(11) Brennendes Feuer

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-Hermine-

Draco Malfoy küsste mich.

Seine Lippen stießen hart auf meine. Im Regal hinter mir klapperten die Flaschen bedrohlich, doch das störte den Slytherin nicht im Geringsten, als er mich weiter nach hinten drückte.

Ich hatte mich in meinem Leben noch nie so verwirrt gefühlt. Mein Gehirn war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen und somit konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich den Kuss erwidern sollte. So stand ich einfach versteinert vor ihm und wartete darauf, dass mein Kopf endlich explodierte.

Malfoy löste sich von mir, aber nur wenige Millimeter. Seine Nasenspitze berührte meine fast, so nah war sein Gesicht an meinem. „Wenn du das nicht willst, musst du nur Nein sagen." Ich spürte, dass es ihn viel Selbstbeherrschung kostete, mir das zu mitzuteilen. Seine grauen Augen hielten mich gefangen, sein Blick durchbohrte mich regelrecht.

Nein, dachte ich verwirrt. Das war doch, was ich sagen sollte, oder? Das war doch, was Hermine sagen würde, oder? Die bei klarem Bewusstsein seiende Hermine, die ich noch vor wenigen Sekunden gewesen war.

Was war gerade passiert?

Ich fühlte ein leichtes Kribbeln in meinen Lippen, jedoch konnte ich mich kaum daran erinnern, dass Draco Malfoys Lippen auf meinen gelegen hatten.

Was fühlte ich? Ekel und Entsetzen? Aus irgendeinem Grund nicht.

Langsam kam er wieder auf mich und küsste mich erneut. Dieses Mal fühlte ich es. Wie mein Herz aufgeregt klopfte, wie mein Atem still stand, wie mein Kopf wie leer gefegt war. Zum ersten Mal fühlte ich, wie mein rationaler Verstand ausgeschaltet wurde und mein Körper die Kontrolle übernahm. Wie meine Beine kribbelten und zitterten und wie ich nur noch Aufregung verspürte. Hitze durchfuhr meinen gesamten Körper. Zögernd erwiderte ich den Kuss.

Mit roher Körperkraft umfasste er mit einer Hand meine Taille und drückte zu. Mit der anderen Hand griff er nach meinem Handgelenk.

Mir stockte der Atem, mir blieb die Luft weg, ich öffnete meinen Mund um an Sauerstoff zu gelangen, doch sogleich presste Malfoy seine Lippen fester auf meine. Mir wurde unfassbar heiß und schwindelig. Ich stieß ihn heftig von mir und atmete gierig einen Schwall von Luft ein. Auch er atmete kurz und stoßweise, jedoch ließ er mich nicht einmal für den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Es kribbelte in meiner Brust. Mein Herz klopfte bedrohlich schnell und kräftig gegen meinen Brustkorb. Ich fühlte ein unerträgliches, brennendes Feuer in mir. Adrenalin schoss durch all meine Adern.

In mir kämpfte der Drang ihn an mich zu ziehen gegen den Drang, ihn noch weiter von mir wegzustoßen.

Erschrocken sah ich Malfoy an, zu überwältigt von all meinen Gefühlen um zu lesen, was er gerade denken oder fühlen könnte. Was hatte ich nur getan? Was hatte er  nur getan? Mit einem Mal kehrte meine Vernunft zurück.

„Was sollte das?!", rief ich entsetzt. 

Malfoy klappte der Kiefer herunter. Er starrte mich konsterniert an. „Wie, was sollte das?", stieß er hervor.

„Na, das hier! Du hast mich geküsst!", rief ich wild gestikulierend.

„Du bist ja ein Blitzmerker", lachte der Slytherin mich einfach aus. 

„Du hast meine Überraschung einfach ausgenutzt!", schäumte ich mit geballten Fäusten.

Sein Lachen endete abrupt, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie bitte? Ausgenutzt? Offensichtlich wolltest du es doch", entgegnete dieser.

„Ich wollte es nicht, ich habe einfach nur nicht nachgedacht!" In diesem Moment wusste ich, dass ich zu weit gegangen war, aber jetzt konnte ich es nicht mehr zurück nehmen. Meine Dummheit machte mich einfach viel zu wütend.

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt