☹ 39 ☹

2.5K 222 183
                                    

Sie hätte nie etwas gesagt, genau das war ein Hilferuf

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Sie hätte nie etwas gesagt,
genau das war ein Hilferuf.
Von einem Mädchen,
das nach Hilfe sucht.
- Zate -

☹   ☹   ☹

Es sind mittlerweile acht Tage vergangen, seitdem Flora von uns gegangen ist; wir haben viele Momente erlebt. So hat sie meinen Club mit aufgebaut, hatte etwas mit meiner Schwester und ich hätte niemals gedacht, dass ich das sagen werde, aber Xana ist ein Miststück. Ich atme tief durch, während wir das Beste daraus machen.

Die ersten vier Tage hat sich jeder in sein Haus verzogen und den Schmerz verarbeitet; nun sitzen wir zusammen, erinnern uns an sie und wissen, dass es ihr dort gerade besser geht.

Und das ist ein Trost.

Océane sitzt mir gegenüber und blättert in der Zeitung; ihre Worte sind längst noch nicht vergessen, »Hör auf mich so anzustarren!«

Ich lege meine Unterarme auf den Tisch auf, dabei merke ich, dass du meine Bewegungen verfolgst, »Wie schaue ich dich denn an?«, ich habe natürlich ihre Betonung gemerkt.

»So, als würdest du mich gern schütteln, anschreien und küssen!«, ein leichtes Schmunzeln bildet sich um meine Lippen, doch ich versuche es mir zu verkneifen. Deine Wangen färben sich rosa. »Ich würde dich gern ignorieren und weißt du wieso?«

Mit großen Augen legt sie ihre Stirn in Falten; ihre Haare sind ein Wirrwarr aus Strähnen, aber ihr steht es, »Nein, Xade, tue ich nicht wirklich.«

Den langen Augenkontakt, den sie letzten Endes nicht standhält und abbricht, lässt mich entspannt dasitzen, »Nachdem du gegangen bist, da war ein junges Mädchen«, mit bedachten Blick sehe ich dich an. Dass das nur eine Lüge ist, musst du nicht wissen; immerhin hast du lustvoll in mein Ohr gestöhnt, als du von Adair erzählt hast, »volle , sinnliche Lippen, füllige Kurven und hübsches Gesicht. Allem in allen: Verdammt heiß!«

»Hör auf, Idiot!«

Mit zittrigen Händen schlägt sie das Magazin über Mode zusammen, steht auf und versucht es, in der vorhergesehenen Schublade zu verstauen. Doch ihr Körper bebt so sehr, dass ich sogleich meine Worte bereue, »Du darfst nicht sauer sein, O.«

»Ich bin nicht sauer«, gibt sie leise von sich. Mit großem Interesse betrachtet sie ihre Bücher und fährt sie nach, »Du hast dasselbe mit mir gemacht, als wir über Adair sprachen.«

Wieder sagst du nichts.
Lässt es stumm über dich ergehen.

»Er hat doch breite Schultern, die du magst, oder? Das waren deine Worte - und Hände, wunderschöne Hände, die dich anpacken können, an den richtigen Stellen, oder? Ist das nicht so, Océane?«

Meine Eifersucht ist definitiv nicht unbegründet, immerhin hat sie in mein Ohr gestöhnt. Sich sichtlich gut gefühlt bei dem Gedanken.

»Hör auf!«, mit erhobenem Finger sieht sie mich an, wobei mir ihre Tränen auffallen, »Hör gefälligst auf mir, wie alle anderen, Vorwürfe zu machen!«, ihre Lippen zittern noch mehr. Ich wollte dich nicht zum Weinen bringen, glaub mir. Bitte, Océane.

»Ich habe zwei Jahre lang gebraucht, um wieder kurze Shirts anzuziehen, weil ich die ekelhaften Blicke der Menschen auf mir gespürt habe«, deine Hände fahren über die kalten Arme, »ich hatte jeden Moment Angst, ein Stück Haut zu zeigen, weil ich so verdammt unattraktiv geworden bin!«

Deine Bewegungen stoppen, so auch meine. Einige Schritte gehst du nach hinten, ehe du dir auf die Lippe beißt, als hätte ich deine Worte niemals hören dürfen. Und in dem Moment frage ich mich, ob du Angst hast oder denkst, dass du mir nicht mehr gefallen könntest - was ein Schwachsinn!

»Du meinst das nicht ernst«, ich versuche die Beherrschung nicht zu verlieren, aber du weißt genau, wie wütend mich deine Worte machen, »Das ist nicht dein fucking Ernst, Océane Belrose!«

Ihre dichten, dunkeln Wimpern sind verschlossen; verwehren mir den Blick in ihre Seele, »Lass mich allein, Xade, bitte.«

Mein Kopf schüttelnd sich wie von allein, während das Adrenalin wild durch meine Adern fließt, »Nein, wir klären das jetzt! Ich fasse es nicht, hast du dich schon einmal im Spiegel angesehen?«, fassungslos stelle ich mich vor sie, wobei du versuchst, mir aus dem Weg zu gehen. Ich werde nicht schnell wütend, außer bei solchen Aussagen.

Da du mich nicht anschaust, sondern an mir vorbei, verfolge ich deinen Blick, um letzten Endes auf den Tequila-Flaschen zu landen, »Sag, dass das ein Spaß war oder ich verliere mich, Océane!« Da du kleiner als ich bist, beuge ich mich zu deinem Ohr hinunter und bemerke deutlich die Gänsehaut, die sich über den Körper ausbreitet.

»Mach mich verdammt nochmal nicht wütend; sag, dass du lügst - sag es!«, doch du bleibst nur stumm. »Isst du deswegen manchmal wenig?«

Du schüttelst den Kopf.
Ich glaube dir nicht.

»Ricco, du, ich«, verletzt sehe ich sie an, »wir haben Flora an einer Sucht verloren, also sag mir«, ich nehme die Tequila-Flasche in die Hand und wende sie einige Male. Muss dabei an unseren ersten Fast-Kuss im Club denken, fuck!

»Soll ich dich vielleicht auch noch an einer Sucht verlieren?«, ich schließe die Augen, »Willst du noch einmal gehen, mich allein lassen und zusehen, wie ich dummer Idiot, nur anwesend bin, aber nicht lebe? Verdammt, willst du das?«

Zum Ende hin wird meine Stimme immer lauter und ich hebe den Arm, um die Flasche auf den Boden zu werfen, wo sie in tausende Scherben zerbricht. »Das ist mein fucking Herz und zwar jedes verdammte Mal, wenn du unzufrieden mit dir bist!«

Dein Schluchzen macht die Situation nicht besser. Ich lasse mich abwesend auf den Boden gleiten und sitze, inmitten der braunen Flüssigkeit, in deinem Wohnzimmer. »Ich wollte dir keine Angst machen«, sprichst du leise aus.

Und ich antworte,
ohne dich zu Wort zukommen lassen.

»Aber das tust du, jeden Tag. In jeder Minute, die du nicht neben mir sitzt, habe ich Furcht davor, dass dich Andere belästigen. An jedem Tag, den wir nicht zusammen verbringen, sehe ich glückliche Paare an und frage mich, warum uns das widerfahren muss«, ich lasse den Kopf hängen.

Du hast dich hinter mich gesetzt, wobei dein Kopf in meiner Halsbeuge liegt und du deine Arme um mich schlingst, »Es tut mir leid, Xade.«

»Ich vergesse immer wieder, dass du für mich so viel machst. Jahre auf mich gewartet hast, mich beschützt und deine Freunde vernachlässigst, Xade. Manchmal, manchmal habe ich das Gefühl, dass ich dich wieder verlassen sollte, damit du jemand Besseren findest; es tut mir leid.«

Das Gespräch war definitiv noch nicht beendet.

☹   ☹   ☹

Eure Meinungen zu:

-  Océane  -

-  Xade  -

☹   ☹   ☹

✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now