Kapitel 8

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Als ich ins Haus eintratt, stand Steffan schon vor mir im Flur und versperrte mir den Weg. Das war mir gerade recht, schließlich musste ich ihn noch wegen der Sache mit Chou ausschimpfen.

,,Ich muss dringend mit dir reden", sagte er in einem ernsten Ton. ,,Das trifft sich ja gut, ich nämlich auch mit dir!", sagte ich warnend. ,,Weisst du eigentlich wer der Typ war, der mich gerade nach Hause gebracht hat? Es war Chou Lee persönlich! Der zufällig noch der Anführer einer riesigen Vampirmafia-"-,,Du bist nicht meine Schwester.", unterbrach er mich. ,,Bitte? Natürlich bin ich deine Schwester!"-,,Nein, bist du nicht." Ich sah ihn tief in seine schwarzen geheimnissvollen Augen, die ich schon seit ich denken kann, liebte. ,,Ich weiss, du wünscht es wäre anders. Ich weiss, du wünscht wir wären nicht verwandt. Ich wusste es damals als du dir eine Pistole an deiner Schläfe gehalten hattest und ich dich unter Tränen gebeten habe, nicht abzuschießen und weiss es jetzt auch." sagte ich und hasste mich für meinen traurigen Unterton in meiner Stimme. Dann holte er plötzlich ein kleines Buch aus seiner Tasche. Ich erkannte es sofort. ,,Woher hast du das?",fragte ich ihn. Er sagte nichts, während er eine Seite aufblätterte und mir dann eine Stelle zeigte. ,,Heute habe ich eine wunderschöne Frau gesehen, sie hat ihren Ehegemahl bei dem Krieg verloren und steht nun mit ihrem Sohn, Steffan, alleine und verarmt da. Ich werde sie auf der Stelle heiraten! Dann hat Anna Katharina auch wieder eine Mutter und einen Bruder noch dazu. Aber ich werde ihr nie davon erzählen, auch wenn ich sie sehr Liebe, aber sie würde es nicht ertragen...", lass ich und konnte meinen Augen nicht glauben. Eine Träne lief mir an meiner Wange herunter. Ich sah Steffan an. Der Mann, denn ich seid Jahrhunderten für meinen Bruder gehalten hatte. Nein. Das konnte einfach nicht wahr sein. Ich rannte an Steffan vorbei, die Treppen hoch, in mein Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und konnte es nicht fassen. Ich vergrub mein Gesicht in ein Kissen und weinte. Ich hatte seit Jahrzehnten nicht mehr geweint. Nicht mehr, seitdem Steffan sich damals das Leben nehmen wollte. Es war so dumm und lächerlich. Ich lachte, weil ich so dumm gewesen war. Ich lachte unter Tränen. Steffan war doch mein Bruder!
Das dachte ich jedenfalls jahrhundertelang und jetzt soll es doch nicht so sein? ,fragte ich mich selbst.

Plötzlich klopfte es an meiner Tür. Ich wischte mir schnell die Tränen weg und versuchte mich zu richten. ,,Komm herein.",sagte ich gefasst. Es war Steffan. Natürlich. Er kam herein und setzte sich neben mich auf mein Bett und wischte mir mit seiner Hand eine verfluchte Träne aus meinem Gesicht. Dann nahm er mich wortlos in den Arm. Ich genoss es und wies ihn nicht zurück. Er küsst mich auf meinen Kopf. Ich liebte seine Nähe und dass er da war. Er war immer für mich da gewesen. Immer. Und wie hatte ich es ihm gedankt? Indem ich ihm immer wieder weh getan hatte. Er hatte soviele Schmerzen erleiden müssen. Nur wegen mir.

Die Chroniken der VampireWhere stories live. Discover now