(4) Im verbotenen Wald

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- Draco - 

In den restlichen Stunden hatte ich eine Menge Schulaufgaben aufgebrummt bekommen. Wenn das nun jeden Tag so weiter ging und ich noch genug trainieren wollte, würde ich wohl nicht gerade viel Zeit für diesen dämlichen Vogel haben werden.

Ich verspürte einen leichten Anflug von Neid, als Pansy und Blaise mir von ihrer Feuerkrabbe erzählt hatten. Es war eine Krabbe mit juwelenbesetztem Panzer, die sich anscheinend durch feurige Explosionen ihres Hinterteils bewegte. Was für ein Zufall, dass die reinblütige Pansy dieses edle, spannende Geschöpf gezogen hatte und die Granger mit Muggel-Abstammung einen trübsinnigen, ausgezehrten, hässlichen Vogel.

Das war Pansy offenbar auch aufgefallen. „Hättest das Schlammblut nicht ziehen lassen dürfen", hatte sie eingebildet gekichert.

Bis zum Abendessen erledigte ich schnell meine Aufgaben. Heute stand zwar kein Training an, doch ich musste trotzdem mal raus, um etwas herumzufliegen. Also verließ ich nach dem Essen schnell die große Halle und nahm meinen Besen mit nach draußen.

Nahe dem Quiddichfeld flog ich hoch in die Lüfte, schloss die Augen und genoss den Wind, der mir den Kopf kühlte, durch die Haare wehte und meine Wangen umstrich. 

*

„Malfoy." Granger fing mich nach dem Frühstück ab. Was wollte die denn? 

„Geht schon mal vor, ich komme sofort", sagte ich zu meinen erstaunten Freunden, die sich dann zögernd auf den Weg machten. Pansy sah uns noch misstrauisch hinterher.

"Hagrid gibt uns heute oder morgen Abend das Ei. Wir müssen Insekten besorgen", erklärte sie mir knapp. 

„Kannst du das nicht alleine?", fragte ich leicht genervt. 

Granger seufzte. „Hagrid hat eine Genehmigung für den verbotenen Wald ausgestellt, allerdings darf ich nicht alleine gehen."

Der Gryffindor war wie ins Gesicht geschrieben, dass sie am liebsten alleine gehen würde. Doch die liebe Granger-Streberin würde ja natürlich keine Regeln missachten.

„Dann nimm doch das Wiesel mit", entgegnete ich. 

Sie funkelte mich zornig an. „Ronald  liegt zurzeit entkräftet im Krankenflügel, falls du dich daran erinnern kannst." Hm, das hatte ich wirklich beinahe vergessen.

Genervt stöhnte ich. Ich wollte meine Freizeit eigentlich wirklich als letztes mit Granger verbringen. 

Diese sah mich nun abwartend an, der Ausdruck in ihrem Gesicht war schwer zu lesen. Ihre braunen Augen schienen mich regelrecht zu durchbohren, als würde sie meine Gedanken lesen wollen.

Ich gab nach. „Ja, wenn es denn unbedingt sein muss. Heute Nachmittag um 16 Uhr am Eingang des verbotenen Waldes", legte ich fest. Ich hörte selbst, vor wie viel Abneigung meine Stimme triefte. Ohne auf eine Antwort zu warten verließ ich die große Halle.

  *

Gelassen machte ich mich auf den Weg zum verbotenen Wald. Ich war schon etwas zu spät, trotzdem hatte ich es nicht wirklich eilig, zu dem Treffen zu erscheinen. Den anderen Slytherins hatte ich eine Ausrede aufgetischt, damit sie später keine blöden Kommentare machen konnten. 

Am liebsten wäre ich einfach nicht erschienen. Aber dann würde sie es Hagrid petzen und der würde mich wahrscheinlich direkt durchfallen lassen. Verdammter Mist.

Granger stand schon da. Natürlich tat sie das. „Da bist du ja endlich", motzte sie. 

„Nana, ob das die richtige Art ist, seinen Beschützer zu begrüßen", spottete ich mit tadelndem Ton.

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