Kapitel 33

5K 294 22
                                    

Pünktlich um vierzehn Uhr betrat ich unsere Einfahrt. Ich hatte eine schwarze Sportleggins an, die an den Seiten transparent war und diese zu einem türkisen Tank-top kombiniert. Unter dem Top konnte man meinen schwarzen Sport-Bh und ein wenig Haut darunter sehen.

Anscheinend war ich, trotz meiner Pünktlichkeit, die Letzte. ,,Da bist du ja."begrüßte mich Fiona, als wäre ich viel zu spät. Ich begrüßte alle mit einem knappen Lächeln und wir stiegen in Jos Auto ein.

Ich versuchte Aiden keine Aufmerksamkeit zu schenken, doch es viel mir schwer, denn er sah selbst in grauer Jogginghose und schwarzem T-Shirt gut aus.

Die Fahrt verlief still, nur die Musik und die Autos waren zu hören. Bis zum nächsten Kletterpark mussten wir in die nächste Stadt fahren. Trotzdem dauerte es nicht wirklich lange.

Als wir angekommen waren, ging es auch schon ganz schnell und uns wurden die Gurte angelegt. Während irgendein Typ mir den Gurt festzog, erklärte er mir das wichtigste. Nachdem wir auch den kleinen Übungspfad hinter uns hatten, konnte es richtig los gehen.

Jo ging als Erster. Hinter ihm folgten Fiona und dann Aiden. Ich war zum Glück die letzte zu sein. So konnte ich mir genug Zeit lassen. Denn, wenn ich ehrlich war, hatte ich verdammt Schiss vor der Höhe.
Hinzu kam,dass ich kaum geschlafen hatte.

Mit zittrigen Beinen betrat ich das erste Hinterniss. Ich schaffe das. Einfach nicht nach unten gucken. Einfach grade aus laufen. Ich kletterte zwar wirklich weiter, doch das in so einem Schneckentempo, dass die anderen mir schon nach weniger Zeit sehr weit voraus waren.

Warum hatte ich mich auf das hier eingelassen? Ich sehnte mich danach einfach nur zu Hause zu sitzen und Fernsehen zu schauen.
Ein- und Ausatmen, erinnerte ich mich selbst.

,,Sky?"rief Aiden mich plötzlich. Er war auf der ersten Plattform stehen geblieben und sah zu mir zurück. Fiona und Jo kletterten weiter. ,,Ist alles in Ordnung?"
Verzweifelt sah ich ihn an. Auch, wenn ich irgendwie sauer auf ihn war, wünschte ich mir in den Moment nichts sehnlicher, als seine Hilfe.

Wenn ich seinen Gesichtsausdruck richtig deuten konnte, dann schien ihm jetzt wieder einzufallen, dass ich eigentlich Höhenangst hatte.

,,Komm her."versuchte er ruhig zu sagen. ,,Würde ich ja gerne!"schnaubte ich und sah ihn böse an. ,,Versuch es!"

Langsam kletterte ich weiter, versuchte nicht auf dem Boden zu gucken. Ich war Aiden echt dankbar, dass er so viel Geduld mit mir hatte.

Bei den letzten Metern reichte er mir seine Hand und zog mich zu sich. Unfreiwillig klammerte ich mich an seinen Arm. ,,Lass uns weiter klettern."forderte er mich auf, doch ich schüttelte den Kopf.

Durch die kleine Plattform, auf die wir uns Beide quetschten, waren wir uns viel zu nah.

,,Du schaffst das! Guck nicht nach unten und mach genau das, was ich mache."versuchte er mich aufzumuntern. ,,Aiden..."flüsterte ich gequält. ,,Komm schon!" Er ließ nicht locker, legte seine Finger unter mein Kinn und hob es an.
Augenblicklich fragte ich mich, ob er das bei Amber auch tat, ob er sie auch so ansah und ob sie genau so auf ihn reagierte, wie ich.

Schnell zog ich meinen Kopf nach links. Aiden ließ seine Finger wieder sinken und seuftzte lautlos. ,,Bist du sauer?"fragte er aufeinmal.

,,Worauf denn?"tat ich auf unwissend. Ich wusste ganz genau, was er meinte, aber ließ es mir nicht anmerken. Doch Aiden wollte es anscheinend auch nicht aussprechen. Also blieb es still.

,,Können wir jetzt weiter?" Es war keine Frage, eher eine Aufforderung. Die Höhe schien vergessen, als ich ihn auf das nächste Hinderniss zu schob. Aiden sagte nichts mehr, kletterte einfach weiter und sah sich nur ein paar mal zu mir um.

Und ich folgte ihm tatsächlich. Sein Rücken schien mich irgendwie zu beruhigen. Statt, wie vorhin, hecktisch nach unten zu gucken, sah ich auf seinen Rücken. Sah wie sein T-Shirt sich über seine Schulter spannte.

Irgendwann hatten wir es dann endlich geschafft. Die anderen waren weiter gegangen zur nächsten Station, die noch höher war. Ich war unten geblieben und lief nun den schmalen Pfad entlang, der neben dem Parcour herlief.

,,Mich hat es eh schon gewundert, dass du mitgekommen bist."hatte Fiona nur gesagt und gleichgültig mit den Schultern gezuckt.

Für mich war der Tag gelaufen. Es war total langweilig und immer wieder, wenn ich Aiden zusah, stellte ich mir vor, wie er in wenigen Stunden mit Amber im Theater saß, wie er den Arm um sie legte und sie ansah, als wäre sie alles, was er braucht.

Erleichtert seuftzte ich auf, als wir uns endlich alle zusammen zum Ausgang begaben. Einerseits war ich froh, dass es endlich vorbei war. Andererseits wusste ich auch, dass Aiden sich jetzt mit Amber treffen würde.

Jo setzte uns wieder zu Hause ab, wünschte Aiden mit einem vielsagenden Zwinkern viel Spaß und fuhr selber nach Hause. ,,Man sieht sich."verabschiedete ich mich auch und verschwand.

Zuhause stieg ich erstmal in die Dusche. Ich spürte wie meine Muskeln sich ,dank dem warmen Wasser, entspannten. Nur meine Gedanken ließen nicht nach.

Fertig geduscht ging ich, nur im Handtuch, nach unten. Ich war eh alleine. Ich nahm mir Weintrauben und dippte diese im Honig. Mama, Papa und der ganze Rest der Welt fanden das schon immer komisch, aber mir schmeckte es.

Während ich den Kühlschrank öffnete, glitt mein Blick aus dem Fenster. Genau in diesem Moment kam Aiden aus dem Haus. Top gestylt stieg er ins Auto.

Wieder unterdrückte ich die Tränen. Es tat so weh zu wissen, was er jetzt vorhatte.

Mit Tränen in den Augen zog ich mir eine Flasche aus dem Kühlschrank und lehnte mich anschließend gegen ihn. Seuftzend nahm ich einen Schluck aus der Flasche und schloss die Augen.

Ich konnte nicht glauben, was hier grade passierte. Vor knapp zwei Monaten war mein Leben noch total langweilig. Das einzige, das mit Sorgen gemacht hatte, war, dass ich mein Abi nicht schaffe. Doch dann kam Aiden und jetzt fühle ich mich so.

Ausgenutzt und von Gefühlen umgeben, die ich nicht deuten konnte.
Mir war klar, dass es schon lange so war, aber jetzt gestand ich es mir endlich ein. Ich hatte mich in Aiden verliebt.

Aufgebracht griff ich mir die Haare. Dieses mal versuchte ich garnicht meine Tränen zu verkneifen. Mir kam grade alles hoch. Doch ehe ich komplett durchdrehen konnte, klingelte es an der Tür.

Mir war es egal, dass ich nur ein Handtuch anhatte und ich weinte. Ich öffnete die Tür einfach.

Wie denkt ihr über Aiden?

Damn interesting Where stories live. Discover now