Kapitel 20

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Anna Katharina

Als ich in dem großen Zimmer mit den ebenfalls großen Fenstern wach wurde, war die andere Hälfte meines Bettes schon leer. Chou war wie so oft, seitdem wir in London waren, schon weg. Er war eben ein viel beschäftigter Mann. Wie ich das hasste.

Wir waren schon einige Tage in London und ich hatte Sehnsucht. Sehnsucht nach Steffan. Ich hatte die letzten Tage viel an ihn gedacht; an seine Küsse; seine starken Arme, die mich immer hielten und nicht fallen ließen und sein Lachen. Ich vermisste ihn schrecklich und wollte mich am liebsten in den nächsten Flieger nach Deutschland setzten, aber das ging nicht. Stattdessen musste ich von nun an mein restliches Leben an der Seite dieses Monsters verbringen. Ich seufzte und schaute durch das Fenster auf das verregnete London. Auch vermisste ich Deutschland, obwohl es in London auch unglaublich schön war.

Ich stand auf und ging durch das riesige Penthouse in die große Küche. Chou dachte immernoch, ich wäre ein Mensch und hatte mir deshalb ein großes Frühstück vorbereitet, dazu lag ein Zettel auf dem Tisch. ,,Es tut mir leid, dass du schon wieder alleine essen musst. Ich hoffe wir können demnächst mal zusammen dieses Frühstück genießen." Ich schaute auf das Frühstück, was sollte ich bloß tun? Schließlich war ich ja kein Mensch, somit hatte ich keinen Hunger. Aber dafür einen unbeschreiblichen Blutdurst. Da Chou in letzter Zeit nur frisches Blut zu sich nahm, konnte ich mir keine Blutkonserve von ihm nehmen. Also musste ich mir eine Lösung überlegen und das möglichst schnell. Mein Hals brannte und ich ging schnell in mein Zimmer, schnappte mir meinen schwarzen Mantel und warf ihn mir um die Schultern. Dann ging ich mit meinem Regenschirm und Stiefeln die Treppe runter zur Tür. Als ich draußen war, genoss ich die wenigen Regentropfen auf meiner Haut ehe ich meinen Regenschirm aufmachte. Ich ging die Straßen entlang und schaute den Menschen bei ihrem alltäglichen Leben zu. Bis mir eine Bettlerin mit ihrem Kind auf einer Bank auffiel. Ich dachte an mein ungerührtes Frühstück und beschloss heute mal in meiner Freizeit etwas gutes für die kaputte Menschheit zu tun. Ich ging zu der Bettlerin und unterhielt mich ein wenig mit ihr, bis ich sie und ihr Kind mit mir zu Chou's Penthouse nahm. Dort bot ich ihnen das Frühstück an, jedoch wollte sie es zuerst nicht annehmen. Doch nach einiger Zeit nahm sie es doch dankend an. Gierig und glücklich aßen die beiden das Essen. Ich sah ihnen zu und dachte daran, dass Steffan auch so gehandelt hätte. Ich kannte ihn, er hatte sich immer um arme Menschen gesorgt, während mir Menschen immer egal gewesen waren. Ich wurde von dem Kind der Bettlerin aus meinen Gedanken gerissen. Es umarmte mich und bedankte sich bei mir, seine Mutter tat es ihm gleich. Wir redeten noch eine Weile, bis die beiden sich verabschiedeten. Ich bot ihnen für morgen noch ein Frühstück an und sie bedankten sich.

Als sie weg waren, ging ich wieder raus, ich musste mir unbedingt irgendwo Blut her holen. Aber es durfte kein frisches sein, sonst würde Chou merken, dass ich kein Mensch war. Ich ging durch die Strafen als ich zu einer Bar kam. Es roch verdächtig nach Blut. Ich ging hinein und mir kamen dutzende Vampire entgegen. Eine Blutbar für Vampire also. Ich wusste bis dahin nicht einmal, dass es so etwas gab.

Hätte ich nicht so einen enormen Blutdurst gehabt, hätte ich wahrscheinlich die schwarze Person bemerkt, die mir die ganze Zeit gefolgt war.

Die Chroniken der VampireOn viuen les histories. Descobreix ara