie nach. Überrascht über ihre direkte Frage sah ich sie an.
Plötzlich ertönte ein dumpfes Geräusch. Aiden hielt sein Glas fast umklammert. Seine Hand und der Tisch waren nass.

,,Ist mir aus der Hand gerutscht."erklärte er, sammelte sein Geschirr ein und trug es zur Spühle. Seine Tiefe Stimme jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Ich hatte sie schon so lange nicht mehr gehört.

,,Ich muss noch packen."sagte er, ehe er vermutlich in sein Zimmer verschwand. Packen? Wohin wollte er? Zieht er aus? Will er zurück nach Amerika?

,,Ich meine es ernst, Sky. Ich will doch einfach nur nicht, dass du verletzt wirst."zog Fiona die Aufmerksamkeit wieder auf sich. ,,Außerdem hast du mir nicht einmal gesagt, was da zwischen euch ist. Ich dachte, wir sind beste Freunde."

,,Sind wir doch auch!"rief ich schockiert darüber, dass sie das überhaupt in Frage stellte. Fiona atmete tief durch und schien nicht mehr weiter tu wissen.
Und wenn ich ehrlich war, dann wusste ich es auch nicht.

,,Ich nehme mal an, du willst trotzdem nicht darüber reden."sagte sie dann. Mit einem schlechten Gewissen sah ich sie an. Ich wollte jetzt nicht schon wieder verneinen.

,,Gut, dann lass uns einfach... irgendwas machen."murmelte sie enttäuscht und lief vor ins Wohnzimmer. Zögernd folgte ich ihr, setzte mich neben sie auf das Sofa und starrte genau so wie sie auf den großen Bildschirm. Keine Ahnung, was da grade lief. War mir auch egal.

,,Aiden packt?"hackte ich vorsichtig nach. ,,Ja, Jo und er fahren morgen für zwei Wochen nach Österreich. Campen und so ein Zeug."erklärte sie, während sie gelangweilt durch die Kanäle zappte.

Zwei Wochen war eine lange Zeit. Gut, ich hatte ihn zwei Jahre nicht gesehen. Aber zu den Zeitpunkt hegte ich noch nicht mal ansatzweise solche Gefühle für ihn. Außerdem dachte ich an die letzten eineinhalb Wochen, die schon die Hölle waren.

,,Eigentlich könnten wir beleidigt sein, weil sie uns nicht mitnehmen."lachte Fiona und schütze ihren Kopf auf der Hand ab. ,,Wir könnten auch zu zweit fahren. Aber wir haben ja noch Schule."sagte ich, während ich nervös meine Hände knetete. Ich wusste selber nicht, warum ich so unruhig war.

,,Nicht mehr lange."kommentierte sie nur. Dann wurde es wieder still. Bedrückend still.

Damn interesting Where stories live. Discover now