(16) Gedanken

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- Draco -

Endlich. Endlich hatte ich die Antwort auf meine Frage gefunden. Warum hatte ich Hermine Granger nun schon zum zweiten Mal geküsst?

Nun, zuerst ging es mir irgendwie darum, ihr meine Macht zu beweisen. Sie einzuschüchtern. Ihr zeigen, dass ich mit ihr tun konnte, was ich wollte. Sie außer sich, fassungslos und verwirrt zu sehen. Das ist ja noch verständlich und meiner Meinung nach ein zumindest halbwegs akzeptabler Grund, ein Schlammblut zu küssen. Außerdem gefiel es mir, die größte, verantwortungsvollste Streberin der Schule dazu zu bringen, etwas zu wollen, wogegen sie sich heftig zu wehren versuchte.

Nach dem letzten Kuss in der Gasse hatte ich allerdings bemerkt, dass sich meine Gründe für dieses Verhalten ein wenig geändert hatten. Ja, mir hatte es gefallen, das war leider einfach nicht mehr zu leugnen.

Aber eigentlich machte ich nie mehr als einmal mit einem Mädchen rum. Das lag daran, weil ich Erfahrungen damit gemacht hatte, das sie nicht mehr locker ließen und eine Beziehung mit mir wollten oder so.

Ob das an meiner fabelhaften Person und meinem Aussehen lag oder der Macht, die meine Familie besaß, konnte ich nicht genau beurteilen.

Jedenfalls, der Grund, warum ich nun schon mehrmals mit der Granger rumgemacht hatte ist, dass ich mir sicher war, dass sie keine Beziehung mit mir wollte. Sie wollte das Geschehene genauso sehr geheim halten wie ich. Außerdem hatte sie sicherlich nicht einmal positive Gefühle mir gegenüber.

Ich bin ein männliches Wesen. Von denen kann man nun wirklich nicht leugnen, dass sie öfter mal Lust auf sexuellen Kontakt hatten. Klar, Granger war ein Schlammblut. Aber sie war auch die Einzige, mit der ich momentan Erfahrungen ohne Konsequenzen machen konnte. Und ihr gefiel es anscheinend ja ebenso. Auch wenn keiner von uns beiden das wohl je als möglich erachtet hätte. Jedenfalls, sie hatte keine romantischen Gefühle für mich, und ich nicht für sie. Könnte es da überhaupt besser laufen?

Meine Gedanken waren abgedriftet. Ich saß am Schreibtisch in meinem Zimmer. Vor mir lag ein Stück leeres Pergament und in meiner rechten Hand ruhte eine Feder, welche ich schon vor etwa zehn Minuten in die Tinte getaucht hatte.

Jedoch hatte ich noch kein einziges Wort damit geschrieben. Ich kniff die Augen zusammen, überlegte angestrengt und tauchte die Feder nochmals in die Tinte.

Liebe Mutter,
bitte richte Vater aus, dass ich bis zum Schulabschluss in Hogwarts bleiben möchte, weil es für mich persönlich wichtig ist. Natürlich werde ich mich über meine berufliche Zukunft mit ihm einigen, doch bis dahin würde ich gerne noch unabhängig von anderen meine Interessen entdecken. Diese werden sich dann sicherlich mit Vaters Plänen vereinbaren lassen. Lange wird meine Schulzeit ja sowieso nicht mehr sein, deshalb hoffe ich er könnte mir vielleicht ein wenig persönliche Freiheit gewähren, dafür wäre ich sehr dankbar.
Draco

Verächtlich starrte ich das Geschriebene an. Am liebsten hätte ich gesagt, er solle mich verdammt nochmal tun lassen, was ich wollte. Aber mit meinem Vater legte man sich einfach nicht gern an.

Gezwungenermaßen faltete ich den Brief, ohne etwas zu ändern. Die Wahrheit. Hoffentlich schön, unverletzend und nicht provozierend verpackt.

Ich ging zum Eulenturm und band einer Eule meinen Brief um den Fuß. Als sie aus dem Fenster flog, die Flügel weit und elegant ausgebreitet, überkam mich das Gefühl, als sei mir eine riesige Last von den Schultern gefallen.


- Minerva McGonagall - 

Ich stand vor der schweren Tür und klopfte dreimal kräftig an. „Herein", ertönte die gedämpfte Stimme von Albus Dumbledore aus seinem Büro. Ich öffnete schnell die Tür, trat ein und schloss sie sogleich wieder. Augenblicklich umfing mich der Geruch nach alten Büchern.

„Guten Abend, Minerva", grüßte der Schulleiter. Er saß auf dem Stuhl vor einem unordentlichen Schreibtisch und sah mich über den Rand seiner halbmondförmigen Brille hinweg an. Der Schulleiter sah wie gewohnt so aus, als wäre er in Gedanken ganz wo anders. Nun aber mischte sich dies mit einem anderen, beinahe sorgenvollen Ausdruck. „Guten Abend. Was ist los, Albus? Ich war gerade dabei-"

„Wir haben ein Problem", unterbrach er mich mit ernster Stimme.

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Hallo 🐙

Heute 🎉feiern🎉 wir unser Einmonatiges dieser Geschichte (okay ich bin bescheuert, sorry) weshalb das Kapitel auch früher kam als geplant 😂

Vielen Dank an eure ganze Unterstützung bisher! 😙

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt