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 Schicksalsschläge lassen sich ertragen; sie kommen von außen, sind zufällig

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Schicksalsschläge lassen sich ertragen;
sie kommen von außen, sind zufällig.
Aber durch eigene Schuld leiden;
das ist der Stachel des Lebens.
-  Oscar Wilde -

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» » Kapitel 3 von 7 « «
TRIGGER-WARNING

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Deine Stimme brach, Mom. Sie passte zu dem Anblick, den du uns preisgabst. Liebst du dich? Liebst du deinen Körper und kannst du in den Spiegel schauen, ohne weinen zu müssen. Würdest du dich mögen, wenn du dir auf der Straße begegnen würdest - würdest du dir eine Welt mit solchen Menschen, wie dich, wünschen?

Du hast sie erstickt.
Warum gabst du mir die Schuld?

Schuld ist eine Zecke, nicht wahr? Sie ist anfänglich nur ein oberflächliches Gefühl, doch je länger wir sie mit und tragen, desto tiefer setzt sie sich in unser Fleisch fest. Sie ist die kleine Stimme unseres Inneren, die böse Floskeln summt und uns zeigt, wie schlimm wir Menschen doch sind.

Schuld ist ein Täter; der dich töten kann. Schuld ist ein winziges Gefühl, dem du keine Beachtung schenkst. Und dich letzten Endes lebensunfähig macht, weil du in jedem Ding, das du ansiehst und jede Person, die du besuchst, mit der einen, bestimmten Sache verbindest.

Es war ihr Kinderzimmer.
Ihre Sicherheit und Geborgenheit.

Du hast ihr nicht nur das Beides genommen; du hast ihr eine Zukunft genommen. Du hast ihr einen Partner an ihrer Seite genommen; jemanden, der sie liebt. Du hast ihr die Luft zum Atmen geraubt, bis nur noch tote Augen dich anstarrten.

Wo war das Funkeln, wo verschwindet ihr Lächeln hin? Siehst sie uns zu, ist sie oben noch hübscher? Trägt sie ein weißes Kleid und läuft auf hohen Schuhen, die sie sich immer so sehr gewünscht hat? Mama, wie konntest du ihr das Leben nehmen; wie konntest du sie allein lassen?

Allein mit ihrer Angst vor dem Tod.
Allein, allein, allein.

Ich wurde nicht gefragt, ob ich mich dazu äußern möchte - ich wusste, dass ich etwas riskierte, doch ich konnte nicht einfach nur auf dem Stuhl sitzen. Mein Körper stand auf; mit ihm meine Gedanken, die sich selbst zerstörten.

»Sie war ein Kind«, gebe ich leise von mir. Alle halten die Luft an; spürst du, wie der Sauerstoff deine Organe verlässt? »Sie war dein Kind.«

Dein Fleisch, dein Blut. Sie hatte dieselbe Haarfarbe wie du, hatte dieselben Sommersprossen. Sie war ein Ebenbild deines Gesichtes; du hast dich in ihr gesehen, nicht wahr? Du warst das schwarze Schaf deiner Familie, sagtest du. Sie war dein Spiegelbild; wenn du sie lachen gesehen hattest, hattest du Angst vor ihr. Oder, Mom?

✓ | Himmlisches VerbrechenWhere stories live. Discover now