(23) Misstrauen

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- Draco -

Ich hatte noch nicht einmal Zeit, den Gedanken ‚Fuck' in meinem Kopf zu formulieren, da wurde Yaxley schon der Zauberstab aus der Hand geschleudert.

Dieser landete einige Meter entfernt irgendwo im Heu. Erschrocken sah er sich nach allen Seiten um, doch es war niemand zu sehen.

In der nächsten Sekunde versteifte sich sein Körper vollkommen. Dann schwebte er in die Luft, wurde durch Magie zu einer Wand getragen. Dort traf er unsanft mit dem Rücken an das Holz. Gleichzeitig schossen Metallschellen aus der Wand hervor und fesselten Yaxley an den Handgelenken.

Mir jagte das alles eine Gänsehaut ein, weil niemand zu hören oder zu sehen war. Ich sah in Petrichors Box hinein. Das konnte nur Grangers Arbeit gewesen sein.

Klar, ich war total erleichtert, dass Yaxley somit nicht den Cruciatus-Fluch oder Sonstiges anwenden konnte. Doch nun würden wir ihn an die Schulleitung ausliefern müssen. Und ich hatte keine Lust darauf, dass Yaxley herumerzählen würde, ich wäre noch immer ein Todesser.

Granger und Weasley wurden urplötzlich wieder sichtbar und traten aus der Box heraus. „Bei Merlins Bart", meinte der rothaarige Gryffindor erschrocken. „Wie immer, du machst mir echt Angst, Hermine." Granger ging nicht darauf ein.

Ich blickte zu Yaxley und hatte sowas von gar keine Lust, ihn den Lehrern zu übergeben. "Darf ich ihn umbringen?" 

"Nein", widersprach Granger. 

"Nur ein bisschen?"

Mein Witz traf sie nicht. Sie sah mich misstrauisch an. Glaubte sie jetzt echt dem, was Yaxley vorhin gesagt hatte?

Auch bei Weasley bemerkte ich diesen Blick. „Hatte er Recht, Malfoy?", fragte mich Weasley mit einem Tonfall, der mir sagte, dass er bereits überzeugt war und mir sowieso nicht glauben würde. Glaubten die beiden jetzt wirklich, dass ich noch immer ein Todesser war? Mein Mal nur zur Tarnung entstellt hatte?

„Natürlich nicht." Ich schluckte die Beleidigung herunter, die ich eigentlich an meine Antwort hätte dranhängen wollen. Mir war bewusst, wie leicht er sich doch provozieren ließ.

„Ich gehe einen Lehrer holen", sagte Granger plötzlich entschlossen. Genau, wie ich befürchtet hatte. Sie betrachtete Yaxley noch kurz und verließ dann die Scheune.

Weasley und ich redeten nicht, während sie weg war. Ich beschäftigte mich damit, den Zauberstab des Todessers im Heu zu suchen. Bald fand ich das Stück Holz und zog es aus dem Heu.

Dabei spürte ich, wie das Wiesel mich anstarrte und nicht aus den Augen ließ. Bei Merlin, wenn ich ein Todesser wäre und ihn hätte umbringen wollen, dann hätte ich das doch jetzt schon auf etwa fünfzig verschiedene Arten getan.

Es vergingen ein paar Minuten, bis Granger mit Professor McGonagall und Professor Flitwick die Scheune betrat. Sie hatte ihnen wohl schon alles auf dem Weg erklärt, weil die Lehrer keinerlei Fragen stellten.

„Sie können jetzt gehen. Jedoch erwarte ich Sie alle nach dem Abendessen in meinem Büro", stellte die stellvertretende Schulleiterin klar.

Wir wollten gerade die Scheune verlassen, da rief sie uns etwas hinterher. „Ms. Granger. Mr. Malfoy. Ich würde Ihnen raten, den Krankenflügel aufzusuchen. Krallenverletzungen eines Hodags tun für gewöhnlich nicht weh, aber sie können trotzdem gefährlich sein."

Wir stimmten ihr zu und gingen schweigend Richtung Schloss zurück. Wir kamen durch die Tür rein, durch die wir auch raus gekommen waren.

„Malfoy und ich gehen dann mal zu Madame Pomfrey. Sagst du den anderen Bescheid, dass es uns gut geht?", bat Granger Weasley, der zunächst gar nicht begeistert aussah. 

Schließlich gab er aber nach. „Ich werde dann später nach dir sehen", teilte er noch mit, bevor er in eine andere Richtung abbog.

Wir gingen ein paar Schritte, dann brach Granger das Schweigen zwischen uns. „Danke, Malfoy. Wenn ihr nicht mitgekommen wärt.. Wenn du nicht da gewesen wärst, dann...", sie stockte. „Ich bin so dumm. Ich habe nur daran gedacht, dass jemand die magischen Wesen stehlen wollte. Andere Möglichkeiten habe ich gar nicht in Betracht gezogen. Das war so verdammt gefährlich gewesen. Ich meine, ohne den Überraschungsmoment hätte Yaxley sicher..."

„Ist schon okay. Ich hab ja auch nichts geahnt", sagte ich, obwohl das nicht gerade die Wahrheit war. Ein schlechtes Gefühl und eine gewisse Vorahnung hatte ich schon gehabt. Aber auch erst, als ich die verzauberten Hodags gesehen hatte.

In diesem Moment spürte ich ihren Blick auf mir, sah in ihre Richtung und konnte Misstrauen in ihren Augen lesen.

Warum? Weil ich mitgekommen war um ihren scheiß Vogel zu retten? Natürlich, dass mit Yaxley war ein seltsamer Zufall gewesen. Dass ich genau zu dieser Zeit an diesem Ort war. Mir war bewusst, wie das gewirkt haben musste. Und dann noch das, was er gesagt hatte. Aber..

Abrupt blieb ich auf dem Gang stehen. „Granger. Kannst du nicht sehen, dass ich es versuche?", entfuhr es mir ungewollt mit gequälter, schmerzender Stimme.

Ich versuchte nicht, mich dafür zu rechtfertigen, was ich getan hatte. Ich wusste, dass es nie eine Rechtfertigung oder Entschuldigung dafür geben würde. Ich versuchte, mich gegen das zu wehren, was mir heute noch vorgeworfen wurde, aber nicht, weil ich die Anschuldigungen für falsch hielt. Sondern, weil ich nicht mehr damit leben wollte. Ich versuchte, diesen Teil aus meiner Vergangenheit zu löschen.

Ihn zu zerstören. Genauso, wie er mich damals zerstört hatte.

„Doch. Es tut mir leid", entschuldigte sich Granger mit ehrlichem Ton, während sie mich beobachtete. Ihr Blick zuckte kurz zu meinem Unterarm, zu den Resten des dunklen Mals, dass sie gesehen hatte, doch sogleich lagen ihre Augen wieder auf den meinen.

Ich wollte über nichts von dem mehr nachdenken. Das hatte ich wirklich schon zur Genüge getan. Mir fiel der Brief meiner Mutter ein, über den ich jetzt auch schon so viel nachgedacht hatte. Auf meine Rückmeldung hatte sie nicht mehr geantwortet. Ich fragte mich.. doch auch darüber wollte ich nicht mehr nachdenken.

Somit konzentrierte ich mich auf Grangers und meine hallenden Schritte, während wir die Korridore zum Krankenflügel entlang gingen.

Wir betraten den großen Raum, in dem es vollkommen leer war. Es war keine Madame Pomfrey zu sehen, nicht mal irgendein Schüler, der in einem der Betten gelegen haben könnte. Ich räusperte mich laut. Doch niemand antwortete, wir waren tatsächlich allein.

„Und jetzt?", fragte Granger verunsichert neben mir. Ihr Gesichtsausdruck war müde. Ihre Haare noch verwuschelter als sonst. Die Schuldgefühle und die Aufregung standen ihr offen ins Gesicht geschrieben. Wohl unbewusst hielt sie sich den verletzten Arm und sah mich mit fragendem Blick und großen Augen an.

Ich grinste sie anzüglich an. „Jetzt würde ich vorschlagen, dass wir uns einfach gegenseitig behandeln."

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Überraschuuung!

Hey Leute! 🐙

Dieses Kapitel sollte eigentlich wie immer erst am Dienstag erscheinen, aber da ihr echt die Besten seid wollte ich euch an meinem Geburtstag (kein Aprilscherz, haha 😧😩) etwas schenken. 🎁
Jaa, diese Logik.
Danke für alles. 😆😙
Achja und frohe Ostern. 🐇🐰

Petrichor | ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt