(29) Wünsche

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- Draco -

„Draco, hallo. Ich rede mit dir", sagte Crabbe und wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Ich drehte mich um und starrte ihn mit einem solch wütenden Blick an, dass er kurz zurückzuckte.

„Was?", fragte ich ungehalten. 

„Merlin, was ist denn mit dir los? Die anderen suchen nach dir", erklärte er mir und wartete darauf, dass ich ihm folgte.

Noch einmal sah ich über meine Schultern, doch die braunen Augen, nach denen ich Ausschau gehalten hatte, waren verschwunden.

„Ich hab Kopfschmerzen. Muss wahrscheinlich an die frische Luft. Sag ihnen, ich komme nachher", schüttelte ich den nervigen Jungen ab. „Okay", meinte dieser und verschwand zwischen den tanzenden und herumstehenden Schülern.

Verdammt, jetzt musste ich Granger auch noch wiederfinden. Und ihr unauffällig bedeuten, den Raum zu verlassen. Ich quetschte mich in die Richtung, wo ich sie zuvor gesehen hatte.

Nach einigen Minuten und vielen vielen Leuten, die mit mir über das Spiel von vorhin reden wollten, entdeckte ich sie endlich. Sie saß mit dem Wiesel, Potter und der rothaarigen Weasley auf einem Sofa in der Ecke des Raumes. Ihre und die Schenkel des männlichen Weasleys berührten sich, während er auf sie einredete. Ich betrachtete die beiden und verdrängte das unangenehme, in mir brodelnde Gefühl, welches sich plötzlich in mir auftat.

Grangers verspannte Körperhaltung konnte ich aus meterweiter Entfernung sehen, als sie sich mit ihm unterhielt. Belustigt erkannte ich allerdings, dass sie der Schüssel in ihrem Schoß mehr Aufmerksamkeit widmete als dem Wiesel neben ihr.

Fast hätte ich laut gelacht. Ich starrte sie an wie ein Psycho, doch irgendwie musste ich ja ihre Aufmerksamkeit erlangen.

Mir kam es vor wie eine Ewigkeit, als sie doch endlich ihren Blick abwendete und auf meinen traf. Kurz starrten wir einander an, dann deutete ich mit meinem Kopf Richtung Ausgang.

Granger zog fragend ihre Augenbrauen zusammen, doch ich drehte mich einfach um und ging. Würde sie bleiben anstatt mit mir mitzugehen dann hätte sie wohl einfach Pech gehabt.

Ich verließ den Raum der Wünsche und fand mich auf dem kalten, dunklen Gang wieder. Zügig ging ich um die nächste Ecke, lehnte mich an die Wand und wartete. Nicht viel später hörte ich die große Tür auf- und zugehen.

„Hallo?", hörte ich Granger leise flüstern. Grinsend und ohne einen Ton von mir zu geben lauschte ich ihren Schritten, die auf mich zukamen. Kurz bevor das Mädchen um die Ecke bog griff ich nach ihr und zog sie zu mir. Erschrocken schnappte sie nach Luft und sah mich wütend an, nachdem sie sich vom Schock erholt hatte.

„Hey, Malfoy. Schön, dich zusehen. Und schön, dass ich heute wegen dir fast schon meinen zweiten Herzinfarkt hatte", warf sie mir vorwurfsvoll an den Kopf. Ihr Atem roch nach Minze.

Ich beugte mich noch ein wenig weiter zu ihr hinunter. „Was dagegen, wenn ich dir heute noch einen dritten beschere?"

„Was dagegen, wenn ich ja sage?", erwiderte sie in ernster Stimmlage, doch ich konnte sie im schwachen Licht lächeln sehen. 

„Dann wünsche ich es mir", forderte ich grinsend und wollte meine Lippen auf ihre legen. Doch sie stoppte mich.

„Nein. Der Deal war, dass du einen Wunsch frei hast, wenn du gewinnst. Hast du aber nicht", sagte sie eiskalt zu mir.

Ich nahm eine ihrer Haarsträhnen in meine Hand und spielte mit ihr. Ihre Haare sahen heute anders aus als sonst. Ich konnte die Locken nach unten ziehen, woraufhin sie fröhlich wieder nach oben hüpften.

„Der Deal war auch, dass du einen Wunsch frei hast wenn ich verliere. Ich habe weder gewonnen noch verloren. Das bedeutet, wir haben beide einen Wunsch frei", argumentierte ich im Versuch, sie von dieser Logik zu überzeugen.

Granger sah grübelnd mit an, wie ich mit ihren Locken spielte. Ihre Augen wirkten in der Dunkelheit beinahe schwarz. Ich konnte meinen Blick nicht abwenden, selbst wenn ich gewollt hätte.

„Ich wüsste aber nicht, was ich mir von dir wünschen sollte", behauptete sie schließlich. Ich hob den Kopf. War das etwa eine Herausforderung?

Grinsend trat ich noch näher an sie heran, schob ihre Haare hinter ihr Ohr und beugte mich hinunter, um einen präzise gesetzten, feuchten Kuss auf ihren Nacken zu drücken. Sanft pustete ich kalte Luft auf den nassen Fleck. Ihr ganzer Körper spannte sich an und ich konnte Gänsehaut spüren, als ich sanft mit meinen Fingern an ihren Wangen, ihrem Hals entlang und über ihre Schlüsselbeine fuhr. Die einzigen Geräusche in diesem Moment waren unsere Atemzüge. Der Atem des Mädchens vor mir beschleunigte sich langsam.

„Du wünschst dir wirklich gar nichts?", flüsterte ich und streifte ihr Ohrläppchen mit meinen Lippen.

Sofort fuhr sie ein Stück zurück. „Aber um zuzustimmen... Dafür müsste ich vorher wissen, was du dir wünschen würdest", versuchte sie, sichtlich verzweifelt, sich rauszureden.

„Das würde dem Ganzen doch den Spaß an der Sache nehmen. Außerdem hast du heute Nachmittag noch zugestimmt, mit der Chance, dass ich das Spiel gewinnen und mir alles wünschen würde."

„Wie bitte? Malfoy, du hast einfach behauptet der Deal wäre abgeschlossen und bist weg gegangen. Ich habe nie zugestimmt", fuhr sie mich zornig an. 

„Ich habe keine Ahnung, wovon du redest", vernahm ich meine eigene Stimme leise und rau.

Ich zog sie am Arm näher zu mir heran und legte eine Hand auf ihren Rücken. Doch sie sah mich noch immer nachdenklich und zögernd an. Woran dachte sie? Was hielt sie plötzlich davon ab, mich zu küssen?

Ich beendete ihren misstrauisch werdenden Ausdruck abrupt, indem ich meine Lippen auf ihre legte. Mit Genugtuung bemerkte ich, wie sie nachgab.

Ich brauchte einen Moment um zu begreifen, dass ihre Lippen und ihre Zunge nach Pfefferminzlakritze schmeckten.

Eine ihrer Hände legte sich um meinen Oberarm, während sie die andere um meinen Nacken schlang. Ich befühlte den Stoff um ihren Rücken, drückte sie an den Schulterblättern noch näher zu mir. Unsere Oberkörper drückten aneinander. Und es fühlte sich so verdammt gut an.

Unsere Zungen begannen miteinander zu spielen, als meine Hand unter ihr T-Shirt fuhr und ich ihren nackten Rücken streichelte. Sie zog scharf Luft ein, stoppte mich aber nicht. Augenblicklich durchfuhr meinen Körper ein Schwall von kaum auszuhaltender Hitze.

Ihr Griff um meinen Arm wurde fester, unsere Küsse verlangender. Eine weitere Hitzewelle durchfuhr mich. Alle Gedanken in meinem Kopf waren wie weggefegt.

Meine Hand wanderte hoch bis zu ihrem Nacken, wobei ganz automatisch ihr T-Shirt etwas hochgeschoben wurde. Ich spürte ihre Fingernägel an meinem Nacken, als sie ihre rechte Hand von meinem Arm nahm, sie auf meinem Rücken platzierte und in den Saum meines Oberteils griff. Wir küssten uns weiter, obwohl wir bereits völlig außer Atem waren.

Plötzlich löste sich Granger sanft von mir und sah mir in die Augen. Ihr Gesicht war so kurz vor meinem, dass ich ihren heißen Atem auf mir spüren konnte. Es verging eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich etwas sagte. „Ich weiß nicht, ob..."

Die Tür auf dem Gang, direkt um die Ecke wo wir standen, wurde laut aufgeschlagen. Schritte waren zu hören, in unsere Richtung. „Draco?"

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt