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"Man kann nicht allen helfen", sagt der Engherzige und hilft keinem

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"Man kann nicht allen helfen", sagt der Engherzige und hilft keinem.
- Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach -

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»Wenn du mich noch einmal verlassen solltest, werde ich dir das niemals verzeihen, O«, hauche ich leise in deine Richtung, »Niemals.« Meine Worte sorgten für einen schockierenden Ausdruck in deinem Gesicht; zeigten mir, dass sich die Angst, die in deinen Augen schimmerte, vergrößerte.

Du möchtest etwas sagen.
Doch ich komme schon wieder zu Wort.

»Ich habe verdammt lang auf dich gewartet, weißt du das? Frauen ignoriert, mich versucht auf die Arbeit zu konzentrieren; mit Flora den Club aufgebaut, aber jede Sekunde nahmst du meine Gedanken ein. Warfst Fragen auf, auf die ich keine Antworten bekam; die Schuldgefühle vermehrten sich immer mehr - wurden unerträglich.«

Ich würde gern behaupten, dass ich versucht habe, das Beste aus meinem Leben zu machen. Doch wie sollte das funktionieren, wenn du das Beste bist?

»Es tut mir so leid, so unfassbar leid«, deine Stimme zittert, als du dich noch mehr an meinen Rücken drückst. Die vollen Brüste lassen mich deinen unregelmäßig senkenden Brustkorb spüren, während heiße Tränen auf meinen Hals fallen und mich erinnern, wie viel wir schon erlebt haben.

Für meine kühle Ausdrucksweise in den folgenden Minuten, kann ich wenig. Ich kann dir nicht die perfekte Liebe vorspielen, wenn unsere Differenzen nicht geklärt werden, »Mit einer Entschuldigung, O, bringst du mir nicht die Jahre ohne dich zurück«, ich senke den Kopf, »Du änderst nichts daran.«

Und egal, wie schnell das Mädchen hinter mir, mein Herz zum Schlagen bringt oder mir das Lächeln in mein Gesicht zaubert, sind viele Momente verloren gegangen, denn wir haben uns verändert.

»Ich habe Angst«, wisperst du an meinen Hals. Ich würde dich gern küssen, lieben, aber wir müssen klären, was zwischen uns ist, nie vorhanden war oder sein soll, Océane.

»Angst, dass ich nicht genug für dich bin; was ist, wenn du keine Familie mit mir aufbauen kannst, weil ich in das Gefängnis muss? Und was passiert, wenn die Menschen mich lebenslang verachten werden, Xade?«, ich muss dich nicht anschauen, um den verzweifelten Blick zu bemerken, »Ich kann dir nicht das geben, was du verdienst, Xade Cavey.«

Du hast den Kopf angehoben.
Die Arme von mir genommen.

Deine Worte lösen eine brodelnde Wut in mir aus, die sich schon seit einigen Monaten anstaut. »Du kannst mir nicht das geben, wenn du mir vor vier Jahren schon alles genommen hast.« An deinen Armen ziehe ich dich vor meinen Körper, damit wir uns ansehen können; ich muss dich ansehen.

Mit offenem Mund starrst du mir in die müden Augen, als eine Träne deine Wange hinunter fließt und ich sie mit dem rechten Daumen auffange. Ich wollte nicht, dass du wegen mir weinst, weil meine Worte zu hart waren. Ist es nicht ironisch, dass ich mir wünsche, dass sie glücklich ist, doch ich der Grund ihrer Tränen bin. »Es tut mir leid«, wisperst du erneut und wiederholst dich damit. Mit nassen Wangen legst du die kleine Hand auf den Mund, »Aber du weißt, dass ich gehen musste, Xade.«

Es tut mir auch leid, Océane Belrose.
»Damit du ihn heiraten konntest?«

»Ich habe es dir vorhin schon gesagt«, mit erhobenen Finger und großen Augen starrst du mich an, »wirf mir nichts vor, von dem du keine Ahnung hast, Mister Cavey!« In einer anderen Situation hätte ich über meinen Nachnamen gelacht, doch jetzt verleiht es ihrer Wut nur noch mehr Ausdruck.

»Verdammt! Dann erzähl es mir, erkläre es mir!«, flehe ich leise und doch bestimmt, aber Océane schüttelt nur den Kopf, »Du bist nicht besser.«

»Nein, ich bin nicht besser, O, aber ich mache meinen fucking Mund auf, wenn ich vor der Person, die ich liebe, Geheimnisse habe«, dann bist du ruhig. Du machst mich so unglaublich wütend!

Ironisch lache ich auf, »Du nimmst das Leben einfach so hin und bist bald, damit du uns noch mehr Schmerzen zufügen kannst, magersüchtig!«, ich fass es nicht, »Verschwinde aus meinem Leben, Océane, wenn du mich am Boden sehen willst, denn da war ich schon einmal«, ich starre in deine Augen, »und davon habe ich mich nicht erholt.«

Stark presst du die Lippen aufeinander, versuchst die erneuten, aufkommenden, unerwünschten Tränen weg zublinzeln, »Du bist ein Mistkerl, Xade«, deine Hände verknoten sich, »Wäre Flora hier, dann wäre sie enttäuscht von dir! So sehr!«

Flora, Flora Merc.

»Und du bist die Unschuldige?«, keife ich dich an. Mein Kopf platzt bald, wenn du noch mehr Lügen von dir gibst, Océane. »Flora würde deine negativen Gedanken missen«, zornig stehe ich auf, »Sie hätte dich vor den Spiegel gezerrt und gezwungen, sich das wunderschöne Mädchen anzuschauen!«

»Und du, Xade«, mit traurigen Blick suchst du meine Augen, »Würdest du dasselbe tun, hm?« Ich lache spöttisch auf, das müsstest du wissen und doch zweifelst du daran, »Das erledigt Adair schon.«

Dein eben noch betrübter Blick ändert sich schlagartig und du atmest tief aus, »Adair, hm?«, ich kenne deine Betonungen - diese zeigt mir deutlich, wie du die Wut unterdrücken musst. »Du hast verdammt noch einmal Recht! Er würde das tun und nicht, wie du, mit dem Messer in das Herz stechen!«

»Liebst du Adair, Océane?«, du wendest den Kopf ab, als ich dich wieder am Kinn zu mir drehe, »Du vertraust mir nicht«, hauchst du an meine Lippen, weil du mir näher kommst, »Ich liebe ihn nicht! Mein armes Herz verliebt sich nur in Mistkerle.«

Einige Minuten bleibt es still, so als würde jeder seinen Gedanken nachhängen. Ich weiß, dass es dich verletzt, aber ich muss die Gedanken aussprechen, die mich wachhalten. »Und dennoch bist du seine Ehefrau«, flüstere ich ergeben, als hätte ich mich an den Gedanken gewöhnt.

»Und nicht meine Frau, Océane Belrose.«

Der Sturm, der sich in deinen Augen widerspiegelt, zeigt mir den aufkommenden Hass; Hass auf unsere Gefühle, weil wir uns doch lieben, aber uns nicht eingestehen wollen, dass wir, nach all dem, trotzdem noch zusammengehören.

»Ich versuche dich zu verstehen, Xade«, dein hilfsuchender Blick, sowie die Fäuste, die sich um mein Shirt ballen, zeigen deine Verzweiflung, »Ich versuche, dich glücklich zu machen; versuche, die hasserfüllten Menschen zu ignorieren, aber wir finden nicht zusammen, verdammt! Was hält uns davon ab, einfach glücklich zu sein?«

»Wirst du mir jemals gehören; werde ich jemals jemanden sagen können, dass du die Frau an meiner Seite bist oder die Mutter meiner Kinder?«, augenblicklich werde deine Gesichtszüge weicher.

Du möchtest gerade etwas sagen, als ich dich wieder unterbreche, »Solange du noch auf dem Papier Adair gehörst, kann ich das hier nicht.« Weil meine Zweifel mich tagtäglich zerstören; Gedanken aufkommen, die ich nicht mehr kontrollieren kann.

»Ich wollte dich überraschen«, erschöpft gehst du auf die Haustür zu und öffnest sie leicht, »das Adair nicht mein Mann ist, aber du hast mir eben indirekt gezeigt, dass du das hier nicht kannst und das muss ich leider akzeptieren, Xade.«

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✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now