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Für einen Vater, dessen Kind stirbt, stirbt die Zukunft

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Für einen Vater, dessen Kind stirbt, stirbt die Zukunft. Für ein Kind, dessen Eltern sterben, stirbt die Vergangenheit.
- Berthold Auerbach -

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»Ich bin zurück!«, rufst du relativ leise durch das Haus. Schwere Schritte erklingen auf den Fliesen, als du auch schon durch die Tür schreitest und mir ein kleines Lächeln schenkst. Ich kenne diese Art von zarten Lippen anheben - du bist schlecht gelaunt oder traurig. Letzteres würde mich ebenfalls unglücklich machen, denn du darfst nie eine unverdiente Träne für jemanden vergießen.

»Das hier«, Océane wirft mir schlecht gelaunt, ohne eine weitere Begrüßung, etwas auf meinen Schoß,»ist ein Brief von Katrina und Daniel.«

Das Papier in meinen Finger fühlt sich verdammt falsch an; vor wenigen Tagen saßen wir bei Leonardo Blum noch in der Show, während wir nun schon den vierten Brief des amtlichen Gerichtes zugeschickt bekommen. Nicht nur unser Ansehen, sondern auch unser Zusammenleben hat sich drastisch verändert. Deine Familie will unseren Untergang - seitdem nennst du sie auch nur noch bei ihren Vornamen, nicht mehr Eltern.

Seit Monaten habe ich erstmals das Gefühl wieder, dass mein Mädchen sie selbst ist; sich selbst liebt. Losgelöst von Schuldgefühlen, Hassreden oder schlechten Momenten; du triffst dich oft mit Ricco, deinem Bruder und Adair, einem guten Freund von dir, um alte Zeiten nachzuholen.

Ich muss mich noch bei Adair für mein letztes Fehlverhalten entschuldigen - ohne ihn, wären wir noch längst nicht so weit.

»War er bei dir im Briefkasten?«, ich überfliege die Zeilen der Vorladung zum Gericht, »Nein, Xade. Ricco hat ihn mir gegeben, nachdem wir ein Eis essen waren. Ich wusste, dass sie nicht viel Zeit vergehen lassen würden, aber eine weitere Anzeige nach nicht einmal zwei Wochen zu bekommen, ist ein extrem ekelhaftes Verhalten.«

Ich lege den Laptop und das Schreiben zur Seite, erhebe mich, um Océane gegenüberstehen zu können. Still mustere ich dich von der Seite; du bist noch ein wenig blass um die Nase, sowie wacklig auf den Beinen, »Geht es dir besser?«

Du denkst, dass ich nicht bemerke, wie schlecht es dir geht. Du putzt nahezu mehrmals täglich das Bad, in der Hoffnung, ich würde nicht mitbekommen, wie du dich erbrichst. Vermutlich ist all dieser Stress zu viel für dich; du musst auf dich aufpassen, hörst du? Die Zeit rennt uns davon, deine Gesundheit rückt in den Hintergrund.

Der Tod Floras hat dich schon einmal auf den Boden aufkommen lassen; er ist mittlerweile schon vier Monate her und doch noch präsent.

Mit den Armen auf der Anrichte lehnend, lässt du den Kopf hängen. Deine Lippen sind angestrengt, »Ich habe fürchterliche Kopfschmerzen.«

Dein Leid ist dir anzusehen, sodass ich mich seitlich neben dich stelle und meine rechte Hand auf deinen unteren Rücken ablege. Vorsichtig streiche ich ihn ein wenig, wobei du dich versuchst zu entspannen; es klappt. Wenn auch nur wenig.

»Und du bist völlig erschöpft, Süße.«

Nickend lehnst du dich an mich, umarmst meinen Torso, während ich kleine Küsse auf deine Stirn hauche, »Ich lass dir ein Bad ein und dann legst du dich schlafen. Morgen können wir auch noch über alles reden, wie klingt das?«, ich schnaube leicht, »Ich dulde sowieso keine Widerworte, Océane.«

»Wenn du mitkommst«, gibst du heiser von dir. Ich bejahe sofort; niemals würde ich mir eine Dusche oder ein Bad mit meinem Mädchen entgehen lassen. »Kannst du mich tragen?«

Ich verdrehe über deine Müdigkeit leicht die Augen; verdammt, Océane. Weißt du, dass ich dich überall hintragen würde, wenn es dir dabei gut gehen würde, »Festhalten, Süße.«

Während ich durch das Haus, mit dir auf meinem Rücken, laufe und jegliche Utensilien - wie mein Handy und die Musikbox - einsammele, kuschelst du dich an meinen Hals. Dein regelmäßiger Atem verdeutlich nur die Kraftlosigkeit deines zarten Wesens, »Zieh dich flott aus.«

Trotz deiner Erschöpfung, streckst du mir die Zunge raus, »Nicht schauen!« Ich ziehe mir das Shirt im selben Moment über den Kopf, nebenbei lasse ich das Wasser einlaufen, »Ich würde nie zuschauen.«

Sage ich, während ich dir mit dem Spiegel beim Auskleiden zusehen kann. Fuck, deine sinnlichen Hüften sind ein verdammtes Verbrechen. Meine Augen wandern einige Male über deine Haut, die ich zu gern spüren würde, als ich abgelenkt bin.

»Hey! Ich hab gesagt, nicht schauen!«

Ich liebe es, als sie mich aufrichtig anlächelt und sich in das warme Wasser begibt. Augenblicklich seufzt sie unglaublich süß auf, wobei ihre Augen sich auch schon öffnen, »Ich darf zuschauen.«

Theatralisch fasse ich mir an das Herz,
»Du darfst und ich nicht?«

Schulterzuckend sinkst du tiefer in das Wasser, ebenso wie meine Shorts sich dem Boden nähern. Die Situation wird nicht unbedingt besser, als deine Zunge deine Lippen befeuchtet und sich eine Röte auf den Wangen ausbreitet, »Ich will kuscheln!«

Überrascht von deinen Worten, hebe ich die Augenbrauen an, »Vielleicht solltest du öfters krank sein, wenn du dann immer so bist«, sobald ich halbwegs liege, ziehe ich dich an meinen Körper. Du legst die zarten Arme um meinen Nacken, »Es tut mir leid, dass ich so anstrengend in letzter Zeit bin, doch ich habe penetrante Schmerzen.«

Océane drückt mir einen federleichten Kuss auf die Lippen, »Vielleicht solltest du doch den Arzt besuchen«, gebe ich nachdenklich von mir. Mit den Händen wandere ich von deiner Hüfte, zu deinem Rücken und anschließend zu deinem Hintern.

»Morgen rufe ich an«, du gibst mir das Versprechen dich durchchecken zu lassen, weshalb wir das Thema wechseln. Das abgedämmte Licht strahlt eine unfassbare Ruhe aus, »Wir haben noch zwei Monate Zeit«, gibst du ehrfürchtig von dir.

Deine Strähne landet im Wasser und wird nass, »Nicht viel, aber genug«, äußere ich optimistisch.

Noch zwei Monate,
um unsere Unschuld zu beweisen.

»Noch zwei Monate, Xade«, du stützt dich etwas ab und siehst mir intensiv in die Augen. »Zwei Monate, ehe wir im Gericht, Katrina und Daniel gegenüber treten werden, um auszusagen.«

Zwei Monate, Océane.
Nur noch zwei verdammte Monate.

»Wie auch immer alles ausgehen wird, Xade Cavey«, du stoppst an meinen Lippen, »ich werde dich niemals vergessen können. Wir werden die besten zwei Monate unseres Lebens gemeinsam verbringen; ich liebe dich, Xade.«

Zwei Monate, zwei Monate für uns.
Zwei Monate, zwei Monate für uns Drei.

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Fragen:
Mag jemand etwas fragen? Ich bin heute supi unkreativ mit dem, was hier stehen könnte.

Morgen kommt ein neues Kapitel!

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✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now