Extras (1)

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| E X T R A S |

(1) - Draco -

Ich stand vor der hölzernen Haustür und starrte auf die Türklingel. Dann drückte ich auf den Knopf und zuckte beinahe zusammen, als im Inneren des Hauses ein schrilles Geräusch ertönte. Misstrauisch beäugte ich meine Umgebung.

Bereits als ich im Nachbarsgarten eine gruselig aussehende Frau mit einem noch gruseliger aussehenden Gartenmaschinengerät entdeckt hatte, mit dem sie immer und immer wieder über den grünen Rasen fuhr, hatte ich bereits ein mulmiges Gefühl bekommen.

Die Haustür schwang auf und ein buschiger, brauner Haarschopf sprang mir entgegen. "Hey, ich freue mich so, dass du da bist", begrüßte mich Hermine lächelnd und zog mich sogleich ins Haus hinein.

Wir gingen ins Wohnzimmer, wo mich Mr und Mrs Granger mit festem Händedruck begrüßten. Es war ein gemütliches Haus, es duftete nach Wäsche und frisch gebackenem Kuchen.

Hermine führte mich hoch, um mir ihr Zimmer zu zeigen. Wir traten ein, ich warf die Tür zu und küsste das erschrockene und überforderte Mädchen leidenschaftlich. Überrascht erwiderte sie den Kuss, grinste dann und schob mich ein Stückchen weg.

"Ich hab dich ewig nicht gesehen", protestierte ich rau und zog sie zu mir.

"Draco, das ist doch höchstens ein paar Tage her", rief sie amüsiert, obwohl sie einen ernsten Gesichtsausdruck machte.

Nicht viel später saßen wir am Küchentisch und aßen den Pflaumenkuchen, den Mrs Granger gebacken hatte.

"Also, Draco", begann Mr Granger, während er einen Schluck Wasser trank. "Ihr kennt euch aus Hondarts?" Verwirrt blickte ich ihn an.

"Hogwarts, Dad", lächelte Hermine und pickte eine Pflaume aus dem Kuchen. Ich erinnerte mich an die Gedächtnisprobleme, die Hermines Eltern hatten, seit ihnen die gesamten Erinnerung an ihre Tochter und die Zauberwelt genommen und schließlich wieder hergestellt wurden.

Ich nahm betroffen einen Schluck Wasser und beantwortete die Fragen von Hermines Eltern so simpel es ging, ohne groß über Magie oder Zauberei zu sprechen.

  *

(2) - Hermine -

„Granger. Ich werde niemals, auf gar keinen Fall, in dieses... Gefährt steigen." Genervt blickte ich den Jungen an, der vor der Tür auf der Beifahrerseite stand und sich weigerte, einzusteigen.

„Malfoy. Das ist ein Auto, kein Gefährt, wir sind nicht mehr im Mittelalter. Steig jetzt ein, du bist ja peinlich", stichelte ich, was jedoch den gewünschten Effekt hatte.

Draco setzte sich mit komischem Blick in den Wagen, so als würde dieser jeden Augenblick explodieren. "Oh Merlin, ich werde sterben", weinte mein mutiger Freund und hielt sich an den Seiten des Sitzes fest.

"Hier, du musst dich anschnallen", erklärte ich und zeigte ihm, wie man den Gurt festmachte.

Doch er starrte mich nur an, als wäre ich verrückt. "Dieses Ding soll mich ernsthaft vor dir und diesem monströsen Gefährt hier beschützen?!", rief er aus. "Weißt du, ich benutze lieber einen Schutzzauber", beschloss Draco und zog seinen Zauberstab hervor.

Wütend stierte ich ihn an, bis er mich anblickte und einen angsterfüllten Gesichtsausdruck annahm.

"Draco Malfoy, du steckst sofort deinen Zauberstab weg und schnallst dich an", forderte ich eindringlich.

Draco gab nach, schnallte sich an, kralle sich am Sitz fest und murmelte irgendwas, was ich besser nicht verstehen wollte.

  *

(3) - Narzissa -

Mein Mann und ich starrten unseren Sohn an, der sich wie beiläufig ein Glas Wasser eingeschenkte. "Wie bitte?", fragte mein Mann, sehr, sehr langsam.

"Ich fände es schön, wenn ihr nicht so ein Drama drum machen würdet", erklärte Draco und lehnte sich an die Küchenzeile. Mein Sohn, war zusammen mit einer Muggelgeborenen? Mit Hermine Granger?

Ich starrte ihn noch immer an, als wäre es ein schlechter Scherz. Dieses Mädchen war hier gefoltert worden, hier in diesem Haus. Von seiner Familie.

Ich wusste, dass sich Dracos Weltansicht von der seines Vaters unterschied. Dass sie sich schon immer unterschieden hatten. Aber das es nun so weit gekommen war hätte ich wirklich nicht erwartet.

Dann merkte ich, wie sich Lucius neben mir anspannte und einen Schritt nach vorne gehen wollte. "Lucius, ich würde gerne einen Moment mit dir sprechen", räusperte ich mich.

Draco sah uns an, seufzte, leerte sein Glas und verschwand aus der Küche.

"Narcissa, warum sagst du nichts dazu?", zischte mich mein Mann an.

"Weil es seine Entscheidung ist, Lucius", erwiderte ich sanft und legte meine Hand auf seine geballte Faust, die er auf dem Küchentisch abgelegt hatte. Mein Mann blickte mich an, wandte sich dann ab und verließ den Raum.

Seufzend setzte ich mich auf einen Stuhl. Natürlich würde er es nicht sofort akzeptieren. Vielleicht würde ich Granger einfach mal zum Tee einladen, wenn er nicht dabei war.

Draco hatte uns noch nie ein Mädchen als seine Freundin vorgestellt. Diese Hexe musste wohl etwas Besonderes sein.

  *

(4) - Ginny -

Ich klopfte an der Tür, bis ich Harry "Herein" rufen hörte. Langsam zog ich die Tür auf und blinzelte in das Zimmer hinein. Harry war allein. Ich trat ein und schmiss mich auf sein Bett, während mein Freund auf dem Schreibtischstuhl über irgendwelchen Schulsachen saß.

"Wie geht's ihm?", erkundigte ich mich vorsichtig. 

"Es geht so. Irgendwie macht es alles leichter, dass Hermine darauf achtet, sich nicht allzu oft mit Malfoy vor ihm abzugeben", antwortete er mir ohne Emotionen in der Stimme.

Ich seufzte, stand auf und umarmte Harry von hinten. Sanft legte ich meinen Kopf in seinen Nacken und drückte einen Kuss auf seine Haut.

"Sie tun sich gut, weißt du?", flüsterte ich nahe seinem Ohr. 

"Kann sein", murmelte er.

Ich wusste, dass das Ganze auch für ihn noch komisch war und er sich an die Situation gewöhnen musste.

"Also..", säuselte ich dann. "Mein Held, der Auserwählte, sitzt hier feige an seinem Schreibtisch, obwohl ich ihn schon gestern zum Wettrennen auf dem Besen herausgefordert hatte...?"

Ich wandte mich ab, wartete zwei Sekunden und hörte dann, wie Harry aufstand und nach seinem Besen griff. "Ich mach dich fertig."

  *

(5) - Ron -

Der See glitzerte vor mir, als ich einen Fuß vor den anderen setzte. Die Bäume über mir warfen so viel Laub ab, dass die toten Blätter unter meinen Schuhen knirschten.

Ich wanderte ein wenig herum, trat das Laub vom Boden vor mir her. Plötzlich kam ein frischer Wind auf. Es war später Herbst, ab jetzt würde es immer kühler werden.

Um meine Hände etwas zu wärmen vergrub ich sie in meinen Hosentaschen. Dabei fühlte ich das gefaltete Stück Pergament, von dem ich genau wusste, was darauf stand.

Hey, Ron. 18 Uhr am See?
- L.

Ich sah zum Schloss und konnte das Mädchen in der Ferne bereits sehen, das auf dem Weg zu mir war.

Das Gefühl in mir konnte ich noch nicht deuten. Es war wohl wirklich, wirklich noch zu früh.

Etwas krächzte über mir.

Dann sah ich auf, obwohl ich dieses Geräusch augenblicklich zuordnen konnte. Ich mochte es mir vielleicht einbilden, aber sein Krächzen schien viel freundlicher zu klingen als zu seiner Zeit in der Scheune.

Ein schwarz gefiederter Vogel saß über mir in den Baumkronen und schien auf mich herunter zu starren.

Ich lächelte.

Petrichor.

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