Kapitel 29

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,,Sky! Zum Glück habe ich dich gefunden. Die Maler müssen noch ein paar Bäume malen, haben aber keine Farbe mehr. Bitte fahr in die Stadt und besorg uns noch welche." Talia fuchtelte wild mit den Armen rum und war schon wieder total im Stress. War das überhaupt gesund?

Schwer seutzend nickte ich. ,,Lust habe ich keine, aber klar."murmelte ich, während ich schon nach meiner Jacke griff. ,,Danke du bist ein Schatz!"rief sie und drückte mir in ihrer Euphorie einen Kuss auf die Wange.

Schmunzelnd verließ ich die Schule und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Stieg aus, suchte einen Laden, kaufte Farbe und verließ den Laden dann wieder.
Ich verschwendete keine nötige Zeit.

,,Hey, warte mal!"rief da plötzlich jemand. Hätte der jenige mir nicht eine Hand auf die Schulter gelegt, hätte ich garnicht darauf reagiert. Verwirrt drehte ich mich um.
Es war das Mädchen von gestern.

,,Hi, ich bin Taynara."lächelte sie.
,,Sky."murmelte ich immer noch verwirrt. Was wollte sie von mir?
,,Du kennst doch Aiden? Also ich wollte dich fragen, ob du mir behilflich sein könntest?"fragte sie und zeigte mir schüchtern ein Lächeln.

,,Wobei?"hackte ich misstrauisch nach. Ich wusste nicht wieso, aber ich traute diesem Mädchen kein Stück. Vielleicht lag es auch daran, dass sie Aidens angeblicher One night stand ist. ,,Ich muss unbedingt mit ihm reden, aber er blockt total ab. Kannst du nicht mit ihm reden?"

Jetzt wollte sie sich über mich an ihn ranmachen? In mir stieg die Wut und die Abneigung gegen sie. Was bitteschön verlangte sie hier von mir? ,,Und was soll ich ihm sagen?" Zähneknierschend verschränkte ich meine Arme.

,,Naja, das es keinen Sinn macht davor wegzulaufen. Diese Sache muss geklärt werden. Er kann diese Nacht nicht einfach ignorieren."meinte sie. Schnaubend sah ich ihr direkt ins Gesicht. ,,Vergiss es!"zischte ich und lief einfach weiter. Mir egal wie unhöflich ich erschien.

,,Warte!"rief sie und lief mir hinterher. ,,Bist du seine Freundin?"
Mit großen Augen sah ich sie an und wusste nicht, was ich antworten sollte. ,,Nein, aber sowas wie eine Schwester."murmelte ich und lief stur weiter. ,,Dann bitte, bitte, bitte red' mit ihm."bat sie mich erneut.

,,Ich kann nicht."sagte ich und ging um die Ecke. ,,Warum denn nicht?" Sie klang wirklich verzweifelt. Deshalb tat mir meine Antwort auch schon fast leid. Aber eben nur fast. ,,Ich muss jetzt in den Bus."rief ich und rannte los. Erleichtert suchte ich mir einen freien Platz und setzte mich.

Nachdem ich die Farben zur Schule gebracht hatte und dafür von Talia reichlich bedankt wurde, machte ich mich auf den direkten Weg nach Hause. Zumindest in die Richtung von meinem Zuhause. Vorher machte ich einen kleinen Abstecher zu unseren Nachbarn.

Die Tür wurde mir von Aiden geöffnet. Was ein Zufall. ,,Sky."lächelte er und ließ mich rein. ,,Fiona ist Oben."erklärte er sofort.
Ich wusste, dass ich es bereuen würde, doch als ich ihn da so stehen sah, konnte ich mich nicht zurück halten:,,Ich habe grade Taynara in der Stadt getroffen."

,,Taynara?"fragte er. Ich sah ihm an, dass er nervös wurde. ,,Ja, ich soll dir ausrichten, dass es keinen Sinn macht davor wegzulaufen und du mit ihr über diese Nacht sprechen musst." Das Wort 'Nacht' spuckte ich besonders aus. Aiden schien sichtlich geschockt zu sein und brachte kein Wort raus. Er sah ziemlich blass aus.

,,Woher kennt ihr euch? Aus Amerika?"fragte ich. Ich hatte keinen Grund dazu mich so zu fühlen. Mir sollte es egal sein. Dennoch zog sich in mir alles schmerzlich zusammen. ,,Sie hat dir von der Nacht erzählt?"
flüsterte er fassungslos.

,,Nein, wenn ich ehrlich bin, will ich garnicht alle Details wissen. Dein Sexleben kannst du für dich behalten" Ich versuchte zu Lachen, doch scheiterte. Aiden schien wohl etwas durcheinander. ,,Sexleben?" Verdutzt sah er mich an. Nun war ich auch verwirrt. Warum war er denn jetzt so entsetzt?

In dem Moment schien sich bei ihm ein Schalter umzulegen. ,,Was du denkst, dass ich mit ihr geschlafen habe?"fragte er. ,,Ich will es nicht wissen, Aiden."rief ich und lief die Treppen hoch. Auf seinen Gesicht bildete sich ein betroffener Ausdruck. ,,Sky..."setzte er an, doch er war mir keine Rechenschaft schuldig. Er war nicht mein Freund oder ähnliches.

Schnell stolperte ich die Treppe hoch und öffnete die Tür zu Fionas Zimmer. Sie saß auf ihrem Bett und lackierte sich die Zehnnägel. ,,Boah, hier stinkt's."hustete ich und öffnete das Fenster. ,,Dir auch einen wunderschönen Tag."lächelte sie, ohne mich anzugucken.

Plötzlich müde ließ ich mich neben sie auf das Bett fallen. ,,Pass doch auf!"rief Fiona, als durch
meinen Aufprall beinah das Nagellackfläschchen auf das Bett gefallen wäre. ,,Sorry."murmelte ich gleichgültig und schloss die Augen.

,,Du kommst echt ungünstig."meinte sie dann. ,,Wow, richtig freundlich heute."schnaubte ich. ,,Immer doch. Aber jetzt im Ernst, ich muss jetzt weg."erklärte sie mir und stand vorsichtig auf, um ihre Tasche zu packen. ,,Ich gehe jetzt in die Stadt."

,,Lass dich nicht von Verrückten anquatschen."sagte ich monoton. ,,Was?" Seuftzend öffnete ich die Augen und stand auf. ,,Man sieht sich."trällerte ich und verschwand durch ihre Tür. ,,Warte!"rief sie noch und kam auch durch ihre Tür. ,,Ist alles in Ordnung?"fragte sie und sah mich prüfend an. Ich nickte knapp und lächelte matt, ehe ich mich nach unten begab.

Kurz bevor ich komplett verschwinden konnte, wurde ich am Handgelenk durch die Küche ins Wohnzimmer gezogen.

,,Wir müssen reden."meinte Aiden und drückte mich auf das Sofa. Sprachlos sah ich ihn an. Er setzte sich neben mich und sah mich direkt an. ,,Ich kenne sie von früher und ich habe nicht mit ihr geschlafen."

Auch, wenn mich das jetzt nur noch neugieriger machte und verwirrte, versuchte ich abzublocken. ,,Du bist mir keine Rechenschaft schuldig."murmelte ich und sah auf meine Hände. ,,Ich weiß. Außerdem sollte ich es noch nicht mal versuchen es wieder gut zu machen, weil du dich vorhin so scheiße benommen hast. Aber ich will das du darüber Bescheid weißt."sagte er. Beschämt schoss meine Gesichtsfarbe auf rot. Mein Blick traf seinen.

,,'Schuldige. Aber warum hast du Fiona dann gesagt, dass sie dein One night stand ist?"fragte ich. Auf seinen Lippen konnte ich ein kleines Zucken sehen. ,,Irgentwas musste ich ihr ja erzählen."meinte er. ,,Wie meinst du das?"hackte ich nach. ,,Mit der Nacht ist keine wilde Partynacht gemeint. Ich habe und hatte nie etwas mit ihr. Aber mehr kann ich dir nicht sagen."

Seine Augen hafteten auf meinen. Ich glaubte ihm das. Aiden klang so überzeugend, das ich keinen Zweifel mehr daran hatte.
Und ich wollte auch nicht mehr wissen. Erstmal nicht. Denn wenn er nicht darüber reden wollte, dann musste ich das akzeptieren.

Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass ich vorhin nicht so gedacht hatte. ,,Eigentlich gehen deine Frauengeschichten mich auch nichts an."murmelte ich. Augenverdrehend schnaubte er. ,,Die einzige, die hier einer meiner Frauengeschichten ist, bist du!"knallte er die Wahrheit auf den Tisch.

Ich wusste nicht wirklich, was ich darauf antworten sollte. Deshalb blieb ich auch still, bis Aiden sich plötzlich zu mir vor lehnte und nach meinen Händen griff.

,,Und deshalb wollte ich dir das erklären. Ich will nicht, dass du so über mich denkst. Nicht du."flüsterte er. Mit großen Augen sah ich ihn an, wollte seinen Blick fangen. Doch er sah stur auf unsere verschränkten Hände und wollte mir nicht in die Augen sehen.

,,Ich wollte es erst nicht glauben."gab ich klein bei. Nun sah er auf. ,,Aber jetzt glaubst du es doch?"fragte er enttäuscht. Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Nein. Ich glaube dir. Nur hat eben alles dagegen gesprochen dir zu glauben. Erst sagt Fiona, dass Taynara dein One night stand ist und dann hält sie mich in der Stadt auf, um mir von einer, wahrscheinlich gemeinsamen Nacht zu erzählen."

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