(21) Verdächtige Stille

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- Ron -

Ich hätte wohl nie gedacht, dass ich einmal besorgt mit Draco Malfoy hinter Hermine Granger her rennen würde, die gerade gegen eine Anordnung der Schule verstieß.

Dieses Mädchen war verdammt schnell. Ich hatte keine Ahnung, wohin sie wollte. Wenn ihr Rock nicht einmal noch hinter einer Ecke hervorgeweht wäre, hätten wir sie wahrscheinlich verloren.

Sie kam an einer großen Tür an, die ich hier noch nicht oft gesehen und nie wirklich beachtet hatte. Hermine stellte sich vor sie und noch bevor wir bei ihr waren, hatte sie sie mit einem bedeckten Knall auf gezaubert. Woher sie wusste, dass diese Tür noch mit ‚Alohomora' zu öffnen war? Außerdem war sie so schlau, nicht direkt rauszulaufen.

Schnaufend kamen wir bei ihr an. Ärgerlich bemerkte ich, dass mein Atem viel schneller ging und ich mich weniger schnell beruhigte als das blöde Malfoy-Frettchen neben mir, dem dieser Sprint anscheinend nicht viel ausgemacht hatte.

„Hört mir zu", keuchte Hermine zwischen heftigen Atemzügen. „Auf dem Weg hierher habe ich nachgedacht. Wir haben tatsächlich Schutzzauber verwendet. Aber nur für magische Tierwesen. Nicht für Menschen."

Sie blickte uns abwechselnd an. Ich hatte keine Ahnung, was sie uns damit sagen wollte. Malfoy anscheinend auch nicht. „Was meinst du?", wollte er wissen.

„Das heißt, dass ein Mensch die Scheune betreten hat oder die Schutzzauber aufgehoben hat. Ich weiß nicht, warum. Vielleicht hat er die Tiere als Ablenkung losgelassen um sich unsere magischen Tierwesen zu beschaffen. Einige davon sind relativ selten." Ich war mir nicht sicher, sie je so schnell reden gehört zu haben. Hektisch blitzen ihre Augen. Ihre Haare waren total durcheinander, ihre Wangen gerötet. Gerne hätte ich sie jetzt in den Arm genommen und ein bisschen beruhigt.

Hermine stand vor der Tür, die Hand auf der Klinke. „Wir müssen vorsichtig sein und uns bedeckt halten. Von hier aus ist es nicht weit bis zur Scheune. Es gibt ein paar Büsche, hinter denen wir uns verstecken können. Macht so wenig Geräusche wie möglich. Bereit?"

Mir ging das alles definitiv zu schnell, ich brauchte mehr Erklärungen, doch Malfoy stand bereits hinter ihr. „Alles klar", stimmte er zu und zückte seinen Zauberstab. Ich tat es ihm nach.

Mein Herz klopfte stark, als Hermine langsam die Tür öffnete. Ich fragte mich, welche Wesen uns erwarteten. Mir war unwohl und ich wollte definitiv nicht hier sein. Aber ich konnte Hermine nicht im Stich lassen.

Draußen war nichts zu sehen. Alles sah normal aus. Und es war verdächtig still. Hermine hatte Recht gehabt. Die Scheune war schon nach Kurzem in Sichtweite. Wir blieben in den Büschen vor der Wand des Gebäudes, bevor wir fast vor der Scheune waren.

„Ich höre etwas", flüstere Malfoy sehr leise. Er hatte Recht, bei genauem Hören vernahm ich auch seltsame Geräusche aus Richtung der Scheune. Hermine bewegte sich neben mir, doch Malfoy hielt sie anscheinend fest. Es war wirklich nicht die passende Situation, aber ich spürte das Bedürfnis, ihn von ihr weg zu reißen.

„Granger, ruhig. Bleib ruhig. Wir gehen gemeinsam hin. Ich geh in die Scheune und regle das. Ihr bleibt am Eingang und haltet draußen alles unter Kontrolle." Malfoys Stimme ließ keinen Widerstand zu. Sie war so eindringlich, dass nicht einmal ich an seinem Plan zweifelte.

„Okay", antwortete Hermine. Malfoy stand vorsichtig auf und ging vor. Hermine hielt sich dicht hinter ihm und ich folgte den beiden schnell.

Es waren nur einige Meter bis zur Scheune. Ich dachte schon, wir hätten es geschafft. Da hörte ich ein Knurren, dass mich beinahe dazu gebracht hätte, umzukehren und wegzulaufen.

Hinter der Scheune erschien ein hüfthohes, hundeähnliches Wesen. Es hatte einen Froschkopf und furchteinflößende rotglühende Augen. Auf seiner Stirn prangte ein langes, gefährlich aussehendes Horn. Als das Wesen uns noch einmal anknurrte, entblößte es spitze Zähne.

"Wir werden sterben", kam es jammernd aus meinem Mund, bevor ich darüber nachdenken konnte. Naja, es hätte auch schlimmer sein können. Hätten diese Viecher noch Spinnenbeine gehabt oder so. Aber dann wäre ich, bei Merlins Unterhose, schon längst über alle Berge gewesen.

Zitternd betrachtete ich das Wesen vor uns. Wenn ich Hermine wäre, dann wüsste ich genau, wie das Tier hieß und was es konnte. War ich aber leider nicht.

„Wir erledigen das. Geh rein Malfoy, schnell", rief Hermine, ihren Zauberstab auf das Tier gerichtet. Malfoy eilte zum Eingang, drehte dem Vieh vor uns aber nicht den Rücken zu. Dann war er verschwunden.

Das knurrende Wesen beachtete ihn nicht und kam uns immer näher. Aber Hermine und ich wussten inzwischen, wie wir zu kämpfen hatten. Mit einem Satz sprang das hundeähnliche Wesen auf uns zu.

„Expelliarmus!", riefen wir gleichzeitig, was bewirkte, dass der Hund jaulend einige Meter weit weggeschleudert wurde. Da tauchten etwa drei weitere Tiere wie aus dem Nichts auf.

Fluchend stellte ich mich näher an Hermine. Diese drehte sich zu den Wesen um, richtete ihren Zauberstab auf sie. „Impedimenta", rief sie. Der Lichtblitz traf eines der Wesen genau und ließ es mitten in der Bewegung erstarren. Die anderen beiden aber sprangen schon auf uns zu. Mir gelang es, ein weiteres zu erstarren.

Mit Erschrecken sah ich, wie das dritte knapp an Hermine vorbei sprang, weil sie schnell zur Seite auswich. Ihrem Mund entkam ein kleiner Schmerzensschrei, als sie mit den Krallen am Arm gekratzt wurde.

Schnell reagierten wir beide und setzten es außer Gefecht. Schon wieder hörten wir ein Knurren. Es war das erste Viech gewesen, welches weggeschleudert worden war. Es war verletzt, lief aber nicht weg. „Impedimenta", rief Hermine, bevor es auf uns zuspringen konnte.

Dann lauschten wir für einige Sekunden, doch es war nichts mehr zu hören. Ich eilte auf Hermine zu und sah nach ihrem Arm. Ihr Oberteil war am Unterarm von den Krallen verrissen, doch es sah nicht nach einer starken Blutung oder tiefen Wunde aus. „Alles gut", bestätigte sie mir.

Sie sah sich mit misstrauischem Blick um, dann blickte sie mich an. Ich sah zurück und bemerkte, was sie wohl dachte. Irgendwas war seltsam. Dafür, dass die Lehrer so einen Aufstand gemacht hatten, kam mir das hier viel zu leicht vor. Diese verdächtige Stille von vorhin trat wieder ein.

Wir warteten noch angespannt etwa eine halbe Minute, doch nichts geschah. „Ron, bleib bitte kurz hier. Ich werde in der Scheune nachsehen. Wenn etwas ist, ruf." Ich wollte nicht alleine sein, aber noch weniger wollte ich wie ein Feigling aussehen.

Außerdem musste wohl jemand da rein gehen. Und ich wollte sie nicht verletzt alleine hier draußen stehen lassen. Aus der Scheune vernahmen wir nun jaulende und knallartige Geräusche. Hermine rannte erschrocken durch den Eingang.

Angespannt fixierte ich die erstarrten und furchteinflößenden Wesen vor mir, meine Hand fest um meinen Zauberstab geklammert.

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Auch wenns gerade spannend ist, vergesst bitte das Sternchen nicht, würde mich sehr freuen 😊

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt