Kapitel 42

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Anna Katharina

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich hier schon in diesem Zimmer hockte. Es war die reinste Hölle. Ich konnte weder raus, noch hatte ich jemanden gesehen. Ich war allein. Und das schon seit mehreren Tagen oder gar Wochen. Das Gefühl für jegliche Zeit hatte ich verloren. Die Einsamkeit fraß mich von innen heraus auf. Ich war dabei, verrückt zu werden. Wäre ich doch damals gestorben, dann wäre mir diese Hölle erspart geblieben. Mir schien es, als ob die Wände immer näher kamen und ich keine Luft mehr bekam. Wie sollte es nur weiter gehen?

Ich entschied mich dazu, wieder meine hüftlangen hell blonden Haare zu flechten. Mittlerweile hatte ich mich mit meinem neuen Aussehen abgefunden, auch wenn ich mein ,,altes Ich" schrecklich vermisste. Nein, ich vermisste mein ganzes altes Leben.

Doch plötzlich öffnete sich die Tür. Ich erschrak und sah mit großer Hoffnung zur Tür. Eine rot-blond haarige Frau mittlerem Alters kam herein.

,,Wer sind sie?", fragte ich verwundert.

,,Mein Name lautet Fiona. Ich bin hier, weil du mir Leid tust. Ich kann nicht länger mit ansehen, wie Frederico dich einsperrt."

,,Was haben sie vor?"

,,Erst einmal werde ich mit dir ins Badezimmer gehen, du brauchst dringend ein Bad. Danach werden wir sehen."

Sie deutete mir, ihr zu folgen und ich folgte ihr. Wir gingen durch einen langen Gang, welcher genauso grau und heruntergekommen war wie mein Zimmer. Die Wände des Ganges bröckelten schon ab. Ich musste echt aufpassen, dass ich mein Gleichgewicht nicht verlor, denn ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr richtig gelaufen. Hier und da stütze ich mich an den Wänden ab, weil mir schwarz vor Augen wurde. Alles war wie benebelt und verschwam. Am Ende des Ganges waren wir an einer Tür angekommen, Fiona machte sie auf und goldene Treppe mit rotem Teppich kam zum Vorschein. Sie passte nicht wirklich hier rein, denn sie sah zu luxuriös aus. Vorsichtig stieg ich eine Treppenstufe nach der anderen empor. Oben angekommen, gelangen wir wieder in einen Gang. Jedoch war dieser, sehr luxuriös mit einer weißen Wand, roten Teppich und unglaublich schönen Gemälden, die in goldenen Rahmen gehalten wurden. Irgendwann blieb Fiona stehen und öffnete eine Tür. Es war ein Badezimmer. Fiona ging in den Raum zu einer wunderschönen Eckbadewanne und ließ dort Wasser hinein laufen. Der Raum

war weiß gehalten und dennoch dunkel, denn es brannte kein Licht. Um die Badewanne herum waren Kerzen.

Fiona schnipte einmal und plötzlich brannten die Kerzen.

,,Wie hast du das gemacht?", fragte ich verwundert.

,,Ich dachte, Frederico hätte dir von den Magierinnen erzählt?"

,,Hat er. Aber ich kann es immer noch nicht glauben."

,,Spätestens jetzt müsstest du es glauben."

,,Aber wie geht das? Wie ist das möglich? Was bist du? Ein Mensch?"

,,Ich bin eine Vampirin. Man kann die Magie erlernen, aber es ist äusserst schwer."

,,Würdest du dein Wissen an mich weiter geben?"

,,Ja, das war auch mein Plan, Liebes.", sagte sie behutsam.

Sie zeigte auf die volle Badewanne und verließ dann das Badezimmer.

Ich zog mich aus und setzte mich vorsichtig in die Badewanne.

Es tat so unbeschreiblich gut! Das warme Wasser umhüllte mich. Ich hatte schon ewig keine Wärme mehr gespürt, denn Vampire empfinden keine Temperaturen. Aber schließlich war ich ja nun mehr oder weniger menschlich und konnte die einzigen Vorteile des Menschenseins genießen. Entspannt lehnte ich mich nach hinten und schloss meine Augen.

Doch plötzlich zuckte ich zusammen, denn ich hörte einen lauten  qualvollen Schrei aus dem Flur.

Die Chroniken der VampireWhere stories live. Discover now