(47) Die Möglichkeit, mich zu brechen

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- Draco -

Meinen Zauberstab umklammert verließ ich den Gemeinschaftsraum und achtete auf die sich verändernden Hitzewellen und Vibrationen des Verbindungszaubers.

Bald schon breitete sich eine tiefe Besorgnis in mir aus, als sich das Verhalten stark veränderte. Vor wenigen Sekunden hatte der Zauberstab noch unglaublich stark vibriert. Und jetzt klopfte er nur noch ganz schwach, wie ein Herz, das gerade seine letzten Herzschläge tat.

Was war da los?, lautete mein einziger Gedanke, als ich meine Schritte beschleunigte und die Gänge entlang rannte. War Granger auch schon auf dem Weg? Ich begann zu sprinten, bis die Scheune endlich in meiner Sichtweite erschien. Außer Atem riss ich die Tür auf und lief den Gang entlang zu Petrichors Box. Dann sah ich hinein.

Weasley und Granger saßen auf der Wiese und beugten sich über etwas. Atemlos trat ich ein, doch nur Weasley drehte sich zu mir um und sah mich überrascht an. „Malfoy", sagte er mit einer Nervosität in der Stimme, die ich nicht überhören konnte.

Ich trat näher und erkannte, dass Hermines Körper bebte und zitterte. Dann hörte ich, wie sie leise schluchzte. Nein. Ich lief hin und fiel neben ihr auf die Knie.

Petrichor lag vor uns, in sich zusammengekrümmt und atmete schwer. Aber er lebte! Merlin sei dank.

„Was ist passiert?", erkundigte ich mich schockiert.

„Flugunfall", quetsche Weasley hervor.

Flugunfall? „Verarschst du mich? Ist er von alleine gegen die Wand geflogen oder was?", fragte ich und spürte Zorn in mir aufsteigen.

Warum sagte Hermine nichts? „Granger, was ist los?" Ich beugte mich zu ihr rüber und sah, dass noch immer Tränen über ihre Wangen liefen. Schluckend wehrte ich mich gegen das Bedürfnis, sie in den Arm zu nehmen.

„Es tut mir so leid, Malfoy", brachte sie schließlich hervor. Was tat ihr leid? Verwirrt sah ich sie an und strich ihr dann doch beruhigend über den Arm. Ihr Körper versteifte sich.

„Malfoy, fass sie nicht an", knurrte Ron plötzlich und zog sie ein Stück von mir weg. Was? Was glaubte er, wer er war? „Hör mal, du kleines Wiesel. Ich kann anfa-"

„Nicht, Malfoy", unterbrach mich Granger leise. Verwundert blickte ich sie an, doch sie sah noch immer auf Petrichor. Ich verstand die Welt nicht mehr.

„Wir sind jetzt zusammen, Malfoy. Wenn du sie also bitte in Ruhe lassen könntest...", meldete sich Weasley und stand auf.

Wie bitte? Und dann sah ich, dass sie Händchen hielten. Seine linke Hand hielt Grangers fest umklammert, obwohl er gerade aufgestanden war und sie noch auf dem Boden kniete.

„Es tut mir leid, Malfoy. Ron ist der Richtige für mich." Diese Worte zerstörten mich.

Ich rappelte mich auf, während ihre Worte immer und immer wieder auf mich einschlugen. Strauchelnd machte ich ein paar Schritte rückwarts und knallte gegen die Holzwand.

Ich erkannte von hier, dass Granger den Druck ihrer linken Hand in der Hand Weasleys verstärkte.

Dann blickte sie mich an. „Ich liebe ihn, Draco. Es tut mir wirklich leid."

Sobald ich jemanden so nah an mich herankommen lassen würde, sobald ich jemandem vertrauen würde, so gäbe ich ich ihm damit auch die Möglichkeit, mich zu brechen.

Mich zu brechen. Zu brechen.

Mir fuhr wortwörtlich ein schmerzender Stich durch mein Herz, als ich Granger ansah.

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt