(40) Nachhilfe

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- Draco -

Ich starrte sie an. Granger nutzte meine Verwirrung, um sich sanft von mir loszumachen. Sie warf mir ein Lächeln zu und verschwand dann um die Ecke der Scheune. Ich sah ihr nach und tat dies auch noch, als sie schon längstwieder verschwunden war.

Was sie gerade gesagt hatte würde nur Sinn machen, wenn ich ihre Beziehung zu Weasley einfach nur maßlos überbewertet hatte. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, das sich dann aber doch zu einem Grinsen ausbreitete.

Jetzt stand ich hier hinter dieser Scheune und grinste wie der letzte Idiot. Merlin, ich hatte über meine Gefühle gesprochen!

Ich wusste nicht ob ich mich nun erleichtert fühlte oder so, als würde nun noch mehr Druck auf mir liegen. Verwirrt durch meine paradoxen Gefühle und das Lächeln, das einfach nicht verschwinden wollte, beschloss ich, den Rest der Stunde kurzerhand zu schwänzen.

Auf meinem Weg zum Schloss überlegte ich, ob es das alles jetzt nicht eigentlich nur noch komplizierter gemacht hatte. Wahrscheinlich sollte ich mich einfach normal verhalten, so, wie ich es sonst tun würde und nicht zu viel über alles nachzudenken. Und vor allem dieses lächerliche Grinsen in meinem Gesicht loswerden.

   *

Nach dem zum Sterben langweiligen Unterricht ging ich zum Gemeinschaftraum der Slytherins. Eigentlich hätten wir heute Quidditch trainieren sollen, aber die Spiele fanden vor den Prüfungen nicht statt, damit die Schüler nicht abgelenkt waren.

Ein Summen oder Pfeifen oder andere für mich unübliche Geräusche zurückhaltend schlenderte ich auf meinen Freund Blaise zu.

"Warum lächelst du so?", fragte Blaise, mich misstrauisch beäugend.

"Tue ich das?", erwiderte ich ein wenig erschrocken.

"Auch im Unterricht vorhin, bei dem du ständig in deine Traumwelt abgedriftet bist", erklärte er mit sachlichem, beinahe ärztlichem Ton.

Mein Gehirn suchte fieberhaft nach einer Antwort, doch Blaise unterbrach die Stille ziemlich schnell wieder. "Ist Pansy so gut im Bett?"

Pure Verwirrung überkam mich, bis ich endlich den Zusammenhang und seine Andeutung verstehen konnte. Lächerlich.

„Jedenfalls, Draco. Du musst mir helfen", bettelte er in etwas freundlicherem Ton, woraufhin ich näher an seinen Tisch trat, der übersäht mit seinen Schulsachen war.

Verzweifelt und wütend starrte er das Lehrbuch an, so als würde er es jeden Moment aus dem Fenster werfen oder in tausend Stücke zerreißen.

„Hab ich jetzt plötzlich Nachhilfelehrer auf der Stirn stehen?", lautete meine rhetorische Antwort.

„Du wärst jedenfalls ziemlich heiß als Lehrer", ertönte eine hohe Stimme hinter mir.

Pansy klammerte sich– zu ihrem Glück – an meinen rechten Arm und krallte beinahe ihre Fingernägel hinein. Ich betete, dass sie Blaises Kommentar vorhin nicht gehört hatte und fragte mich außerdem, wie ich sie ohne ein allzu großes Drama wieder loswerden konnte.

„Ach komm schon, Draco", drängte Blaise. „Ich weiß, dass du ein Ass in Arithmantik bist. So wie in Zauberkunst. Und bei beiden verstehe ich die wichtigsten Prüfungsinhalte nicht. Beispielsweise diese Formel hier." Er hielt mir ein Buch unter die Nase und deutete mit dem Finger auf ein paar Zahlen, die ich bei der Hektik nicht mal erfassen konnte. „Und bei Zauberkunst bekomm ich diesen einen Zauber nicht hin.."

„Und ich bekomme Bonuspunkte wenn ich so tue, als würde es mich interessieren?", verließ die sarkastische Bemerkung meinen Mund.

Innerlich gab ich nun zu, dass ich wohl ein bisschen gute Laune gehabt hatte. Denn ich merkte, wie sich diese mit der Klette an meinem Arm wieder verflüchtigte.

Wütend sah Blaise mich an. Ich riss meinen Arm von Pansy weg und setzte mich seufzend neben ihn. Dann sah ich ihn eindringlich an und deutete leicht mit dem Kopf zu dem schwarzhaarigen Mädchen, das sich gerade neben mich setzen wollte. Merlin sei dank verstand er.

„Du, Pansy, ich glaube Draco kann sich besser konzentrieren, wenn du nicht da bist", sagte Blaise grinsend und zwinkerte mit einem Auge. In meinen Gedanken schlug ich ihm den Kopf ein. Klar, mach es mir noch schwerer, von ihr los zu kommen.

„Oh, achso, klar", lächelte Pansy fröhlich und verschwand glücklicherweise. 

Sofort drehte ich mich wieder zu Blaise um. „Okay. Ich helfe dir. Aber nur wenn du mir hilfst, sie von mir weg zu bekommen", forderte ich.

Erstaunt blickte er mich an, grinste dann aber. „Natürlich. Blaise Zabini wird zu Ihren Diensten stehen."

   *

Nachdem ich diesem Vollidioten die Lösungen für seine Probleme erklärt hatte – und dabei wirklich mehrmals kurz davor war ihm, aufgrund seiner Verständnislosigkeit oder mir, aufgrund meiner Verzweiflung, den Kopf einzuschlagen – gingen wir hoch in die große Halle zum Abendessen.

Wir setzten uns auf unsere gewohnten Plätze und betrachteten wie langsam immer mehr Schüler Platz nahmen. Gerade als sich alle Essen auf ihren Teller luden sah ich herüber zum Tisch der Gryffindors.

Granger hielt sich gerade eine Schüssel mit einem von hier aus undefinierbaren Inhalt unter die Nase und kniff dann misstrauisch die Augenbrauen zusammen. Ich schmunzelte bei diesem Anblick.

Als hätte sie bemerkt, dass ich sie ansah, blickte sie nach oben und ihre Augen trafen auf meine. Mein Schmunzeln wurde größer und ich zwinkerte ihr zu. Daraufhin weiteten sich ihre Augen, ihre Wangen röteten sich und hektisch wandte sie ihren Blick ab.

Am liebsten wäre ich hingegangen und hätte sie noch mehr verunsichert.

Als sie stur den Inhalt ihres Tellers betrachtete gab ich auf und wandte mich meinem eigenen Essen zu.

Den Gesprächen der anderen folgte ich kaum. Ein Idee hatte sich in mir fest gesetzt und den Entschluss zum Umsetzten dieser war längt gefällt.

Nachdem meine Freunde fertig waren stand ich mit ihnen auf und ging Richtung Ausgang. Während die anderen weitergingen zog ich Blaise beiseite. „Beschäftige Pansy den Abend lang im Raum für mich, okay?", zischte ich ihm zu.

„Ahh, verstehe... Mit wem vergnügst du dich denn?", fragte er mich anzüglich grinsend. „Mit deiner zerstückelten Leiche wenn du unseren Deal nicht einhältst", entgegnete ich in ernstem Ton.

„Okay, Mann. Schon klar. Verlass dich auf mich." Er drehte sich um und verschwand in Richtung Gemeinschaftsraum der Slytherins.

Ich bog in die entgegengesetzte Richtung der Bibliothek. Ich hätte 100 Galleonen darauf gewettet dass Granger dort zu finden war. Und wenn ich das getan hätte, dann hätte ich mein Geld behalten.

Ich fand sie hinter einem der letzten Bücherregale in einer Ecke des riesigen Raumes, natürlich mehr als abwesend in einem der Bücher blätternd.

„Hast du dich absichtlich hier hinten versteckt?", flüsterte ich nah an ihrem Ohr.

Sie zuckte heftig zusammen und hätte beinahe ihre Hand zu einem abwehrendem Schlag erhoben. Mit aufgerissenen Augen sah sie mich an, dann blickte sie sich schnell zu der einzigen Seite um, bei der man uns hätte sehen können.

Es saßen vereinzelt Schüler an den großen Tischen, jedoch nicht in unserer Nähe. Es war allerdings so still, dass man etwas Lauteres als im Flüsterton hätte hören können.

„Was willst du?", zischte sie erschrocken und nicht gerade freundlich.

„Ich brauche Nachhilfe", erklärte ich ihr leise.

„Was?", wunderte sie sich und wich ein paar Zentimeter mit ihrem Kopf zurück.

„Ich versteh eine Sache in Arithmantik nicht", fügte ich mit verzweifelter und bittender Stimme hinzu.

„Welches Thema?", erkundigte Granger sich misstrauisch.

Ich grinste. „Sexualkunde."

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Leute. Dracos schlechte Witze mal beiseite. Ernstes Thema.
Hiermit sind 4/5 dieses Buches veröffentlicht. Und ich bin euch so dankbar für eure ganze Unterstützung! Prost auf die letzten verbleibenden Kapitel und vor allem auf euch!

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt