Kapitel 43

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Etwas nervös stieg ich die Treppen zu Maddys Wohnung auf. Dicht hinter mir lief Aiden. Jetzt würde auch Maddy von uns Beiden erfahren. Ich wusste, dass hier nichts Schlimmes passieren konnte, denn Maddy und Hunter wussten bereits Bescheid. Trotzdem krampfte sich mein Magen aufgeregt zusammen.

Ein letztes Mal sah Aiden mich aufmunternd an, ehe er auf die Klingel drückte und kurz darauf die Tür von meiner Schwester geöffnet wurde. ,,Mama, ich habe dir doch gesagt, dass du nicht klingeln brauchst, wenn du einen Schlü...Sky?"unterbrach sie sich selbst.

,,Mama hat noch einen Termin. Deshalb hole ich Lydia jetzt ab."erklärte ich ihr schnell und trat in die Wohnung. ,,Und Hallo, Aiden?"murmelte sie immer noch verwirrt. Aiden lächelte und nickte ihr zu, bevor er sich neben mich stellte.

Kommunizierten eigentlich alle Jungs so?

Maddy sah mich mit einem Willst-du-mir-was-sagen-Blick an und verschränkte erwartungsvoll die Arme vor der Brust. ,,Äh ja..."machte ich und wusste nicht was ich weiter sagen sollte. Beziehungsweise wusste ich nicht, wie ich es formulieren sollte.

Und ehe ich darüber nachdenken konnte, spürte ich auch Aidens fordernden Blick auf mir. Hilfesuchend starrte ich zurück, woraufhin er nur schmunzelte.
Ihn schien das sichlich zu amüsieren.

,,Habt ihr es also doch geschissen bekommen?"hörte ich aufeinmal Hunter sagen, der zu uns trat. Warum sagte das jeder? Aiden grinste amüsiert und sah mit funkelnden Augen zu mir. Dann nickte er.

Er konnte mir nicht sagen, dass er nicht auch nervös war. Ich sah doch, dass er selbst kein einziges Wort hersusbekam.

,,Ach ne!"rief Maddy lächelnd aus. ,,Dann hast du also doch den Rat deiner Schwester befolgt und mit ihm geredet." Als sie sich, scheinbar unauffällig, die Hand auf die Schulter legte, wusste ich, dass sie sich innerlich selbst auf die Schulter klopfte.

,,Nein nicht ganz."sagte ich und setzte ein auffällig falsches Lächeln auf. ,,Aber ist ja jetzt auch gut! Müsst ihr nicht los?"lenkte ich schnell von uns ab. Mir war es unfassbar unangenehm.

Maddy nickte grinsend und zog sich die Schuhe an. Hunter tat es ihr gleich. Währenddessen ich Lydia anzog.

,,Ich hole sie Abends gegen acht Uhr ab."sagte Maddy. Alle zusammen machten wir uns auf den Weg nach unten. Von dort aus verabschiedeten sich Maddy und Hunter und wir gingen in die andere Richtung.

,,Warum warst du so nervös? Ich dachte, Maddy wusste davon."fragte Aiden, während er den Kinderwagen vor sich her schob. ,,Keine Ahnung."murmelte ich nur.

Warum war ich nur immer so aufgeregt? Bei jeder Kleinigkeit.

,,Das nächste mal übernehme ich das reden einfach von Anfang an."scherzte er. Klar, weil er heute ja so viel geredet hatte. Trotzdem hielt ich das für eine gute Idee.
,,Mach das! Ich kann jetzt schon nicht mehr schlafen. Also werde ich vor unseren Eltern kein einziges Wort heraus bekommen."

,,Du kannst nicht schlafen?"hackte er nach und sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Vor Aufregung."bestätigte ich.
,,Das nächste mal schreibst du mir einfach und dann komme ich zu dir."schlug er dann vor und sah mich mit einem warmen Blick an.

Meine Wangen fingen an zu glühen. Trotzdem schüttelte ich lächelnd den Kopf. ,,Ich muss früh aufstehen, um zur Schule zugehen."erklärte ich ihm. ,,Schreib mir bitte trotzdem, ok?"

Ehe ich antworten, nicken oder sonst irgendwas tun konnte, wurden wir aufgehalten. Mal wieder. Besser gesagt; Aiden wurde aufgehalten.

,,Endlich! Ich dachte du wärst umgezogen oder so." Taynara blieb schnaufend vor uns stehen und stützte die Hände auf ihren Knien ab.

Langsam kam ich mir wirklich beobachtet vor. Die paar Male zuvor hatte ich ja noch an Zufall geglaubt. Aber jetzt... Verfolgte sie uns? Warum tauchte sie immer wieder auf?

,,Aiden bitte!"rief sie aufeinmal. Sie warf einen verwirrten Blick auf Lydia, ehe sie weiter sprach:,,Du kannst mir nicht sagen, dass du damit abgeschlossen hast. Du wirst immer darunter leiden, genau so wie ich. Das wird nie aufhören. Also lass uns bitte darüber reden."

In ihren Augen schimmerten Tränen. Bei ihrem verletzten Anblick verstärkte sich der Drang, die Warheit wissen zu wollen, nur noch mehr. Als ich zu Aiden sah, wusste ich nicht wirklich, was ich in seinem Blick deuten sollte. War es Wut? Trauer?

Aujedenfall musste er sich stark selbstbeherrschen.
,,Taynara, bitte geh einfach wieder zurück zu deinen Eltern."presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

,,Nein! Wie glaubst du, würde Ben darüber denken? Hast du überhaupt noch an ihn gedacht?"schluchste sie und legte sich die Hand an den Hals, um sich selbst zu beruhigen. Vergeblich.

Wann hatte sie angefangen so zu weinen?

In den Moment schien auch Aiden die Beherrschung zu verlieren. ,,Jede verdammte Sekunde! Denkst du, es ist für uns leicht? Verdammt geh nach Hause. Wir müssen alle damit klar kommen."schrie er. Fassungslos sah ich ihn an. Dann wanderte mein Blick besorgt zu Lydia. Sie sollte das nicht mitbekommen. Selbst, wenn sie genau so wenig verstand wie ich.

Am liebsten wäre ich geblieben und hätte versucht aus dem, was sie sagten schlau zu werden. Denoch zog ich Aiden sanft vom Wagen weg und schob ihn selber weiter. Mit leiser Stimme sagte ich ihm, dass ich alleine vor gehen würde.

,,Nicht nötig."sagte er wieder ruhiger. ,,Ich komme mit."
Nach einem kalten Blick in Taynaras Richtung legte er mir die Hand in den Rücken und führte mich die Straße herunter.

Mit tat es leid, Taynara so aufgelöst dort stehen zu lassen. Sie tat mir leid, obwohl ich von nichts eine Ahnung hatte. Aber Tränen kamen nicht einfach so. Es musste einen Grund geben, warum sie so hinter Aiden her war.

Und irgendwas sagte mir, dass dieser Grund nicht einfach nur schlimm war.

Ich konnte nicht glauben, dass Aiden so mit ihr sprach. Das war nicht seine Art. Aiden war ein respektvoller Mensch, schon immer gewesen. Wer genau war Taynara, dass er die Kontrolle bei ihr derartig verlor?

Obwohl alles in mir brannte weiter nachzufragen, blieb ich still. Ich lief einfach schweigend neben ihm her und hoffte innerlich, dass er mir die Antworten irgendwann von sich aus geben würde.

Und ich musste ihm Zeit geben. Auch wenn ich die Geduld dazu nicht hatte.
Aber ich war unwiderruflich in Aiden verliebt. Deshalb war ich bereit alles für ihn zu tun.

Damn interesting Where stories live. Discover now