☹ 03 ☹

5.3K 378 292
                                    

Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Was man schwarz auf weiß besitzt,
kann man getrost nach Hause tragen.
- Johann Wolfgang von Goethe -

☹ ☹ ☹

»Bereit?«, flüstert mir Flora leicht in mein linkes Ohr. Sie steht hinter mir, so kann sie unmittelbar eingreifen, wenn ich ein Getränk falsch mixen sollte.

Xade's Getränk.

Ich will Nein schreien, verdammt! Ich bin weder für diesen Job bereit, noch für die Zukunft. Schon gar nicht für Lügen oder Wahrheiten, die unmittelbar an das Licht kommen werden.

»Nicht wirklich«, ich schenke ihr jedoch trotzdem ein kleines Lächeln. Ihre Worte von vorhin haben wir mit keinem Satz erwähnt; es ist schlichtweg egal.

Und dann gehe ich los. Die Musik dröhnt in meinen Ohren, der Bass lässt den Boden unter meinen Füßen vibrieren. Wie lang war ich schon nicht mehr tanzen; konnte mich frei bewegen?

Was ist schon Freiheit.

Das Freisein unter beachten der vorgegebenen Regeln oder einfach nur die Möglichkeit, sich selbst zu organisieren und koordinieren. Oh, liebe Welt; was ist meine Freiheit?

Ich seufze.
Der Club ist gut gefüllt.

Es sind sogar so viele Leute in dem großen Ambiente da, dass ab und zu ein paar Leute wieder den Hauptsaal verlassen müssen, damit die Menschen sich nicht gegenseitig überrennen.

Denn wir sind nunmal egoistisch.
Und auf unseren Spaß aus.

Durch die hellen Shirts kommen die Kellner relativ gut durch die Menschenmenge. Xade sitzt sowieso in einem eher mit reichen Leuten besetzten Teil des Raumes, sodass ich unmittelbar den Blicken von ihnen ausgesetzt bin.

»Wie Sie bestellt haben«, sage ich höflich. Mein Körper beugt sich, so wie es mir gezeigt wurde, ein wenig nach unten. Mit der linken Hand balanciere ich das Tablett, somit die Getränke.

Angestrengt, wie so oft in den letzten Wochen, bemühe ich mich um die saubere Ausführung meiner Arbeit, denn ich brauche den Job dringend.

»Einen Whiskey.«

Zuvor lege ich noch ein kleines Tischkärtchen unter das Glas, bevor ich noch mehr Gläser abstelle, »Einen Sex on the Beach.«

Oh, Himmel.
Xade, erinnerst du dich?

Den Tanz unserer Zungen, die sich streifende Haut, wenn wir uns hingegeben haben. Wenn wir verbunden waren, als wir verliebt waren.

Waren. Ich bin es immer noch.
Und du, Xade - bist du es noch?

Ich schüttle leicht den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben, »Und einen Himalaya.«

Zufrieden nickt Xade, nachdem ich alles abgestellt habe. Das Wasserglas neben seinen Fingern sieht er länger an; fast schon zweifele ich, ob ich etwas falsch gemacht haben könnte.

Ich sehe ihn kurz an, weiche jedoch schnell seinem Blick aus. Deine Blicke sind immer noch so intensiv, wie damals. Verdammt, ich vermisse dich.

»Und wie war es in den vergangenen Minuten?«

»Einwandfrei«, überrascht hebe ich die Augenbrauen an, »aber nicht perfekt.« Meine Freude sinkt direkt wieder, als ich ihm zu lang in seine hellen Augen schaue; es ist problematisch.

Seine Erscheinung gerade ist noch besser, als die vor wenigen Stunden noch. Er sieht unfassbar männlich aus - sein Bart, seine Muskeln. Alles schreit danach, dass er ein Mann ist, ein wahrer Mann, der sich jedem Problem stellt.

Und würde ich dich nicht kennen, Xade.
Könnte man meinen, das ist ein Schein.

Xade, mein Xade. Wir waren uns so nah, doch wie konnte es passieren, dass mein Leben so aus den Fugen geriet. Meine Eltern, meine Geschwister, du. Nichts ist mir geblieben, außer mein Gewissen.

»Setz dich hin, O«, etwas perplex lasse ich mich an meinen Handgelenken neben ihn ziehen. Seine Schultern berühren die meine, hinterlassen eine Spur, die in Flammen aufgehen könnte.

Die verdächtig brennt.
Die mir verdammt bekannt vorkommt.

O, so wie B, nicht wahr?
Oh, Xade. Oh, Xade.

Du hast mir den Buchstaben, diese Bezeichnung schon einmal verliehen, nur weißt du das nicht.

Doch. Doch, verdammt! Ich bin mir sicher, dass du mich nicht so schnell vergessen konntest, aber du bist so wie immer - verheimlichst du deinen Schmerz oder konntest du mich schnell aus deinen Gedanken verbannen, Xade?

Ich konnte es nicht.
Habe jeden Tag von dir geträumt.

»Du bewegst dich gut. Deine Hüften senkst du weit genug ab, aber ich konnte dir dennoch in das Dekolleté schauen und das O-«, er stoppt kurz, »das ist sicherlich nicht für diese Männer hier bestimmt. Nicht für die Befriedigung gieriger Männer, die dir auf deine Brüste starren.«

Etwas unbeholfen rutsche ich auf der Sitzgelegenheit nach links und rechts. Warum ist es mir auf einmal peinlich, dass er meine Brüste in dem schwarzen BH sehen konnte?

Er hat sie schon mehrmals berührt.
Und da habe ich es mehr als genossen.

Wir haben es genossen; ich habe dich geliebt. Ich liebe dich noch immer, doch die Frage ist, ob du mittlerweile wieder eine Frau an deiner Seite hast.

Wohlmöglich sogar Flora?

»Ich zeige dir kurz, wie es besser sein könnte«, deine Augen bohren sich in meine, »Okay?«

Ich nicke dir zu. Zaghaft.

»Kein Grund zur Sorge«, er nimmt das Tablett aus meinen Fingern. Richtet kurz die Hemdsärmel, bevor er in der Masse der Menschen verschwindet und ich in den neugierigen Blicken ausgesetzt bin.

Ich schaue ihm hinterher, bevor ich die schwarzen Haare aus den Augen verliere.

Ich spüre Blicke.
Jeder kann sie spüren.

Sie brandmarken sich in die Haut, hinterlassen einen bitteren Nachgeschmack. Sie sind unfreundlich, gierig. Dringen in die Privatsphäre eines jeden Einzelnen ein und rauben dir sogar den Atem.

»Na, Süße«, ein muskulöser Typ, doch nicht ansatzweise so heiß wie Xade, bleibt vor mir stehen, »dich habe ich hier noch nie gesehen.«

Ich nicke leicht.
Schiele zur Seite.

»Ja«, sage ich nur unbeholfen. Ich hoffe auf die Unterstützung von Xade. Doch dieser lässt sich nicht blicken oder zumindest wird mir die Sicht versperrt von einem mir unbekannten Typen.

»Zunge verschluckt?«, grinst er belustigt. Ich finde es nicht witzig, verdrehe demnach die Augen und antworte nur abweisend, »Gehirn verschluckt?«

Er lacht leicht.
Ich fühle mich unwohl.

»Soll ich dir ein wenig Anstand beibringen, Süße?«, er will nach meinen Armen greifen, doch ich rutsche weiter in die Ecke und blocke nur ab.

Ich schüttele den Kopf.
Verdammt, wo ist mein Mut hin?

»Sie will nicht von dir angefasst werden.«

☹ ☹ ☹

Anmerkung:
Verbreitet Liebe und sagt einer Person, ihr könnt sie markieren, etwas euch wichtiges!

☹ ☹ ☹

✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now