(34) Amortentia

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- Draco -

„Goyle. Gib mir nen Drink." Goyle sah mich mit verwundertem Blick an, als hätte ich nicht mehr alle Quaffel in der Halterung. Aber als ich ihn weiterhin ernst anblickte, räusperte er sich und kramte eine Flasche unter seinem Bett hervor.

Er füllte die grüne Flüssigkeit in ein Glas und reichte es mir. Mit einem Schluck hatte ich sie weggetrunken.

Was zum Merlin war das? Es schmeckte fürchterlich. „Gib mir die Flasche", sagte ich.

Goyle sah mich stirnrunzelnd an und wich ein kleines Stück vor mir zurück. Hatte er Angst vor mir? „Bitte", quetsche ich deshalb hervor. Vorsichtig und mit genügend Sicherheitsabstand reichte er mir die Flasche, auf der sich kein Etikett befand. „Was ist das?", erkundigte ich mich, während ich mehr davon trank.

„Öh.. Das brauen so komische Typen aus Hogsmeade...", druckste er herum. Normalerweise hätte ich mich mit so einem Gesöff nicht zufrieden gegeben. Normalerweise.

„Naja, also. Ich muss jetzt los. Bin später wieder da", erklärte Goyle mit einem komischen Seitenblick auf mich. Lügner. Doch irgendwie war ich froh als die Tür zu ging und ich allein sein konnte.

Ich lehnte mich im Sessel zurück und spürte, wie der Alkohol langsam Wirkung zeigte. Die Wut, die ich gefühlt hatte löste sich ein wenig. Aber auch nur ein wenig.

Wie bei Merlins Barte konnte man sich für Weasley entscheiden, wenn man mich haben konnte? Ich verstand Granger einfach nicht.

Zuerst genoss sie es total, mit mir rumzumachen. Dann sah ich, wie sie und das Wiesel sich küssten. Und wenig später will sie alles zwischen uns beenden.

Ich schnaubte, stellte das Glas weg und trank aus der Flasche. Aber warum machte ich mir eigentlich solche Gedanken darüber? Ich meine, konnte mir doch egal sein. Mein verletztes Ego kümmerte mich natürlich. Aber ihre Entscheidung, warum regte ich mich so über sie auf? Immerhin verpasste sie nun den ganzen Spaß mit mir. Sie sollte mir eigentlich leid tun.

Ich stand auf und leerte die Flasche. Unter höchster Konzentration ging ich auf mein Bett zu und legte mich hinein. Am liebsten hätte ich mir ein paar Ohrfeigen verpasst. Ein Malfoy betrank sich nicht aufgrund eines Mädchens. Und ein Malfoy dachte auch eigentlich nicht an ein Paar dunkelbrauner Augen bevor er einschlief...

*

Auch am nächsten Tag war ich nicht besser gelaunt. Zu meinen komischen Gedanken an den gestrigen Vorfall und die Sorge wegen dem Problem meiner Familie mit dem Ministerium kamen auch noch heftige Kopfschmerzen dazu.

„Goyle. Was bitte war das gestern für ein Gesöff? Mir platzt mein Schädel", sagte ich beim Frühstück und hielt mir meine Finger an die Schläfen, während ich mein Essen kaum anrühren konnte. „Hättest es ja nicht trinken müssen", verteidigte er sich daraufhin.

„Du hast dich gestern betrunken? Was ist der Grund dafür?", rückte Pansy daraufhin näher an mich. „Deine Existenz", entfuhr es mir unüberlegt mit zornigem Ton.

Beleidigt verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Du bist ein Arschloch, Malfoy. Ich kann nichts für deine schlechte Laune." „Ja, ich weiß. Sorry", quetschte ich hervor, weil ich keine Lust auf noch mehr Stress hatte.

Mein Blick wanderte ganz kurz hinüber zum Tisch der Gryffindors. Ich erblickte Granger, besser gesagt: Den wirklichen Grund für meine schlechte Laune. Sie saß neben, dreimal könnt ihr raten, doch ich wandte meinen Blick schnell wieder ab.

„Komm, wir gehen zum Unterricht", erhob sich Blaise und dankbar folgte ich ihm.

Als wir die große Halle verließen, zog mich Pansy zurück und blickte mich eindringlich an. "Du weißt, wenn ich dir mit deinen Kopfschmerzen helfen kann, dann bin ich zur Stelle."

Sie lächelte mich an und ohne das es gesagt wurde wusste ich, welches Angebot sie mir machte. Irritiert lehnte ich ab, doch Pansy zuckte nur mit den Schultern und ging an mir vorbei, noch immer lächelnd.

*

Zwei Tage ohne besondere Vorkommnisse vergingen. Ich bekam mich langsam wieder in den Griff und meine Laune besserte sich. In Gedanken daran, wie ich meinem Vater dieses Wochenende begegnen sollte, betraten wir den Unterricht.

Unser Zauberstranklehrer Professor Slughorn stellte sich vor den Schülern auf und begann mit einer Einleitung zum heutigen Thema. „Diesen Trank hatten wir bereits im Unterricht, aber vielleicht sollten wir ihn noch einmal wiederholen. Wir brauen heute den Amortentia-Trank. Weiß noch jemand, was das ist?"

Einige Hände schossen in die Höhe. Das war nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich war, dass Grangers Hand nicht in der Luft war.

Ich sah sie an und bemerkte, dass sie auch einige andere musterten. Ihr halbes Gesicht wurde von ihren Haaren bedeckt, doch sie schien bedrückt auf ihren Tisch zu starren.

„Ja, Miss Partil?", rief der Lehrer auf. „Der Amortentia-Trank ist ein sehr mächtiger Liebestrank, der nur mit einem ebenso mächtigen Gegengift geheilt werden kann. Ihn kennzeichnet die individuelle Lieblingsfarbe und den Geruch von Dingen, die anziehend auf die jeweilige Person wirken", erklärte die schwarzhaarige Schülerin eifrig.

Gelangweilt machte ich mich an die Arbeit und teilte mir mit Blaise die verschiedenen Aufgaben. Wir befolgten die Anweisungen haargenau, weshalb ich mir sicher war, dass unser Trank perfekt werden würde. Nach dreißig Minuten wurde unsere Arbeit kurz unterbrochen.

„Der erste Trank ist fertig, und er ist perfekt!", rief Professor Slughorn erfreut. Bevor ich mich versah schmiss Blaise eilig und unvorsichtig die letzte Zutat in den Kessel. „Wir sind auch fertig!", prahlte er, obwohl er noch heimlich schnell umrührte.

Ich sah an Professor Slughorn vorbei, zu den Gewinnern dieser Stunde. Das Wiesel stand vor dem Tisch und starrte gedankenverloren in seinen Kessel hinein. Sein Blick war abwesend. Beinahe wäre ich aufgestanden und hätte ihm eine reingeschlagen für das, woran er vielleicht gerade dachte.

Dann fiel mein Blick auf Granger, die neben ihm war, jedoch noch auf ihrem Stuhl saß. Sie starrte den Kessel an und mir fiel auf, wie ungewöhnlich blass sie wurde. Was..?

„Dieser Trank ist ebenfalls perfekt. Herzlichen Glückwunsch", gratulierte uns Professor Slughorn und machte sich eine Notiz auf einem Stück Pergament, das er sich vor die Nase hielt.

Ich stand wie Blaise auf und blickte in den Kessel hinein. In ihm schwamm eine dunkelgrüne Flüssigkeit, die von hellbraunen Stellen durchzogen war.

Konzentriert atmete ich ein. Der Trank roch nach frischer Luft, nach Bäumen, nach Wind, nach Freiheit. Genau das, was anziehend auf mich wirkte.

Doch da vernahm ich noch einen Geruch. Einen, der mich beinahe zurückstolpern ließ.

Zahnweißpfefferminzlakritze.

*

„Pansy. Ich würde gerne auf dein Angebot zurückkommen", sagte ich mit seltsam wütender Stimme, als ich die schwarzhaarige Slytherin endlich gefunden hatte. Erst sah sie mich überrascht an, dann verzogen sich ihre Lippen zu einem Grinsen. „Wusste ichs doch. Dann komm mal mit. Ich weiß genau, wo wir hingehen können."

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Jetzt hab ich Angst um mein Leben.
Aber bevor ihr mich mit Waffen und brutalen Plänen aufsucht: Wartet ab, für das nächste Kapitel werdet ihr mich entweder küssen oder wirklich umbringen. 🐙

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt